Baustoffe im Kreislauf
Interview mit Dipl.-Ing. (FH) Tobias Zwisler, Geschäftsführer der Zwisler GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Zwisler, Ihr Unternehmen ist gerade 100 Jahre alt geworden – eine lange Zeit. Welche Ereignisse waren besonders wichtig?
Tobias Zwisler: 1921 hat Josef Zwisler aus einem Teil des landwirtschaftlichen Betriebs seiner Eltern ein Bahnrollunternehmen gemacht, das war ein Fuhrbetrieb mit drei Pferden. Zunächst transportierte es nur für die Bahn, dann auch für andere Kunden. Der Zweite Weltkrieg setzte alles wieder auf null. Hermann Zwisler sen. hat das Unternehmen danach wieder aufgebaut. Er hat eine Kiesgrube eröffnet und mit dem Kiesabbau begonnen. Als die Wirtschaftskrise kam und die Konjunktur einbrach, begann die Firma mit der Pflasterung von Garagenplätzen. Nach und nach wurden weitere Felder im Bereich der Bau- und Abfallwirtschaft erschlossen, um auf mehreren Standbeinen zu stehen. Die Eltern meiner Frau, Hermann jun. und Eva Zwisler, sind 1981 ins Unternehmen eingetreten. Seit zehn Jahren sind meine Frau Sarah und ich als vierte Generation dabei, seit dem letzten Jahr auch ihr Bruder Max.
Wirtschaftsforum: Welche Bereiche deckt Zwisler heute ab?
Tobias Zwisler: Unser wichtigstes Standbein ist der Garten- und Landschaftsbau. Dann folgen Straßen- und Tiefbau. Seit 2015 bauen wir auch schlüsselfertig. Außerdem sind wir im Gebäuderückbau sowie in der Abfallwirtschaft tätig, dazu gehören Containerdienst, Deponiebau und der Umgang mit belasteten Böden. Ein weiterer wichtiger Bereich ist seit drei bis vier Jahren das Baustoff-Recycling. Von Kommunen und der öffentlichen Hand kommen große Aufträge, wir arbeiten aber auch für Industriebetriebe und Privatkunden. Der Kunde kann auch ein Komplettpaket haben, zum Beispiel ein Objekt auf der grünen Wiese mit zig schlüsselfertigen Wohnungen. Er bekommt dann von uns alles aus einer Hand.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen aufgestellt?
Tobias Zwisler: Wir beschäftigen 150 Mitarbeiter und sind nur regional tätig, im Umkreis von 30 km um unsere Standorte Tettnang und Wangen. Unsere Mitarbeiter sind also abends zuhause bei ihren Familien. In unserer Region haben wir eine hohe Marktdurchdringung.
Wirtschaftsforum: Was kann Zwisler zur Nachhaltigkeit im Bau beitragen?
Tobias Zwisler: In der Abfallwirtschaft sind wir mit unserem Containerdienst für Gewerbe-, Industrie- und Privatkunden tätig. Die Abfälle führen wir der Verwertung zu. Schon in den 1990er-Jahren haben wir angefangen, mineralische Stoffe für den Wiedereinsatz im Tiefbau und Garten- und Landschaftsbau aufzubereiten. Wir haben eine spezielle Anlage für die Aufbereitung von Bodenaushub konzipiert. Die wiederverwertbaren Bestandteile, das sind meist fast 90%, gehen nicht auf die Deponie, sondern werden zurückgeführt.
Wirtschaftsforum: Was macht Zwisler so erfolgreich?
Tobias Zwisler: Die zentrale Stütze sind unsere guten Mitarbeiter. Viele sind seit langer Zeit dabei. Sie arbeiten so, dass der Kunde wiederkommt. Denn Bauen ist Vertrauenssache. Unsere Kunden wissen auch, dass sie sich auf unsere Termintreue verlassen können.
Wirtschaftsforum: Wie schwer ist es für Sie, neue Mitarbeiter zu gewinnen?
Tobias Zwisler: Wir bilden selbst aus, aber es wird zunehmend schwieriger. Als Arbeitgeber müssen wir attraktiv sein. Wir helfen zum Beispiel bei der Wohnungssuche und bieten übergangsweise betriebseigenen Wohnraum an. Der Mitarbeiter ist bei uns keine Nummer. Wir sind auch für private Probleme Ansprechpartner und vermitteln ihm das Gefühl, dass sein Arbeitsplatz sicher ist. Die Herausforderung für die Zukunft ist definitiv der Fachkräftemangel. Wir müssen Mittel und Wege finden, ihm entgegenzuwirken. Alles andere ist zweitrangig.
Wirtschaftsforum: Was planen Sie sonst noch?
Tobias Zwisler: Im Bereich Recycling stehen Entwicklungsprojekte an. Unsere Vision ist, das Unternehmen zu sichern und weiterzuentwickeln, nicht in der Größe, aber über neue Marktfelder und Nischen.
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