Automatisch in guten Händen

Interview mit Anita Renc, CSO der Afag Holding AG

Wirtschaftsforum: Frau Renc, Afag ist Inbegriff für effiziente Zuführtechnik. Was genau bedeutet das?

Anita Renc: Bei Zuführlösungen geht es um das lagerichtige Zuführen von Teilen zum nächsten Produktionsschritt. Afag bietet hier die ganze Palette von CAD/CAM-basierten Vibrationsförderern, Entwirrlösungen, flexiblen Zuführsystemen oder auch Linearschienenantriebe, Nachfüllvorrichtungen oder Steuergeräte an. Letztlich sind wir Spezialist für hocheffiziente automatische Zuführungen, von der Komponente über auf die Applikation hin optimierte Teilsysyteme bis hin zu Schulung und Service.

Wirtschaftsforum: Mit Komponenten für die Montageautomation in den Bereichen Zuführen, Handhaben und Transportieren hat sich Afag längst auch international hervorragend etabliert. Wie sah der Weg bis hierher aus?

Anita Renc: Das Unternehmen wurde 1956 in Huttwil als Apparatefabrik AG gegründet und stellte 1962 die erste Zuführung her. Seitdem hat es verschiedene strukturelle Veränderungen gegeben, gleichzeitig hat sich die Afag konstant weiterentwickelt und das Angebot immer wieder ausgeweitet und verbessert. Durch verschiedene Übernahmen konnten wir unsere Kompetenzfelder gezielt ausbauen. Nach wie vor befindet sich der Hauptsitz in der Schweiz, es gibt zwei Produktionsstandorte in Deutschland, einen in der Schweiz. In den USA und China haben wir Niederlassungen, in denen gerade erste Fertigungsschritte zur Lokalisierung der Produkte gestartet werden.

Wirtschaftsforum: Gibt es etwas, das Afag besonders auszeichnet und vom Markt absetzt?

Anita Renc: Wir können Kunden in unterschiedlichsten Lösungsansätzen beraten und stehen sowohl für einzelne Komponenten als auch für schlüsselfertige Lösungen. Und in Spitzenzeiten unterstützen unsere Spezialisten die Kunden auch mit dazugehörigen Engineering-Dienstleistungen. Dieses Komplettpaket ist ein Alleinstellungsmerkmal. Hinzu kommt, dass Afag-Produkte für ihren hohen Qualitätsstandard geschätzt werden. Wir scheuen uns nicht vor komplizierten Aufgabenstellungen. Afag wird oft dann gerufen, wenn es niemand sonst machen will.

Wirtschaftsforum: 2020 war coronabedingt mit großen Herausforderungen verbunden. Wie ist Afag durch diese Zeit gekommen?

Anita Renc: Es gibt Randbedingungen, denen sich momentan alle Lieferanten stellen müssen. Die Auftragslage schwankt sehr. Im Lockdown ging der Auftragsbestand zuerst dramatisch runter, danach kam die Aufholjagd. Wwir hatten im Sommer teilweise so viele Aufträge, dass wir kaum genug Personal hatten, um sie bewältigen zu können. Jetzt schlagen wir uns, wie die ganze Branche, mit den knapper werdenden Ressourcen herum. Aber in unserem Business basiert vieles auf dem persönlichen Austausch und dem Vertrauen der Lieferanten und Kunden, das ist in diesen Zeiten der Krise besonders wichtig.

Wirtschaftsforum: Automationslösungen spielen in den verschiedensten Produktionsbereichen eine zentrale Rolle. Ist das Kundenportfolio entsprechend breit gefächert?

Anita Renc: Ja. Wir kommen ursprünglich aus dem Automotive-Bereich, der von der Coronakrise besonders betroffen ist. Daher haben wir unseren Kundenkreis ausgeweitet und arbeiten heute außerdem auch verstärkt für die Elektronikfertigung, Konsumgüter- und Lebensmittelindustrie, Medizintechnik und Kosmetikindustrie. Während der Pandemie haben wir zum Beispiel begonnen, Maschinen für die Maskenfertigung auszustatten; die Kunden in dieser für uns damals neuen Applikation haben wir durch Flexibilität und schnelle Reaktion gewinnen können.

Wirtschaftsforum: Gibt es etwas, das Afag besser oder anders macht als die anderen?

Anita Renc: Wir können uns nicht mit der Vertriebsstärke von Unternehmen wie Festo vergleichen, aber durch unsere Größe sind wir schneller und wendiger und können besser auf Kundenwünsche reagieren. Zudem haben wir uns auf einen Bereich spezialisiert, in dem wir sehr gut sind und können unseren Kunden hier eine hochwertige Beratung bieten. So haben wir das Unternehmen ausgebaut und Akquisitionen getätigt, die gut zu uns passen und unsere Produktpalette perfekt ergänzen. Nicht zuletzt haben wir ein hervorragendes Team an erfahrenden Ingenieuren, das am Puls der Zeit arbeitet und die Innovation in unserer Branche mit antreibt. Momentan suchen wir an allen Standorten neue Talente, um weiter zu wachsen. In drei Jahren soll der Umsatz bei 75 Millionen EUR liegen. Innovationszyklen sollen verkürzt werden, um den größten Teil des Umsatzes mit Produkten zu generieren, die jünger als drei Jahre sind. Kunden sollen Afag noch stärker als Lieferanten mit attraktiven, innovativen Produkten wahrnehmen.

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