Drei Megamessen in Köln: Anuga, gamescom, DMEXCO

Interview mit Oliver Frese, COO der Koelnmesse GmbH

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Herr Frese, was macht Köln für Top-Events wie die Anuga, gamescom, und DMEXCO so attraktiv?

Oliver Frese: Köln liegt in der stärksten Wirtschaftsregion Europas. In einem Umkreis von 100 Kilometern leben mehr als 20 Millionen Menschen, deshalb liegen wir im Herzen Europas. Zudem sind wir ideal angebunden – gleich ob unsere Gäste mit dem Auto, dem Flugzeug oder dem Zug anreisen. Mit dem Bahnhof Köln Messe/Deutz verfügen wir sogar über eine eigene ICE-Anbindung. Diese Verkehrsinfrastruktur ist ein echter Vorteil für internationale Fachbesucher. Hinzu kommt das große Hotel- und Gastronomieangebot direkt in der Stadt, das den Messeaufenthalt angenehm macht. Die Koelnmesse selbst zählt zu den größten und modernsten Messegeländen der Welt und punktet mit ihrer Nähe zur Innenstadt. Unser jüngstes Highlight ist das Confex. Mit ihm ist ein hochmodernes Kongress- und Eventzentrum entstanden, das die Koelnmesse bei der Positionierung ihrer Veranstaltungen in der aktuellen Messewelt entscheidend nach vorne bringt und überdies neue Zielgruppen anzieht. Auch die jeweiligen Kongressprogramme zahlreicher unserer Top-Events finden dort statt. Die drei genannten Top-Events zeugen von der hohen Innovations- und internationalen Strahlkraft der Koelnmesse.

Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz auf Ihren Messen?

Oliver Frese: Unter anderem haben wir einen KI-basierten Chatbot entwickelt, der semantisch und kontextuell korrekte Antworten zu Produkten, Ausstellern, Terminen und Konferenzprogramm bietet und so den Service für unsere Aussteller und unsere Besucher verbessert. Ein weiteres Beispiel ist unser KI-basiertes Digitalprodukt, das Gesichtserkennung nutzt, um jedes offizielle Veranstaltungsfoto zu identifizieren, auf dem man als Besucher zu sehen ist. Anstatt nach Fotos zu suchen, finden die Fotos den Besucher – in Echtzeit und vollständig DSGVO-konform. Schon heute sehen wir KI als prägendes Element unserer Messen. Sie hilft uns, Besucherströme intelligenter zu analysieren, Menschen und Interessen präziser zusammenzubringen und die gesamte Messeerfahrung zu personalisieren – von digitaler Navigation bis zu smarten Empfehlungen vor Ort. Aussteller profitieren von verbesserter Lead-Generierung (Stichwort: „Lead+Meet“), Marktprognosen und automatisierten Prozessen im Nachgang. Letztlich wird KI unsere Messen effizienter, nachhaltiger und kundenzentrierter machen. Vor allem aber hilft sie uns, das zu tun, was wir immer am besten konnten: die richtigen Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenbringen – nun aber noch präziser und wirkungsvoller. Wir verstehen Technologien wie KI als wesentlichen Wettbewerbsvorteil, der erfolgreiche von nicht erfolgreichen Veranstaltern unterscheidet.

Dr. Endre Hagenthurn (Wirtschaftsforum): Was tut die Koelnmesse, um ihre Veranstaltungen nachhaltiger zu gestalten – über das Messe-Motto hinaus?

Oliver Frese: Die Koelnmesse hat Nachhaltigkeit zu einem Kern ihrer Unternehmensstrategie gemacht und sich entsprechend viel vorgenommen: Ab 2030 wollen wir die Energieversorgung unseres Unternehmens und unserer Veranstaltungen in Scope 1 und 2 komplett klimaneutral betreiben. Um dieses Ziel zu erreichen, betreiben wir heute schon die größte innerstädtische PV-Anlage Kölns und sparen damit jährlich 1.850 Tonnen CO₂. Gemeinsam mit E.ON und RheinEnergie stellen wir zudem unsere komplette Wärmeversorgung bis 2028 auf fossilfreie Energie aus Grundwasser um – und sparen so nochmal rund 5.800 Tonnen CO₂ pro Jahr. Durch modernisierte Lüftungsanlagen und LED-Beleuchtung sparen wir überdies bis zu 50 Prozent Strom beim Betrieb unserer Messehallen. Mit unserem digitalen Logistikmanagement eSlot steuern wir jährlich 50.000 Lkw und reduzieren Staus, CO₂-Emissionen, Lärm und Schadstoffe rund um unser Gelände. Die NUNAV-App leitet Besucher smart zum richtigen Parkhaus oder zu einer unserer 170 E-Ladestationen. Auf unseren Messen reduzieren wir große Abfallmengen, indem wir den nachhaltigen Systemstandbau bis 2030 zu 80 Prozent mit wiederverwendbaren Materialien gestalten und Bodenbeläge bis dahin zu 100 Prozent recycelt werden. Nachhaltigkeit ist für uns kein schönes Motto, sondern handfeste Mission.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Wie schaffen es Ihre Messen, in einem weltweiten Event-Dschungel hervorzustechen und auch im Ausland echte Highlights zu setzen?

