Die Betroffenheit ist groß. Musste es wirklich erst so weit kommen? Hätte man das Schlimmste nicht noch verhindern können, wenn noch die Tiernahrung mit 20 Prozent angeboten worden wäre?
Das goldene Zeitalter der Baumarktketten befindet sich dank Eurokrise und E-Commerce im Abklingen. Es blüht ein bunter Kampf um die Kunden mit immer ambitionierteren Werbe-Aktionen: Fernsehspots à la Blockbuster-Hollywood (Hornbach), eine Neuversion von „We will rock you” im Angestellten-Chor (obi), oder zumindest Premium-Werbung zu sportlichen Großereignissen (Bauhaus). Nur für Bruce Willis hatte seit zehn Jahren nie wer ein neues Drehbuch. Bei Praktiker sprach unentwegt und ausschließlich der Preis: „20 Prozent! Auf Alles!”
Wir werden sie vermissen, die subvokale Cowboyerotik, diese ewig geheuchelte Ekstase bei der Verkündung der frohen und ewig gleichen „Angebots-Neuigkeit”. Wen wollte man damit denn in die Läden holen? Frauen? Tierhalter? Schnäppchenjäger und Billigheimer? Geiz ist spätestens seit der Lehman-Brothers-Pleite 2008 nicht mehr so geil, das hat ja sogar Ex-Metro-Geschwisterchen Saturn noch rechtzeitig begriffen.
Wie soll das auch funktionieren, ohne zu tricksen, wenn das gesamte Sortiment grundsätzlich 20 Prozent unter Par angeboten wird? Wo bleibt da die Marge? Wie wird man jemals etwas - außer Tiernahrung - zur unverbindlichen Preisempfehlung des Herstellers anbieten können?
Wenn ein Handelsunternehmen nur dadurch bekannt ist, überall um ein Fünftel billiger zu sein, dann hat es sich das eigene Grab längst geschaufelt. Mit der Arroganz eines sozialistischen Staatsbetriebes wurden die Preise auf Biegen und Brechen durchsubventioniert, um die Absatzzahlen zu steigern. Dass man dabei vielleicht letztlich die eigenen Gewinne kannibalisiert, musste ja nicht berücksichtigt werden. Praktiker jedenfalls hätte als Staatsbetrieb eine deutlich bessere Figur gemacht: „20 Prozent für immer! (Aber wehe, es gibt Bananen...)”
Ein Kommentar von Felix Albus