„Bei Otto Gruber gibt es keine Maschinen von der Stange!“

Wirtschaftsforum: Herr Schweiger, Frau Lainer, auch die Landmaschinenbranche blickt auf bewegte Jahre zwischen Corona- und Supply Chain-Krise zurück. Wie hat die Maschinenbau Otto Gruber Ges.m.b.H diese Zeit erlebt?

Andreas Schweiger: Gestützt auf die allgemein hohe Investitionsbereitschaft im Landwirtschaftssegment haben wir bis vor Kurzem sicherlich sehr starke Verkaufsjahre erlebt, in denen auch unser Unternehmen gesund wachsen konnte. Dank unseres belastbaren Netzwerks aus vornehmlich westeuropäischen Zulieferern waren wir auch vom Krieg in der Ukraine und der allgemeinen Lieferkettenproblematik nur indirekt betroffen. Während sich andere Marktteilnehmer sehr umfangreich mit Vorprodukten bevorrateten, haben wir unsere Lagerstände auch in dieser Zeit nur behutsam erhöht und wurden von unseren Partnern dementsprechend zuverlässig beliefert. Derweil geben wir die uns betreffenden gestiegenen Rohstoffkosten gleichsam nur in notwendigem Maße an unsere Kunden weiter und verzichten, wo immer möglich, auf außerplanmäßige Preiserhöhungen. Diese ruhige Hand hat sich gerade in der Krise sehr bezahlt gemacht.

Wirtschaftsforum: Mit welchen technischen Innovationen haben Sie sich in dieser Zeit beschäftigt?

Heidi Lainer: Kürzlich haben wir dem Markt mit unserem Universalstreuer unsere neueste Entwicklung vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen Großstreuer mit Tellerstreuwerk, der eine Streubreite von 20 bis 25 m und damit das Doppelte bis Dreifache der bisher üblichen Maße erreicht. Dank seiner besonders robusten Technik, dem feinen, sauberen Streubild sowie seiner Ausführung in Leichtbauweise hebt sich dieses Gerät zudem deutlich von den verfügbaren Wettbewerbsprodukten ab.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Digitalisierung bei der Weiterentwicklung Ihrer Anlagen und des gesamten Unternehmens?

Andreas Schweiger: Um bei unseren Maschinen weitere Automatisierungsmöglichkeiten nutzen zu können, haben wir unsere Steuerungskonzepte zielgerichtet überarbeitet und ausgebaut. Die dafür erforderliche Software entwickeln wir selbst in-house, während wir bei der Hardware mit einem versierten Partner zusammenarbeiten. Entsprechend konnten wir auch unser Portfolio um einen sehr kompakten und universell einsetzbaren Display-Typ und eine ISOBUS-Anwendung sowie entsprechende Telemetriemodule erweitern. Eine weitere wichtige Entwicklung: Mittlerweile sind all unsere Maschinen COC-fähig, sodass unsere Geräte ausnahmslos überall in der EU verkauft werden können und keine lokale Typisierung mehr erforderlich ist.

Wirtschaftsforum: Einen eigenen Onlineshop bietet Maschinenbau Otto Gruber weiterhin nicht an – wann wird sich das ändern?

Heidi Lainer: Gar nicht, denn diese strategische Entscheidung haben wir ganz bewusst getroffen. All unsere Anlagen sind modular aufgebaut und ihre einzelnen Elemente können weitgehend beliebig miteinander kombiniert werden. Bei uns gibt es keine Maschinen von der Stange. Diese individuelle Anpassung der einzelnen Anlagen an die konkreten Bedürfnisse im jeweiligen landwirtschaftlichen Betrieb setzt jedoch einen engen Dialog mit unseren Auftraggebern voraus – wir müssen ihre konkreten Anforderungen schließlich ganz genau kennen, um darauf aufbauend das ideale Produkt entwickeln zu können, und dieser Prozess ist keine Einbahnstraße. Deshalb wird man sich auch in Zukunft auf unserer Web-Präsenz sehr breit informieren und uns jederzeit kontaktieren können – aber eben keine Bestellung allein über das Internet aufgeben.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele wird Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren verfolgen?

Andreas Schweiger: Wir wollen weiter gesund wachsen und sehen dazu in unserer alpinen Heimatregion auch sehr viel Potenzial. Besonders wichtig bleibt dabei unsere gewachsene Verlässlichkeit und Beständigkeit, vor allem auch vor dem Hintergrund des allgegenwärtigen Fachkräftemangels. In den letzten Jahren, als unsere Produkte auf eine sehr starke Nachfrage im Markt stießen, haben wir unseren Personalstand leicht erhöht und wollen dieses Niveau auch beibehalten, wenn es nun eine leichte Marktkorrektur geben sollte. Eine Leiharbeiterquote von nur 1% ist auch an dieser Stelle Ausweis unseres langfristigen und nachhaltigen Denkens. Ebenso werden wir unserer grundsätzlichen Marktposition treu bleiben und weiterhin vornehmlich kleinere landwirtschaftliche Betriebe ansprechen, ohne die die Diversität und Qualität, wie wir sie kennen, gar nicht vorstellbar wäre. Die aktuelle Marktentwicklung gibt uns dabei inzwischen recht: Denn in diesem Jahr war zum ersten Mal kein ‘Bauernsterben’ in Österreich mehr zu verzeichnen. Dass es dabeibleibt, wäre sicherlich auch im Sinne der Nachhaltigkeit!

Maschinenbau Otto Gruber Ges.m.b.H
Harham 53
5760 Saalfelden am Steinernen Meer
Österreich
Tel. +49 6582 724590
Fax +49 6582 7245918
office(at)mb-otto-gruber.at
www.mb-otto-gruber.at

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Die klassischen Anlageformen stehen heute immer stärker unter Druck. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Handel mit Edelmetallen zunehmend an Bedeutung. Gold gilt seit jeher als krisenresistenter Wertträger, der nicht nur…

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Interview mit Dr. Artem Goldmann, Geschäftsführer und Inhaber der EOS Medical Care GmbH

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Die Produkte der EOS Medical Care GmbH mit Sitz in Neunkirchen – Verbrauchsmaterialien für Dialysegeräte – sind zwar für viele Menschen lebenswichtig, aber an sich nicht außergewöhnlich. Außergewöhnlich sind die…

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Was wäre, wenn Gesten, Blicke und Körpersprache nicht nur interpretiert, sondern als Eingabe genutzt werden? Mit Tools wie TouchDesigner und MediaPipe entsteht eine neue Form intuitiver, körperbasierter Interaktion.…

Aktuellste Interviews

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Präzision unter Wasser

Interview mit Gerald Glaninger, Geschäftsführer der AQUACONSULT Anlagenbau GmbH

Präzision unter Wasser

Sauberes Wasser ist lebenswichtig und seine Aufbereitung eine technische Meisterleistung. Moderne Kläranlagen müssen zuverlässig, energieeffizient und nachhaltig arbeiten. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Belüftung, denn sie verbraucht oft den…

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

TOP