Oliver Frese: Während der persönliche Kontakt für Geschäftsentwicklungen unverzichtbar bleibt, nehmen die Erwartungen an Events mit Erlebnischarakter zu. Ebenso gewinnen „Event-in-Event"-Formate an Bedeutung, bei denen innerhalb einer größeren Messe kleinere, spezialisierte Veranstaltungen stattfinden. Das ermöglicht eine gezieltere Ansprache von Nischenmärkten und fördert den Wissensaustausch in spezifischen Fachbereichen. Gerade vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung werden persönliche Begegnungen noch wichtiger. Deshalb entwickeln wir gemeinsam mit Kunden im In- und Ausland individuelle Formate, die auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Mit diesen Innovationen und mit neuen Themen wird die Koelnmesse für Kunden die erste Wahl bleiben. Denn unsere weltweiten Events leisten einen wesentlichen Beitrag zum Aufbau und Ausbau internationaler Geschäftsbeziehungen – bis zu direkten Verkaufsabschlüssen. Unsere digitalen Plattformen wie die Opening Night Live auf der gamescom ermöglichen es zudem, die Messe sowohl vor Ort als auch online zu erleben. Das vergrößert die Reichweite der Veranstaltung erheblich und erschließt international neue Zielgruppen.

Manfred Brinkmann (Wirtschaftsforum): Drei Megamessen in kurzer Folge – was geht Ihnen dabei als Messechef persönlich durch den Kopf?

Oliver Frese: Zunächst einmal absolute Vorfreude! Natürlich sind die erfolgreiche Organisation und Durchführung dieser internationalen Leitveranstaltungen mit großen Anstrengungen in unserem Haus verbunden. Aber ich habe großes Vertrauen in die professionelle Arbeit unserer erfahrenen Messeteams und bleibe entspannt. Wenn ich ehrlich bin, sind es für mich immer die schönsten Zeiten im Jahr, wenn es auf unserem Gelände richtig brummt!

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Interview mit Stefan Kunzmann, Managing Director der Euryza GmbH

Zwei Marken, ein Anspruch – Genuss, der überzeugt

Reis ist weit mehr als eine schlichte Sättigungsbeilage: kalorienarm, nährstoffreich, glutenfrei und voller komplexer Kohlenhydrate liefert er Energie, die lange vorhält – und passt in jede moderne Ernährungsweise. Für die…

Tierisch digital

Interview mit Christian Lehmann, Co-CEO der Deine Tierwelt GmbH

Tierisch digital

Die Deine Tierwelt GmbH mit Sitz in Hannover hat sich in den vergangenen 18 Jahren von einer Online-Kleinanzeigenplattform zu einer der führenden Communities für Tierfreunde im deutschsprachigen Raum entwickelt. Im…

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

Spannendes aus der Region Köln

Der unangefochtene Weltmarktführer im Reisegepäck

Interview mit Dirk Schmidinger, General Manager der Samsonite GmbH Deutschland

Der unangefochtene Weltmarktführer im Reisegepäck

Die Samsonite Gruppe in Deutschland ist ein wichtigster Markt im weltweit agierenden Samsonite Konzern. Gegründet 1910 in den USA von fünf Brüdern, hat sich die Marke zu einem Synonym für…

Patientensicherheit im Fokus

Interview mit Marcus Raguse, Geschäftsführer der Novo Klinik-Service GmbH

Patientensicherheit im Fokus

Die Novo Klinik-Service GmbH ist ein etabliertes Unternehmen in der Medizintechnik, das sich auf die Entwicklung und Produktion von spezialisierten Hilfsmitteln für die Patientenversorgung konzentriert. Mit einem klaren Fokus auf…

Die Flamme weitergeben

Interview mit Nina Remagen, Geschäftsführerin der Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG

Die Flamme weitergeben

Seit über 300 Jahren prägt die Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG aus Hürth die Fleisch- und Lebensmittelbranche. Heute führen zwei Schwestern das Traditionsunternehmen bereits in der 10. Generation. Im…

Das könnte Sie auch interessieren

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Interview mit Gerald Prinzhorn, CEO der PRINZHORN HOLDING GmbH

Papier im Kreislauf – nachhaltig denken, effizient handeln

Die Prinzhorn Group mit Sitz in Wien zählt zu Europas führenden Unternehmen im Bereich Papier, Verpackung und Recycling. Im Gespräch mit Wirtschaftsforum spricht Gerald Prinzhorn, CEO der Gruppe und Vertreter…

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Interview mit Michael Kiesewetter, Vorstandsvorsitzender der Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank)

Förderung als Motor für Wachstum und Zukunft in Niedersachsen

Förderung ist ein Schlüssel für Wachstum, Innovation und Stabilität – besonders in Zeiten des Wandels. Als zentrale Förderbank des Landes nimmt sich die Investitions- und Förderbank Niedersachsen (NBank) in Hannover…

Passion für Mobilität

Interview mit Eugène Krabbenborg, CEO der Fleet Support Group B.V

Passion für Mobilität

Wer sich als Unternehmer wirklich auf sein Kerngeschäft fokussieren möchte, ist froh, wenn er zuverlässige Partner hat, die ihn entlasten. Ein solcher Partner ist die niederländische Fleet Support Group. B.V.…

TOP