„Wir decken den gesamten Lebenszyklus von Immobilien ab“

Interview mit DI Aramis Glück, Geschäftsführer der immo 360 grad gmbh

Wirtschaftsforum: Herr Glück, Sie sind seit gut zwei Monaten Geschäftsführer der immo 360 grad gmbh. Was reizt Sie besonders an dieser Position und was bringen Sie an Erfahrung mit?

Aramis Glück: Ich komme ursprünglich von der Architektur sowie dem Bauträgerbereich und durfte bereits in den letzten Jahren in leitender Funktion einer bedeutenden Wiener Wohnungsbaugesellschaft tätig sein. Nicht zuletzt dadurch kenne ich, neben der Planungs- und Errichtungsseite, auch jene des Betriebs, der Bewirtschaftung und Instandhaltung gut. Gerade in den aktuellen, herausfordernden Zeiten, ist diese gesamtheitliche Betrachtung über den Lebenszyklus einer Immobilie aus meiner Sicht von wesentlicher Bedeutung. Diese Perspektive bringe ich auch bei der immo 360 grad gmbh ein und finde es sehr spannend das Unternehmen und dessen Leistungen dahingehend zu gestalten – vom Neubau, über die Instandhaltung und Sanierung, bis hin zur Bewirtschaftung und dem Betrieb. Mein Ziel ist es, die Expertisen stetig weiterzuentwickeln und an die sich ändernden Anforderungen der Branche zeitgerecht auszurichten.

Wirtschaftsforum: Sie erwähnten bereits die Sanierung und Instandhaltung – welche Dienstleistungen bieten Sie genau an und was macht Ihr Unternehmen in diesem Bereich besonders?

Aramis Glück: Unser Leistungsspektrum ist sehr breit und reicht vom Teilen des Facility Managements, wie beispielsweise Reinigungsdienste, Gartenpflege und Winterdienste, über die Betreuung von energetischen Sanierungen, Wohnungssanierungen, Instandhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten bis hin zum Neubau. Unser Alleinstellungsmerkmal ist einerseits, dass wir Leistungen über den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie erbringen, andererseits, dass wir uns - als Tochter des österreichischen Siedlungswerks (ÖSW) - sehr intensiv mit den Bedürfnissen, Anforderungen und benötigten Leistungen, welche im Zuge der Verwaltung von Immobilien entstehen, auseinandersetzen, sowie unseren Leistungen darauf ausrichten - mehr, als es für andere Marktteilnehmer möglich ist. Wir orientieren uns bei der Leistungsgestaltung also initial am Bedarf des ÖSW Konzerns und erarbeiten die dafür passenden Lösungen.

Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema in Ihrer Unternehmensphilosophie. Wie setzen Sie das in der Praxis um?

Aramis Glück: Nachhaltigkeit ist tatsächlich ein zentraler Wert für uns. Dies bedeutet für uns nicht nur die Reduzierung des Energiebedarfs von Immobilien und die Verwendung entsprechender Baustoffe, sondern betrifft insbesondere auch soziale Aspekte, da die Sicherstellung von leistbaren Wohnraum für uns - als Teil eines gemeinnützigen Konzerns – ein ganz wesentlicher Aspekt unserer Tätigkeit ist. Das heißt, wir kombinieren ökologische und soziale Nachhaltigkeit, was nicht immer einfach ist, besonders in einem Markt, in dem die Kosten stark gestiegen sind. Doch genau das macht den Reiz aus: mit beschränkten Mitteln eine maximale Wirkung zu erzielen und dabei ökologisch und sozial verantwortungsvoll zu handeln.

Wirtschaftsforum: Der Immobilienmarkt und die Baubranche stehen derzeit vor großen Herausforderungen. Welche Entwicklungen sehen Sie und wie geht Ihr Unternehmen damit um?

