Eins plus eins gleich eins
Interview mit Thomas Rücker, Geschäftsführer EnviroFALK PharmaWaterSystems GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Rücker, 2020 sind aus den ehemaligen Wettbewerbern Letzner Pharmawasseraufbereitung GmbH und WeteA-Wasser-Technische Anlagen Wilhelm Werner GmbH Tochterunternehmen der EnviroWater Group geworden. Wie kam es dazu?
Thomas Rücker: Letzner und Werner waren familiengeführte Unternehmen, die mit der Nachfolgeregelung konfrontiert waren – ein Thema, das allein in NRW rund 6.000 Unternehmen beschäftigt. Während sich Hans-Hermann Letzner früh um die Nachfolge gekümmert hat und mich als Nachfolger und geschäftsführender Gesellschafter etablierte, sah die Situation bei Werner anders aus. Dort entschieden sich die damaligen Gesellschafter für einen Verkauf in 2018 an die EnviroWater Group. 2018 und 2020 kamen so zwei gut laufende, mittelständische Unternehmen zu einer Gruppe, die großes Potenzial und die Chance einer dauerhaften Absicherung bot.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Struktur nach der Fusion aus?
Thomas Rücker: An den Standorten Leverkusen und Hückeswagen gibt es Projekte für die Pharmaindustrie, Kosmetik, Biotechnologie und Grünen Wasserstoff, die alle mit Rein- und Reinstwasser zu tun haben. Diese Kompetenzen sollten im Bergischen Land in einer Gesellschaft gebündelt werden. So entstand die EnviroFALK PharmaWaterSystems GmbH mit 130 Mitarbeitern, dem Hauptsitz in Leverkusen und zwei Werken in Hückeswagen, wo ein Großteil des Engineerings, Teststand, Service und E- und Automatisierungstechnik ansässig sind. Leverkusen ist Sitz von Vertrieb, Lager und den wesentlichen kaufmännischen Bereichen.
Wirtschaftsforum: Was sind die besonderen Herausforderungen einer solchen Fusion?
Thomas Rücker: Die Zusammenführung ist ein Prozess, der die Organisation über zwei, drei Jahre fordert und stresst, der von allen Mitarbeitern mitgetragen werden muss, damit das Unternehmen auf gesunde Beine gestellt werden kann. Dabei geht es um Dinge wie ein gemeinsames ERP- oder Warenmanagement oder die Harmonisierung der Produkte. Verschiedenste Dinge müssen auf unterschiedlichen Ebenen angestoßen werden bis hin zum gemeinsamen Briefkopf.
Wirtschaftsforum: Geht mit den Veränderungen auch eine neue Philosophie einher?
Thomas Rücker: Bestimmt. Change Management bedeutet auch Kulturwandel. Es müssen neue Hierarchien geschaffen, neue Positionen besetzt werden; das setzt eine hohe Akzeptanz bei den Mitarbeitern voraus. Sie müssen diesen Weg mitgehen, jeder muss den Wandel wollen. Veränderungen sind nicht immer beliebt – eher im Gegenteil. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter Spaß haben, wollen eine gute Atmosphäre kreieren. Das alles bei einer sehr hohen Auftragslage nebenher umzusetzen, ist nicht immer einfach.
Wirtschaftsforum: Wie sieht das Portfolio heute aus und was sind Zukunftsziele?
Thomas Rücker: Wir unterscheiden zwischen Projektgeschäft und Service. Im Wesentlichen kennzeichnet sich unser Servicegeschäft durch präventive Wartung, Austausch von Verschleißteilen, Inspektion der Systeme, Kalibrierung und auch Reparaturen oder Erweiterungen. Hier wollen wir neue Wege gehen im Bereich der digitalen Services zum Beispiel über Remote Services. Das Projektgeschäft basiert auf den vier Säulen: Pharma mit Biotech und Kosmetik, die 85% des Umsatzes ausmachen, sowie Halbleiterapplikationen und Wasseranlagenbau für die Erzeugung von Grünem Wasserstoff. Als vierte Säule gibt es noch den und Komponentenbau wie TOC-Geräte, UV-Anlagen oder Wärmetauscher. Im Pharmasegment arbeiten wir mit vielen Kunden, die im Bereich mRNA forschen. Auch wenn der Grüne Wasserstoff momentan nur 5% ausmacht, wollen wir diesen Bereich deutlich voranbringen und uns als Experte profilieren. Seit 15 Jahren begleiten wir hier bereits Projekte und bringen entsprechende Erfahrung mit. In der gesamten Gruppe ist Power-to-X ein zukünftig wichtiger Kernbereich; jedem ist es wichtig, dass wir eine zukunftsorientierte Technologie bieten, die Nachhaltigkeitsaspekte erfüllt. Wir wollen den Water Footprint optimieren, setzen daher gerne Projekte um, bringen sinnvolle Dinge voran und machen, statt nur zu reden. Das ist unser Motor. Auch künftig werden wir konsequent daran arbeiten, Kunden auf Augenhöhe zu beraten und die beste Lösung zu bieten. Nicht zuletzt wollen wir ein sicherer, innovativer Arbeitgeber sein, der Nachwuchs in besonderer Weise fördert.
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