Hidden Champion mit Draht zur Industrie

DRADURA Holding GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Kreye, bevor wir zur jüngsten Vergangenheit von DRADURA kommen, erzählen Sie uns doch bitte etwas über das Unternehmen in seinen Anfängen und heute.

Matthias Kreye: DRADURA war über drei Generationen in Familienhand, bis die Firma 2016 verkauft wurde. Sie war zu dieser Zeit als Zulieferer für Haushaltsgerätehersteller bereits ein großer Player in Europa und ein Hidden Champion. Wir haben sieben Produktionsstätten, eine am Sitz der Holding in Altleiningen, Polen, Italien, in den USA, Tschechien sowie in Frankreich. Als Gruppe beschäftigen wir rund 1.100 Mitarbeiter. Unser Jahresumsatz liegt inklusive Intercompany-Geschäften bei 155 Millionen EUR. Unser wichtigstes Produkt ist der Spülmaschinenkorb. Daneben produzieren wir unter anderem Seitengitter sowie Roste für Backöfen sowie Roste für Kühlschränke. Ein weiterer Bereich sind Duschregale und Seifenhalter, aber auch Couchtische aus Drahtgeflecht sowie weitere Utensilien für den Wohn- und Badbereich. Wir produzieren unter anderem für BSH und IKEA Hausgeräte sowie Miele. Etwa 30 bis 40% der Produktionsmaschinen bauen wir selbst.

Wirtschaftsforum: An welcher Stelle kam die erfolgreiche Geschichte ins Stocken?

Matthias Kreye: Das Geschäft war über die Jahrzehnte recht stabil. Da es aber sehr investitionsintensiv ist, hat die Firma zwischendurch auch ums Überleben gekämpft. Mit dem Verkauf wurde in die Zukunft investiert. Allerdings schwächelten Wirtschaft und Konjunktur, und die Firma hatte an den Finanzierungslasten schwer zu tragen, sodass im August 2020 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet wurde. Das Management hat sich mit dafür entschieden, um eine spätere mögliche Regelinsolvenz zu vermeiden. Die Entscheidung hat sich als sehr positiv und umsichtig erwiesen, denn die Firma steht aktuell besser da denn je. DRADURA ist ein im Kern sehr gesundes Unternehmen und seit Mitte des letzten Jahres um 20% gewachsen.

Wirtschaftsforum: Wie erklären Sie sich das?

Matthias Kreye: Die Lockdownphasen führen dazu, dass die Menschen mehr zu Hause sind – Cocooning ist das Stichwort. In dieser Zeit stellen viele fest, dass die Spülmaschine, der Kühlschrank, der Backofen oder gleich die ganze Küche in die Jahre gekommen sind, und statten sich neu aus. So kommt es zu der kuriosen Situation, dass wir Insolvenz angemeldet und gleichzeitig ein unglaublich erfolgreiches Geschäftsjahr haben. Die Restrukturierungsphase hat aber schon Anfang 2020 begonnen. Mit dem Einfluss der Insolvenz und der Konjunktur konnten wir das Unternehmen wieder auf einen guten Weg bringen. Ein großes Lob muss ich an dieser Stelle auch unseren Mitarbeitern aussprechen. Ohne das Engagement des gesamten Teams wäre all dies nicht möglich. Im Frühjahr wird es saniert sein und zukunftsfähig dastehen.

Wirtschaftsforum: Wann und mit welcher Aufgabenstellung sind Sie zu DRADURA gekommen?

Matthias Kreye: Ich bin seit April 2019 bei DRADURA. Meine ersten Schritte habe ich bei Thyssenkrupp gemacht und bin dann als Unternehmensberater zu Porsche Consulting gegangen. Anschließend habe ich im Private-Equity-Bereich auch Unternehmen saniert und restrukturiert, zuletzt als COO. Deshalb hat man mir zugetraut, DRADURA wieder auf den richtigen Weg zu bringen. Es ging zunächst darum, den gesunden Kern des Unternehmens – Drahtwaren für Haushaltsgeräte – herauszustellen. Deshalb haben wir uns von einer Produktionsstätte in Frankreich getrennt; eine weitere, die für den Automotivebereich produziert, wollen wir noch verkaufen. Der operative Ansatz ist, Produktion und Supply Chain zu straffen und das Pricing in die richtige Richtung zu lenken.

Wirtschaftsforum: Welche weiteren Impulse wollen Sie dem Unternehmen geben?

Matthias Kreye: In Europa sind wir mit unserem Hauptsegment Spülmaschinenkörbe stark vertreten. In den USA stellen viele Spülmaschinenhersteller die Körbe noch selbst her. Dort wollen wir ein Stück des Kuchens abhaben. In China haben viele Menschen noch gar keine Spülmaschine. Das bietet uns die Möglichkeit, in dem wachsenden Markt mitzuwachsen. Daran werden wir die nächsten Jahre arbeiten. Aber auch in Europa sehe ich noch Wachstumspotential. Die Hausgeräteindustrie bietet in jedem Fall auch weiterhin genügend Wachstumschancen, deshalb werden wir uns darauf konzentrieren.

Wirtschaftsforum: Eine Restrukturierung ist eine große Aufgabe. Was motiviert Sie dazu?

Matthias Kreye: Meine Motivation liegt darin, die Firma dahin zu bringen, wo sie hingehört, und sie zu einem High-Performer zu machen.

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