Aramis Glück: Die Rahmenbedingungen haben sich durch die Krisen der vergangenen Jahre und die stetig steigenden Anforderungen an Immobilien stark verändert. Dies wird sich auch in absehbarer Zeit nicht gänzlich ändern. Baukosten sind gestiegen und die Finanzierungsmöglichkeiten sind nicht mehr so günstig wie früher. Im Neubausektor ist die Nachfrage aktuell stabil, aber die Baubeginne rückläufig. Wir erwarten jedoch, dass diese in Zukunft wieder ansteigen. Sanierungen sowie Arbeiten am Bestand sind nach wie vor gefragt und werden aus meiner Sicht in Zukunft eine noch deutlich wichtigere Rolle einnehmen. Hier ist jedoch das Spannungsfeld zwischen nötigen Maßnahmen, den Kosten und den möglichen aufbringbaren Mitteln immens. Insgesamt erfordert diese neue Situation ein Umdenken und eine flexible Herangehensweise – eine Herausforderung, die wir gerne annehmen, um unseren Kunden weiterhin einen hohen Mehrwert zu bieten.

Wirtschaftsforum: Wie steht es in Ihrem Unternehmen um die Digitalisierung? Gibt es in diesem Bereich konkrete Projekte?

Aramis Glück: Die Digitalisierung ist auch für uns ein großes Thema und die Stadt Wien treibt diesen Prozess auch aktiv voran. Unser Ziel ist es, Bestandsdaten der Immobilien effizient zu erfassen und zu verwalten, auch hier wieder über den gesamten Lebenszyklus. Dennoch bleibt der Faktor Mensch entscheidend und es ist wichtig, dass unsere Mitarbeiter den Umgang mit neuen Technologien lernen und diese in ihren Arbeitsalltag integrieren. Der digitale Wandel bringt enorme Chancen, aber es braucht Zeit, bis er zur Routine wird. Für die Zukunft planen wir, die Digitalisierung weiter auszubauen, um unsere Prozesse noch effizienter und transparenter zu gestalten.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Gebäudeenergiegesetz: Ist Nicht-Sanieren überhaupt noch eine Option?

Gebäudeenergiegesetz: Ist Nicht-Sanieren überhaupt noch eine Option?

Die Uhr tickt: Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verändert die Rahmenbedingungen nicht nur für private Vermieter, sondern auch für Unternehmen und Eigentümer gewerblicher Immobilien. Wer glaubt, er könne die Sanierung noch lange…

Wie das Forschungsprojekt VoxeLite digitales fühlbar macht

Wie das Forschungsprojekt VoxeLite digitales fühlbar macht

Digitale Oberflächen beginnen sich zu verändern. Durch die Forschung der Northwestern University wird erstmals möglich, was lange als Zukunftsvision galt: reale Texturen auf vollständig glatten Displays spürbar zu machen. VoxeLite,…

Ready to change

Ready to change

Werte zum Anfassen. In einer zunehmend digitalisierten Welt nimmt die Zahl haptischer Geschäftsmodelle kontinuierlich ab. Die Reisebank AG aus Frankfurt steht seit jeher für ein haptisches Geschäftsmodell und Werte zum…

Aktuellste Interviews

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Interview mit Dr. Ronald Bernstein, Geschäftsführer der BERGI-PLAST GmbH

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Steigende Kosten, globaler Wettbewerbsdruck und der rasche technologische Wandel fordern die Kunststoffindustrie heraus. Die BERGI-PLAST GmbH aus Bad Gottleuba-Berggießhübel begegnet diesen Entwicklungen mit konsequenter Automatisierung, digitaler Weiterentwicklung und einem klaren…

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Interview mit Thilo Röhrig, Geschäftsführer der Ringfoto GmbH & Co. KG

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Seit über 60 Jahren bündelt Ringfoto die Schlagkraft von über 1.200 Fotofachhändlern in Deutschland und 26 weiteren europäischen Märkten und geht in seinem Selbstverständnis wie in seinem Leistungsspektrum weit über…

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Interview mit Karsten Felsner, Geschäftsführer der Felsner Consult GmbH

Bauprojekte für Menschen und Medizin

Kaum ein Bereich im Bauwesen ist so komplex und anspruchsvoll wie der Krankenhausbau. Hier treffen technische Höchstleistung, organisatorische Vielschichtigkeit und menschliche Verantwortung aufeinander. Die Felsner Consult GmbH aus Berlin hat…

TOP