Kein Antrieb? Dann gib Kette!

Interview mit Oliver Hagenbuck, Sales Director Germany and Austria der Renold GmbH

Um die Herstellung von Antriebsketten geht es bei der Renold GmbH schon seit 1909, allerdings damals unter anderem Namen. Bis 1963 firmierte das in Berlin gegründete Unternehmen als Arnold & Stolzenberg GmbH, bevor es von dem börsennotierten englischen Konzern Renold aufgekauft wurde. Seit 1919 ist es in Einbeck-Juliusmühle heimisch.

„Der Hintergrund für den Umzug war die Gewinnung von Elektrizität“, erzählt Oliver Hagenbuck, Sales Director Germany and Austria. Er erläutert: „Wir haben bis heute Wasserrechte und besitzen eine eigene Turbine zur Stromerzeugung. Die reicht heutzutage allerdings gerade einmal für die Notstrombeleuchtung.“

Die technologische Entwicklung ging in großen Schritten voran: „Es wurden wartungsfreie, abrasive Ketten entwickelt, und auch die Roboterfertigung ist inzwischen im Kettenbereich angelangt: Einzelne Teile werden jetzt von Robotern produziert“, berichtet der Sales Director weiter.

Oliver Hagenbuck hat bereits fast 35 Jahre der Firmengeschichte miterlebt. 1984 begann er bei Renold als Auszubildender und machte eine kaufmännische Lehre im Betrieb. Später war er im Außendienst sowie als Niederlassungs- und Exportleiter tätig, bevor er Vertriebsleiter für Deutschland und Österreich wurde.

Am Firmensitz in Einbeck sind mittlerweile 425 Mitarbeiter beschäftigt. Zahlreiche Ketten von Renold-Vertriebsgesellschaften werden hier produziert. Der Außenumsatz beträgt 80 bis 90 Millionen EUR.

Riemen statt Kette?

Nicht immer war es klar, dass die Kette im Maschinen- und Anlagenbau überlebt. „In den 1980er-Jahren kam die Debatte auf, ob die Kette durch den Riemen ersetzt werden würde. Doch in den Bereichen Antrieb, Fördertechnik und Logistik ist sie nach wie vor unersetzlich“, stellt der Sales Director klar. So sei der Weltmarkt für dieses Produkt auch weiterhin vorhanden und recht stabil.

„Vertrieb bedeutet, offen zu sein und auch zuzuhören. Ich muss mein Gegenüber einschätzen können und mich auf Mensch und Situation einstellen – auch mit der Kleidung.“ Oliver HagenbuckSales Director
Oliver Hagenbuck, Sales Director Germany and Austria

Die Kernkompetenz von Renold liegt in der Herstellung von Rollenketten mit einer Breite von 4 mm bis 2“. „Wir wollen weg von der Standardkette. Die gibt es billig aus Asien“, erklärt Oliver Hagenbuck. In Logistikzentren werden Ketten für unterschiedliche Anwendungen benötigt. Gefragt sind dort optimierte Produkte mit weniger Schmierung oder selbstschmierende und damit wartungsarme Ketten.

Im Lebensmittelbereich gehe es eher darum, den Ölverbrauch zu minimieren. Mit Renold Synergy hat das Unternehmen eine Hochleistungsrollenkette mit außergewöhnlich hoher Lebensdauer entwickelt. „Daran durften sich unsere Ingenieure austoben. Sie haben das Beste vom Besten gemacht“, lobt Oliver Hagenbuck das Ergebnis.

Auch rostfreie Ketten für aggressive Umgebungen und Spezialketten, die besonders schmal sind, dabei aber eine höhere Leistung aufnehmen können, sind im großen Sortiment des Einbecker Herstellers zu finden. Neben der starken Marke, deren Verkaufszahlen steil nach oben gehen, hält der Sales Director besonders das breit aufgestellte Wissen über Service und Pricing für ein Erfolgsrezept – „und nicht zuletzt natürlich ein Produkt, das nicht ausfällt.“

Ärmel hoch, Ohren auf

Oliver Hagenbuck ist heute für Strategie und operatives Geschäft zuständig. Regelmäßig beim Kunden vor Ort zu sein, ist für ihn ein wesentlicher Teil des Geschäfts, betont er. „Es ist wichtig zu hören, wie die aktuelle Situation am Markt ist. Das weiß man, wenn man selbst jahrelang im Außendienst war. Die Großkunden wollen außerdem ab und zu den Chef sehen.“

Außer ihm ist in Einbeck kein Chef vor Ort. „Man lässt uns tun, was wir wollen, solange die Zahlen stimmen“, sagt er. Ohne den täglichen Umgang mit Kunden und Maschinen könnte er sich seine Arbeit nicht vorstellen. „Fünfmal acht Stunden im Büro zu sitzen, das wäre nichts für mich. Ich finde es spannend, die neuesten Entwicklungen zu sehen und zu erfahren, was ‘draußen’ passiert.“

