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Der heute wohl bekannteste der verbliebenen Code-Schnipsel sieht ungefähr so aus: ed#ed#ehdca. Kommt Ihnen das bekannt vor? Vielleicht, wenn Sie es hören. Es sind die Noten, die zum Beginn des Stückes "Für Elise" angeschlagen werden müssen. Beethoven hat einen ordentlichen Reibach damit gemacht, seine Kompositionen in gedruckter Form auf einem frisch entstandenen Nischenmarkt feil zu bieten, den er selbst als Teil der Künstlerszene mit aufbauen half. Er machte vor allem mit seinen heute noch bekannten und geschätzten Klaviersonaten dicke Umsätze. Und das zu Napoleonischen Zeiten!
Im Wien um 1800 fand sich der junge Beethoven in einer Welt, in der die wildesten Modelle der neuartigen Klaviere und Pianos gefertigt wurden und um die Kundschaft konkurrierten. Ein Standard hatte sich längst noch nicht durchgesetzt. Es gab Klaviere mit wenigen Tasten, andere mit übertrieben vielen Tasten. Bei wieder anderen waren die Tasten ohnehin ganz anders angeordnet und die Töne waren anders gestimmt. Hier spielt die angewandte Physik eine größere Rolle, als man denkt. Die klassische Epoche der Musik klang in jeder Stadt ein wenig anders. Jeder Depp besaß quasi seine eigene Stimmgabel.
Die erste Revolution im Home-Entertainment
Allerdings liebten die Menschen diese Klaviere - besonders diejenigen, die dem Adelstand und dem gehobenen Bürgertum angehörten und sich eines leisten konnten. Das Klavier brachte die mehrstimmige Musik im Kleinformat von den Konzert- und Theaterbühnen in die bisher eher non-instrumentale Wohnstube - vorausgesetzt, es fand sich jemand, der es bedienen konnte. Um schöne Musik zu erzeugen, musste man damals den rohen Softwarecode in Gestalt verschnörkelter Notensymbole von Papier ablesen und in Echtzeit mittels Zehn-Finger-System auf dem entsprechenden Keyboard eingeben. Musikgenuss war Schwerstarbeit. Ausnahmslos. Ohne anständige und hippe Noten lief sprichwörtlich nichts. Das war die Stunde des jungen Ludwig van Beethoven. Seine musische Kreativität wurde als Eigenmarke zur "Killer-App" auf den neuen Tastengeräten.
Beethoven schrieb für Klavier in unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden, die oft sogar innerhalb eines einzelnen Stückes zwischen "easy" und "very hard" schwankten. Den zweiten Satz der Mondscheinsonate bekommen die guten Schüler noch gebacken, beim dritten Satz muss man schon ein leidenschaftlicher Nerd sein. Manche Stücke decken ein großes Notenspektrum ab und benötigen heute noch die vollen 88 Tasten, andere kommen mit deutlich kleineren Spannen (für die portablen 7"-Geräte?) aus. Die Leute mochten sich mit der Musik direkt an der neuen Maschine im Wohnzimmer anlegen. Besser werden, neue Level erreichen. Den neuen Hit als erster beherrschen und die ganze Familie auf einmal unterhalten. Jeder Klaviermusiker kennt heute Beethoven. Alleine die Heftchen, die er in seinen Lebzeiten ohne Copyright selbst absetzen konnte, bescherten ihm ein Vermögen. Music made@home boomte wie noch nie. Auch dank Beethoven.
Gigantische Dunkelziffer
Wäre durchaus interessant zu wissen, wie viel Umsatz heutzutage global mit Beethovens Musik gemacht wird, sprich mit CDs, Konzerttickets, Notenheften, Lizenzen für Film und Fernsehen. Eine ganze Menge jedenfalls. Wahrscheinlich verkauft sich diese einmalige Gehörsoftware von vor rund 200 Jahren dank Internet so gut und zahlreich wie noch nie zuvor. Ein Milliardenmarkt, einmalig angeschoben durch eine Person. Das geht definitiv als Erfolgsgeschichte durch! Ob es im Jahre 2200 noch iPhones und Facebook gibt, sei mal dahingestellt. "Für Elise" wird man gewiss noch kennen, egal ob von Hand oder vom Hosentaschencomputer abgespielt.
Felix Albus