Nachhaltige Präzision
Interview mit Dipl.-Ing. Jürgen Röders, Geschäftsführer der Röders GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Röders, was sind, über 200 Jahre nach der Unternehmensgründung, die Kernkompetenzen von Röders?
Jürgen Röders: Unser Geschäft steht heute auf zwei Säulen, dem Blasformen- und dem Maschinenbau. Dabei macht der Maschinenbau rund 85% unseres Umsatzes aus. Wir können unseren Kunden ein breites Portfolio an Maschinen bieten, die wir, angepasst auf die Kundenbedürfnisse, je nach Präzision und Anwendung, mit Optionen ausstatten. Wir sind auch in der Lage zu automatisieren, und haben unsere eigene Software. Aus unserer Historie heraus haben wir immer schon eine eigene Steuerung gehabt, die wir stetig weiterentwickeln, ebenso wie eine eigene Regelungstechnik. Die meisten anderen Anbieter kaufen diese zu, was einen hohen Aufwand bedeutet. Wir kennen die Maschinen genau und können so zielgerichtet entwickeln, für eine höchstmögliche Leistung.
Wirtschaftsforum: Was kennzeichnet Ihr Angebot im Bereich der Blasformen?
Jürgen Röders: Wir fertigen rund 5.000 Formen im Jahr. In dieser Größe gibt es nur wenige Anbieter. Der Markt und der Wettbewerb sind in diesem Bereich sehr überschaubar. Im Gegensatz zum Maschinenbau gibt es hier kaum Innovationen. Hier geht es darum, die Formen möglichst effizient zu produzieren. Allerdings fokussieren wir uns auf Blasformen für PET-Flaschen. Im Markt schätzt man uns vor allem für unsere Präzision, Schnelligkeit, Verlässlichkeit und unsere Diskretion. Wir arbeiten für große Namen wie Coca-Cola oder Danone. Hier ist Vertrauen eine wichtige Grundlage.
Wirtschaftsforum: Ist die Zinngießerei noch relevant für das Geschäft?
Jürgen Röders: Nein, das ist sie nicht mehr. Wir erhalten sie auf kleinem rentablem Niveau aus Traditionsgründen.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Branche?
Jürgen Röders: Bei den Blasformen ist recyceltes PET, sogenanntes R-PET ein wichtiges Thema. Im Flaschenbereich können unsere Kunden bereits einen vorbildlichen Kreislauf abbilden. Es geht nicht viel Material verloren, da PET vielfältig einsetzbar ist. Auch in der Energiebilanz ist PET besser als bei Glas oder Dosen. Die Kreislaufwirtschaft ist ‘die’ Lösung für das Müllproblem. Im Maschinenbau dreht sich das Thema Nachhaltigkeit vor allem um den Energieverbrauch und die Energieeffizienz.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist die Digitalisierung als Treiber Ihrer Weiterentwicklung?
Jürgen Röders: Im Maschinenbau werden die Maschinen sukzessive automatisiert. Die Automation ist vor allem für unsere Kunden wichtig, unter anderem vor dem Hintergrund des anhaltenden Fachkräftemangels. So können zum Beispiel Werkstücke automatisiert in die Maschinen eingeladen und wieder herausgenommen werden, wenn sie fertig sind. Der nächste Schritt ist die Vernetzung, zum Beispiel durch Leitsysteme in verschiedenen Ausbaustufen.
Wirtschaftsforum: Was sind heute Ihre wichtigsten Zielbranchen?
Jürgen Röders: Im Formenbau konzentrieren wir uns auf die Getränkebranche. Im Maschinenbau sind wir im Automobilbereich stark. Wir liefern aber auch Lösungen für Mobiltelefone mit Zubehör wie Ladegeräte oder Stecker. Für jedes Kunststoffteil braucht man eine eigene Stahlform.
Wirtschaftsforum: Welche Regionen oder Länder sind aktuell relevant und wo sehen Sie vielversprechende Perspektiven für die Zukunft?
Jürgen Röders: Zurzeit sind Deutschland und China die wichtigsten Märkte für uns. Für die kommenden Jahre sehen wir unter anderem viel Potenzial in den USA. Dies ist ein hochpotenter Markt, in dem, nicht zuletzt als Konsequenz aus der Pandemie, wieder mehr Fertigungsindustrie entsteht.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen?
Jürgen Röders: In diesem Jahr möchten wir mit unseren Innovationsthemen signifikant vorankommen und die Technologie der Maschinen vorantreiben. Langfristig steht der Erhalt unseres Unternehmens im Vordergrund. Das war immer unser wichtigstes Ziel. Jede unserer Generationen hat etwas geleistet und mit vollem Engagement das Unternehmen vorangetrieben, nicht nur strategisch, sondern auch operativ. Wir sind mit Leidenschaft dabei. Dabei gehen wir einen Schritt nach dem anderen. Wir sind offen für neue Geschäftsfelder, in die wir unsere Kompetenzen einbringen können. Die aktuelle Situation mit stockenden Lieferketten und exorbitanten Rohstoffpreisen ist eine Herausforderung. Bislang konnten wir immer Alternativen finden. es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt.
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