Blamables Missmanagement made in Germany

Kommentar zum Bahn-Chaos in Mainz

Was haben sich der Bahn-Vorstand und die Führungsgremien der betreffenden Tochter DB Netz eigentlich dabei gedacht, als sie über Jahre rigoros Stellen gestrichen haben? Vor allem Ex-Bahnchef Hartmut Mehdorn, der heute den Berliner Pannenflughafen leitet, muss angekreidet werden, was derzeit in Mainz schief – oder besser – gar nicht läuft.

Mehdorn hatte, den Börsengang im Kopf, einen harten Sparkurs gefahren und die Weichen in Richtung Gewinnmaximierung gestellt. So wurde die bis vor Jahren noch unprofitable DB Netz zu einem der wichtigsten Gewinnbringer des Konzerns, aber zu welchem Preis? Das Beispiel Bahn zeigt einmal mehr, dass die Privatisierung ehemaliger Staatsbetriebe auch Schattenseiten hat – gerade im sensiblen Bereich Verkehr.

Da kann ein Mitglied des Bahn-Vorstands wiederholt betonen, dass sehr viel in die Stellwerkstechnik investiert und deshalb bei den Fahrdienstleiter-Stellen gespart wurde. Trotzdem steht fest: In Mainz herrscht ganz offensichtlich ein Mangel, die Dienstpläne sind auf Kante genäht. Kein Einzelfall, wie sich nun herausstellt. Der Hintergrund dürfte ebenso klar sein: Weniger Personal bedeutet weniger Kosten und mehr Gewinn.

Doch der Imageschaden, den die Bahn damit sich und Deutschland insgesamt beschert hat, ist enorm. Kritiker werfen dem Konzern schon lange vor, nicht mehr genug in das Schienennetz, die Zugtechnik und qualifiziertes Personal zu investieren. Die sich häufenden Missstände der letzten Jahre, wie zum Beispiel die S-Bahn-Probleme in Berlin oder ausgefallene Klimaanlagen und gerissene Radachsen bei ICE-Zügen, geben ihnen Recht. Das Mainzer Chaos kommt also nicht überraschend, sondern mit Ansage.

Tobias Kempkes

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