Dafür macht er sich auch gern an einer Kette die Hände schmutzig. „Vertrieb bedeutet, offen zu sein und auch zuzuhören. Ich muss mein Gegenüber einschätzen können und mich auf Mensch und Situation einstellen – auch mit der Kleidung.“ So haben in der Werkstatt Anzug und Krawatte nichts verloren, findet er, und krempelt stattdessen die Ärmel hoch. Ähnliches wünscht er sich von den Politikern: „Sie sollten anfangen ehrlich zu sein. Wir sind nicht nur mündig, wenn Wahlen anstehen. Es wäre schön, wenn sie ihren Job professioneller erledigen würden.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Der Mensch bleibt das stärkste Netz

Interview mit Denise Link, Geschäftsführerin der comcontrol GmbH

Der Mensch bleibt das stärkste Netz

Die Digitalisierung verändert Arbeitswelten rasant. Die comcontrol GmbH aus Schwalbach am Taunus begleitet Kunden dabei in allen Fragen rund um Telekommunikation und Mobilfunk. Mit Geschäftsführerin Denise Link sprachen wir über…

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Kulke, Gründer und Geschäftsführer der alcona Automation GmbH

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Die Landwirtschaft steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Gleichzeitig boomt die Elektromobilität, und auch die Energiewende verlangt nach innovativen Lösungen. Genau an diesen Schnittstellen positioniert sich die alcona…

Die Flamme weitergeben

Interview mit Nina Remagen, Geschäftsführerin der Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG

Die Flamme weitergeben

Seit über 300 Jahren prägt die Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG aus Hürth die Fleisch- und Lebensmittelbranche. Heute führen zwei Schwestern das Traditionsunternehmen bereits in der 10. Generation. Im…

Spannendes aus der Region Landkreis Northeim

„Wir bauen mehr als nur Läden“

Interview mit Christian Hunold Geschäftsführer der Ladenbau Hunold GmbH

„Wir bauen mehr als nur Läden“

In einer alten Werkstatt in Leinefelde nahm eine Vision Gestalt an: Ladengeschäfte zu bauen, die mehr als nur Verkaufsräume sind. Heute hat sich die Ladenbau Hunold GmbH als kompetenter Partner…

COMSOL: Vom Start-up zum Multiphysik-Marktführer

Interview mit Dr. Thorsten Koch, Geschäftsführer der Comsol Multiphysics GmbH

COMSOL: Vom Start-up zum Multiphysik-Marktführer

Comsol Multiphysics bietet Ingenieuren und Forschern innovative Werkzeuge, um komplexe physikalische Prozesse realitätsnah zu simulieren. Im Interview erläutert Geschäftsführer Dr. Thorsten Koch, wie das Unternehmen mit seiner Simulationsplattform Industriekunden dabei…

Feuerwehr im Herzen,  Innovation im Einsatz

Interview mit Ernst Müller, Geschäftsführer der MURER-Feuerschutz GmbH

Feuerwehr im Herzen, Innovation im Einsatz

Feuerwehren sind unverzichtbar – egal ob bei Hochwasser, Waldbrand oder Verkehrsunfall. Damit sie ihre Arbeit sicher und effektiv leisten können, brauchen sie verlässliche Ausrüstung und kompetenten Service. Genau dafür sorgt…

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Kulke, Gründer und Geschäftsführer der alcona Automation GmbH

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Die Landwirtschaft steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Gleichzeitig boomt die Elektromobilität, und auch die Energiewende verlangt nach innovativen Lösungen. Genau an diesen Schnittstellen positioniert sich die alcona…

Ein gut sortiertes Unternehmen

Interview mit Vincent Sonneville, Area Sales Manager der Optimum Sorting NV

Ein gut sortiertes Unternehmen

Bei Optimum Sorting trennt sich die Spreu vom Weizen: Denn der belgische Sortiermaschinenhersteller will mit seinen Anlagen konsequent sicherstellen, dass einwandfreie Produkte und möglicherweise gefährliche Ausschussware getrennte Wege gehen. Area…

Mit Herz, Hand und Haltung

Interview mit Jochen Saacke, Geschäftsführer der Höhenberger Biokiste GmbH

Mit Herz, Hand und Haltung

Immer mehr Menschen legen Wert auf gesunde Ernährung, Nachhaltigkeit und Regionalität – gleichzeitig soll der Einkauf möglichst bequem sein. Biokisten verbinden diese Ansprüche: Frisches Obst, Gemüse und viele weitere Bio-Produkte…

TOP