Menschen bei ihrer Mobilität unterstützen

Interview mit Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE Auto Club Europa

Wirtschaftsforum: Herr Heimlich, ACE steht für Auto Club Europa. Der Name sagt es: Ihre Organisation ist als einer der größten Mobilitätsdienstleister grenzübergreifend auf europäischer Ebene tätig. Welche Leistungen bieten Sie Ihren Mitgliedern und was sind Ihre Ziele?

Stefan Heimlich: Der Kern unserer Leistungen ist die Pannen- und Unfallhilfe: beispielsweise jetzt im Winter die Starthilfe, wenn das Auto nicht anspringt, oder die Unfallhilfe, wenn jemand bei vereister Straße in den Graben gerutscht ist oder das Auto nach einem Unfall nicht mehr fahrtüchtig ist und in die Werkstatt gebracht werden muss. Auch bei Unfällen, die auf Reisen im europäischen Ausland passieren, sorgen wir dafür, dass der Unfall abgewickelt wird und unsere Mitglieder sicher sein können, dass ihr Auto und sie selbst wieder nach Hause gebracht werden. Diese Sicherheit zu haben, schätzen unsere Mitglieder an uns sehr. Darüber hinaus machen wir uns als Verbraucherschützer stark. Ein großes Thema sind dabei Verspätungen bei Flug- und Bahnreisen oder auch falsche Angaben bei Produkteigenschaften. Ein weiterer Punkt ist, dass wir als Mobilitätsbegleiter unsere Mitglieder über die Möglichkeiten ihrer Mobilität informieren wollen, damit sie alle ihre Wege auch zu bezahlbaren Preisen hinter sich bringen können. Und deshalb ist es uns dabei auch sehr wichtig, nicht stur aufs Auto zu schauen, sondern darauf, wie sich Fahrrad, Bus und Bahn in Kombination damit nutzen lassen. Unser Ziel sind gut informierte Mitglieder, die ihre Möglichkeiten zu nutzen wissen. Wir verstehen uns als Solidargemeinschaft, die Menschen bei ihren Mobilitätsbedürfnissen unterstützt. Deshalb bieten wir unsere Leistungen günstig und aus der Mitgliederperspektive an.

Wirtschaftsforum: Wie ist der ACE strukturell aufgestellt?

Stefan Heimlich: Den ACE gibt es seit über 50 Jahren. Er wurde1965 von den im Deutschen Gewerkschaftsbund vereinten Gewerkschaftern in München gegründet und stand zunächst nur Gewerkschaftsmitgliedern offen. Seit 1995 kann jeder bei uns eintreten. Wir beschäftigen heute 300 Mitarbeiter und haben rund 630.000 Mitglieder. Unser Hauptsitz ist Stuttgart. Darüber hinaus haben wir noch zwei weitere Niederlassungen in Berlin und Hamburg, wobei in Berlin unsere verkehrspolitische Abteilung und unsere Pressestelle angesiedelt sind. Eine weitere Niederlassung haben wir in Hamburg, weil wir in Hamburg der größte Vertriebspartner der S-Bahn Hamburg sind.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie mit den Herausforderungen der Corona-Pandemie um und wie sehen Sie vor diesem Hintergrund die weitere Entwicklung des ACE?

Stefan Heimlich: 2020 war, was die Mitgliederentwicklung angeht, ein herausforderndes Jahr und wir sind froh, dass wir es trotz der Pandemie mit Stabilität abschließen konnten. Auch in den Jahren davor sind wir stetig gewachsen – für uns ein Zeichen, dass wir mit unserem Angebot und unserem Preis überzeugen. Durch die beiden Lockdowns ist das Verkehrsaufkommen stark zurückgegangen. Hinzu kommen verminderte Einkommen aufgrund von Kurzarbeit, bei Selbständigen die vorübergehende Schließung des eigenen Geschäfts oder Betriebs, sodass die Menschen prüfen, wo sich etwas einsparen lässt. Das haben wir natürlich auch zu spüren bekommen. Allerdings haben wir auch viele neue Mitglieder zu verzeichnen, weil die Menschen stärker auf das Auto und im Sommer auch auf das Fahrrad gesetzt haben.

Wirtschaftsforum: Worin sehen Sie die Gründe für den langfristigen Erfolg des ACE und welche Impulse wollen Sie dem Verein geben?

Stefan Heimlich: Zum einen bieten wir zuverlässige Lösungen für unsere Mitglieder und gewährleisten sichere Hilfe bei Panne und Unfall. Zum anderen sind wir neben dem Preisvorteil durch unsere Tarife, die im Vergleich zu anderen alle im Haushalt verfügbaren Fahrzeuge einschließt, eine starke Solidargemeinschaft: Bei uns hilft jeder jedem. Was die Impulse betrifft, so konnten wir die Ausweitung der Pannen- und Unfallhilfe vom Auto auf das Fahrrad in 2018 bereits realisieren. Weiterhin wollen wir den ACE zum Mobilitätsbegleiter unserer Mitglieder in die Mobilität der Zukunft weiterentwickeln. Dahinter steckt die Idee, dass sich Mobilität in den nächsten Jahren weiter sehr stark verändern wird hinsichtlich der drei großen Trends Digitalisierung, Elektrifizierung und Autonomes Fahren.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie den Verein in den nächsten drei bis fünf Jahren?

Stefan Heimlich: Wir möchten nach Corona noch mehr Menschen von uns begeistern und sie beraten zur Vielfalt der Mobilität. Wir wollen noch stärker die Interessen der Menschen, die Mobilität nutzen, schützen können – so wie es unser in unserer Satzung beschriebener Auftrag ist, den wir in die moderne Zeit übertragen möchten.

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