Erfolg aus eigenem Antrieb
Interview mit Wolfgang Stephan, Technikvorstand der hofer AG

Die Zukunft gestalten – das ist ein Anliegen des Unternehmens hofer powertrain GmbH. Die hofer Gruppe unterhält 13 Gesellschaften in Deutschland, Österreich, Italien, England, China und den USA. 2006 wurde die hofer AG gegründet, die das Dach für die hofer powertrain GmbH und deren Tochterunternehmen, zu denen zum Beispiel auch die Würzburger Firma hofer eds zählt, bildet.
Wolfgang Stephan, Technikvorstand der hofer AG, war 2003 an der Gründung einer zur Gruppe gehörenden Firma beteiligt. „Ich habe ein technisches Studium absolviert und war danach lange Zeit Entwicklungsleiter bei einer Firma des Siemens-Konzerns. Bei hofer habe ich eine Chance gesehen, die Zukunft so zu gestalten, wie ich es mir vorstelle.“
Auch infolge verschiedener Zukäufe kann die hofer Gruppe heute alle Technologien anbieten, von Elektro- und Hybridantrieben über Getriebe, Mechatronik/ Hydraulik, Inverter, Batterien, Steuergeräte, Batteriemanagementsoftware, Ansteuerung mit Software bis hin zu Fahrreglern und der Software für die Querdynamik.
„Wir haben extrem viel getan, um uns diese Systemkompetenz anzueignen und das Gesamtportfolio anbieten zu können. Das gibt es sehr selten am Markt. Es war ein steiniger Weg, diese Komponenten zusammenzuführen“, berichtet Wolfgang Stephan. Seine Aufgabe ist es, hofer nun in Richtung Zukunft zu begleiten, festzustellen, mit welchen Veränderungen am Markt zu rechnen ist und über entsprechende notwendige Maßnahmen zu entscheiden.
Bis zur Serienreife
hofer sei eine Entwicklungsfirma, die einige Systeme selbst produziert, erklärt der Technikvorstand. Die Aufträge kommen aus der ganzen Welt. „20% des Umsatzes erzielen wir direkt im Ausland. Aber 50% sind für das Ausland bestimmt.“
Alle Aufträge werden über hofer powertrain abgewickelt. Die Firma leistet für die Kunden vor allem Entwicklungsarbeit in den Bereichen Antriebsstränge, Elektro- und Hybridantriebe, Fahrzeugintegration sowie Um- und Aufbau.

„Laut Prognosen soll es 2030 20 Millionen Fahrzeuge mit Elektroantrieb geben. Für diese werden wir auf jeden Fall eine große Rolle spielen.“ Wolfgang StephanTechnikvorstand
„Alles, was man braucht, um ein Fahrzeug umzurüsten – Prototypen oder exklusive Serien. Damit beliefern wir dann den Markt. Zu diesem zählen auch neue Autohersteller an der Westküste der USA. Wir haben zum Beispiel Aufträge für kleine Serien von Elektroantrieben mit 700 kW Leistung für Sportwagen.“
Die Stärken des Unternehmens sieht Wolfgang Stephan bei den Elektro- und Hybridantrieben sowie Batterien. Neben den mechanischen Komponenten entwickelt hofer auch die entsprechende Software und die Steuergeräte mit dazugehöriger Software selbst. Das Hauptgeschäft liegt im Pkw-Bereich, doch auch Motorräder und zunehmend Lkws würden mit Elektroantrieben ausgerüstet.
Vom ersten Entwicklungsschritt bis zur Belieferung vergehen rund drei Jahre. „Dann können wir aber in Serie produzieren.“ Lösungen von der Stange gibt es allerdings nicht: „Wenn wir beispielsweise für eine Firma einen Elektroantrieb entwickelt haben, passt dieser nicht in die Fahrzeuge eines anderen Herstellers“, macht Wolfgang Stephan deutlich.
Das höchste Gut des Unternehmens sieht Wolfgang Stephan in den Mitarbeitern: „Sie sind toll, sie ziehen mit und haben verstanden, wohin wir gehen.“ Die meisten von ihnen sind Ingenieure – eine schwierige Zunft, wenn es gilt, neues Personal zu rekrutieren. Deshalb unterhält hofer eine große Einheit in England, wo es leichter sei, Leute zu finden.
800 Mitarbeiter sind in der gesamten Gruppe beschäftigt, davon 650 in der AG, die einen Jahresumsatz von 78 Millionen EUR verzeichnet.
Nicht alles ändert sich
Trotz aller Veränderungen auf dem Markt sei das Ende der Verbrennungsmotoren noch nicht in Sicht, ist Wolfgang Stephan überzeugt: „Das wird noch lange dauern, es sei denn, die Gesetze ändern sich. Wenn einige Länder keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen, müssen wir sehen, wie wir darauf reagieren. Weltweit werden jährlich 80 Millionen Autos hergestellt. Laut Prognosen sollen es 2030 rund 100 Millionen sein, davon 20 Millionen mit Elektroantrieb. Für diese werden wir auf jeden Fall eine große Rolle spielen. Dann bleiben aber immer noch 80 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“
In vier bis fünf Jahren sieht er das Unternehmen vor allem als Zulieferer für die Automobilindustrie, der für seine Kunden aber weiterhin Antriebe entwickeln wird. Einen Kritikpunkt richtet er an die deutsche Politik: „Außer in Deutschland bekommen wir in allen Ländern, in denen wir vertreten sind, Zuschüsse. Hier in Deutschland werden Start-ups nicht massiv von der Politik unterstützt. Aber genau diese Firmen beschäftigen sich mit Zukunftstechnologien.“
Seine persönliche Motivation sei es zu sehen, welche erstaunlichen Ergebnisse zu erzielen seien, wenn man sich sehr stark am Markt und den kommenden Gesetzgebungen orientiere. „Das macht einfach Spaß.“