Ein gutes Gesamtpaket
Interview mit Dennis Klimanek, Geschäftsführer der Vald. Birn GmbH
02.11.2021
Der dänische Konzern Vald. Birn A/S als größte Gießerei Nordeuropas streckte schon früh seine Fühler in Deutschland aus, um Transmissionselemente, also Elemente, zur Kraftübertragung, zu vertreiben. So wurde 1975 die Vertriebsgesellschaft in Mülheim gegründet, die inzwischen 40 Mitarbeiter beschäftigt und einen Umsatz von 6,5 Millionen EUR generiert.
Heute ist das Unternehmen in Europa der einzige Hersteller von Keilriemenscheiben. „Hier sind wir aktuell sehr gut ausgelastet, da sich der Import derzeit schwierig gestaltet, was auch vor dem Hintergrund steigender Rohstoffpreise sowie steigender Container- und Frachtkosten zu verstehen ist“, so Geschäftsführer Dennis Klimanek.
Eine bessere Produktqualität
„VTP-Keilriemenscheiben sind unsere wichtigste Produktgruppe. Während normale Keilriemenscheiben aus Graugussmaterial hergestellt werden, produzieren wir unsere Keilriemenscheiben in Sphäroguss-Guss, sodass wir dadurch ein anderes Dehnungs- und Spannungsverhalten erreichen, ebenso wie höhere Peripheriegeschwindigkeiten und eine höhere Festigkeit im Material“, erklärt Dennis Klimanek. „Wir brauchen weniger Material, die Scheibe ist leichter, was zur Folge hat, dass die Achslast reduziert und eine höhere Peripheriegeschwindigkeit zulässt. Insgesamt sprechen wir von einer Gewichtsreduktion um 50% – das spart Ressourcen und Kosten für den Antrieb.“
Die Standzeit eines Riemens wird mindestens verdoppelt, manchmal sogar vervierfacht oder versechsfacht da die Riemenkerntemperatur reduziert wird. Genau das ist das Hauptgeschäft des Unternehmens und hier produziert es maßgeschneiderte Kundenlösungen.
Eine gute Adresse für alle
Die Produkte werden am Standort produziert und weltweit importiert. „Es geht immer auch um die Balance zwischen Qualität, Lieferzeit und Preis“, ergänzt Dennis Klimanek. Daneben gibt es bei Vald. Birn Handelsprodukte wie elastische Kupplungen, ROFLEX-Keilriemen, Zahnriemenscheiben, Contitech Keilriemen oder TASSO-Strangguss. Der Erfolg in diesem Bereich liegt auch darin begründet, dass die Qualität sich mit hoher Verfügbarkeit, technischem Know-how und kurzen Dienstwegen paart. „Wir haben ein gutes Gesamtpaket, dass unsere Kunden aus dem Anlagen- und Maschinenbau, darunter zu 85% OEMs, vom Mittelständler bis zum Großunternehmen, anspricht“, so Dennis Klimanek.
Mit Volldampf voraus
Nach kurzer Lockdown-Schockstarre im März letzten Jahres ist die Vald. Birn GmbH mit einer recht komfortablen Situation in die Krise gegangen, da der Auftragsbestand hoch war. „Wir haben es ohne Kurzarbeit geschafft. Kunden und Mitarbeiter sind zufrieden. Ab September, Oktober lief alles wieder normal und wir haben auch das letzte Jahr ähnlich wie das Vorjahr abgeschlossen“, erklärt Dennis Klimanek. „Jetzt heißt es bei uns wieder Volldampf voraus, denn es sind noch viele Themen, die uns jetzt und in der Zukunft beschäftigen, wie etwa Nachhaltigkeit – das Stichwort des Tages. Wir kommen aus einer sogenannten ‘schmutzigen Industrie’ – der Gießerei.“
So spart das Unternehmen Gewicht, wenn statt 100 nur 50 kg abgegossen werden – eine große Ressourcen-Einsparung. „In Europa gelten ganz andere Standards als sonst weltweit. Unsere Keilriemenscheiben haben eine kathodische Tauchlackierung, dabei liegt die Lackausbeute bei bis zu 98,5%. Herkömmliche Verfahren wie Dünnschicht- und Pulverbeschichtung haben eine viel schlechtere Ausbeute“, unterstreicht Dennis Klimanek.
Digitalisierung voranbringen
Auch die Digitalisierung ist eines der Kernthemen, bewegt sich doch Vald. Birn in Richtung Industrie 4.0 und bietet vernetzte Produkte und vernetzte Prozesse. „Wir brauchen die Digitalisierung, um den anhaltenden Fachkräftemangel aufzufangen. Damit beschäftigen wir uns schon seit längerem“, bekräftigt Dennis Klimanek. „In der Zerspanung beispielsweise ist es schwierig, Mitarbeiter zu finden. Die meisten Mitarbeiter, die hier arbeiten, kommen aus dem eigenen Haus und haben bei uns schon ihre Ausbildung gemacht.“
Dennis Klimanek ist seit 2003 dabei und sieht die Vertriebsgesellschaft als einen Mittelständler, der zwar in einen Konzern integriert ist, aber dennoch die Werte eines Mittelständlers verinnerlicht hat und langfristig denkt. Auch die Zukunft hat Vald. Birn weiterhin fest im Blick. Für dieses und nächstes Jahr werden Projekte umgesetzt, die schon lange in Planung sind, wie etwa Investitionen in Maschinen und Digitalisierung. „Wir werden unseren Onlineauftritt überarbeiten und diskutieren über einen Onlineshop, damit die Kunden in Echtzeit sehen, was vorrätig ist“, sagt Dennis Klimanek. „Wir wollen zudem mehr zum Systemanbieter werden, wie heute schon unser Mutterunternehmen, um nicht nur das Teil herzustellen, sondern einen kompletten Arbeitsstrang mit Riemen, Scheiben, Motor und so weiter anzubieten.“
Vald. Birn GmbH
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Deutschland
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