Der beste Brandschutz ist Prävention
Interview mit Herbert Remer, Geschäftsführer der Wagner Austria GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Remer, als Experte für Brandschutztechnik lautet Ihre Devise: Besser einen Brand gar nicht erst entstehen lassen, als ihn bekämpfen zu müssen. Wie kann das funktionieren?
Herbert Remer: Indem man konsequent Umgebungsbedingungen schafft, bei denen gar kein Feuer ausbrechen kann: Genau darin besteht eine unserer Paradedisziplinen, die sich im Fachjargon Sauerstoffreduzierung nennt. Dabei wird unter ständiger Zufuhr von Stickstoff in den jeweiligen Schutzbereich eine Atmosphäre erzeugt, in welcher der Ausbruch eines Brandes physikalisch unmöglich ist.
Wirtschaftsforum: Wo kann eine solche Anlage eingesetzt werden?
Herbert Remer: Aus offensichtlichen Gründen eignet sich das Prinzip der Sauerstoffreduzierung natürlich für Lagerumgebungen, deren Logistik gänzlich ohne Arbeitnehmer vor Ort ausgeführt wird, also etwa in vollautomatisierten Hochregallagern, die ohnehin zunehmend zur dominierenden Lösung in der Branche werden. Dabei gilt es, zu bedenken, dass ein Lager heute im Allgemeinen vollkommen anders strukturiert ist als noch vor 20 Jahren: Die Grundfläche des betreffenden Objektes mag heute zwar meist etwas kleiner sein als früher; dafür ist das Gebäude aber doppelt so hoch, bis zu 40 m. Hinzu kommt die enorme Menge an Verpackungsmaterial, die sich dort befindet. Spätestens wenn Sie Ihr nächstes Smartphone kaufen, werden Sie feststellen, dass das Kartonagenmaterial, das Verpackungsplastik und die weiteren Verpackungselemente das Gros der Ware ausmachen – und all das brennt wie Zunder. Die konzentrierte Unterbringung der Produkte mit all diesen Verpackungsmaterialien, die für ihren massenhaften Versand ja unabdingbar sind, schafft ideale Voraussetzungen für vernichtende Brände.
Wirtschaftsforum: Deren Löschung den Schaden kaum mindern würde.
Herbert Remer: Richtig. Denn Ware, die einmal unter Rauch gestanden hat, können Sie ja nicht einfach in den Verkehr bringen, als sei nichts gewesen; das ist nicht nur bei besonders sensiblen Produkten, etwa Pharmazeutika, auch gesetzlich verboten. Zudem kann sich durch die eingelagerten Kunststoffe in Verbindung mit dem Löschwasser oder der damit einhergehenden erhöhten Luftfeuchtigkeit auch Salzsäure bilden. Selbst von einem lokalen, rasch eingegrenzten und gelöschten Brand geht damit eine elementare Gefahr für die gesamte Lagerinfrastruktur aus.
Wirtschaftsforum: Der Trend zu Räumlichkeiten, die für eine Sauerstoffreduzierung als präventive Brandschutzmaßnahme prädestiniert sind, wird in der Zukunft wohl eher noch zunehmen?
Herbert Remer: Die Automatisierungstendenzen sind ungebrochen und werden sich in der Zukunft aus meiner Sicht noch massiv beschleunigen – allein aus dem Grund, weil uns, ganz besonders in Europa, die Arbeitskräfte ausgehen. Fabriken, in denen sich die Mitarbeiter zu einem bedeutenden Anteil mit einfachen physischen Arbeiten oder der Ausführung von manuellen Logistikaufgaben beschäftigen, werden nahezu verschwinden, weil die vorhandenen Arbeitnehmer anderweitig eingesetzt werden müssen. Das wird sich auf die gesamte Logistikkette auswirken.
Wirtschaftsforum: Eine andere Option wäre das Outsourcing in Länder mit niedrigeren Lohnkosten.
Herbert Remer: Bei der Wagner Austria GmbH sind wir auch für die Aktivitäten der Wagner-Gruppe in den Märkten Rumänien, Slowakei, Tschechien und Ungarn verantwortlich – allesamt zweifellos Länder mit niedrigerem Lohnniveau als Deutschland und Österreich. Aus meinem Tagesgeschäft kann ich Ihnen jedoch sagen, dass die Logistiklösungen, die in den östlichen EU-Mitgliedsstaaten zum Einsatz kommen, nicht selten fortschrittlicher ausfallen und durch einen höheren Grad an Automatisierung glänzen als in den sogenannten Hochlohnländern. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass an der Automatisierung in der Lagerlogistik kein Weg vorbeiführt: in Osteuropa nicht anders als im Rest der EU.
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