Klares Ziel: Wir wollen mit elo eine Art Netflix für Spiele werden
Interview mit Michel Lindenberg, CEO der elo Games GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Lindenberg, mit elo gehen Sie einen neuen Weg bei Spielen für das Smartphone. Was genau unterscheidet Sie von anderen Anbietern?
Michel Lindenberg: Wir liefern mit elo kein einzelnes Spiel, sondern eine ganze Sammlung von Spielen. Alle Spiele spielt man grundsätzlich mit anderen Menschen: Freunden, Familie, Kollegen und Spielbegeisterten. Und weil meine Mitspieler nicht immer genau zur gleichen Zeit spielbereit sind wie ich, funktionieren alle Spiele auch zeitversetzt. Aber auch unser Monetarisierungsmodell wird sich von anderen Spielen unterscheiden. Wir wollen eine Art Netflix für Spiele werden. Für eine kleine monatliche Gebühr erschließen wir unseren Nutzern monatlich neue Spiele, bei denen wir uns ganz auf den Spielspaß konzentrieren. Keines der Spiele wird um die Monetarisierung herum gebaut und wird versuchen, den Nutzer zu in-App-Käufen zu bringen.

„Wir sind nicht angetreten, um das gemeinsame Spielen am Tisch abzulösen.“ Michel Lindenberg
Wirtschaftsforum: Sie bringen mit elo auch Brettspielklassiker auf mobile Endgeräte. Inwiefern geht bei diesem Transfer das Flair, gemeinsam am Tisch zu spielen, womöglich verloren?
Michel Lindenberg: Wir sind nicht angetreten, um das gemeinsame Spielen am Tisch abzulösen. Wenn Menschen zusammenkommen, sich auf ein schönes Spiel einigen und gemeinsam spielen, dann bleiben die mobilen Endgeräte vermutlich aus, und das ist auch gut so. Aber wie selten sind diese Abende? Wir wollen diese sozialen Momente verlängern, sodass die auch an der Bushaltestelle oder in der Mittagspause stattfinden.
Wirtschaftsforum: Es gibt immer wieder kritische Stimmen, die besonders bei jungen Menschen ein Abhängigkeitsverhältnis zu ihrem Smartphone monieren. Besteht bei elo auch Suchtgefahr?
Michel Lindenberg: Wenn wir den vielen unglaublich positiven Reviews glauben, muss ich klar mit ja antworten – denn die größte Auszeichnung für eine Spieleapp scheint ja zu sein 'Vorsicht – absolute Suchtgefahr'. Aber die meisten elo-Spieler sind gar nicht besonders jung. Wir sprechen in besonderem Maße Erwachsene an. Außerdem gibt es bei elo eine natürliche Bremse: ich kann nicht allein spielen. Das ist auch der Grund, warum sich eine Stunde elo spielen ganz anders anfühlt, als eine Stunde lang immer und immer wieder zu versuchen, den eigenen Highscore nach oben zu treiben oder das nächste Level endlich zu schaffen. Und weil man in elo nicht unbedingt zeitgleich mit seinen Freunden online sein muss, entfällt der soziale Druck. Ich kann das Handy jederzeit ausmachen und meinen nächsten Spielzug verschieben.
Wirtschaftsforum: elo ist nicht Ihre erste Unternehmensgründung, Sie waren auch schon mit Stayfriends und Vobe aktiv. Was macht für Sie den besonderen Reiz eines unternehmerischen Neustarts aus?
Michel Lindenberg: Und davor war ich mit der Internetagentur WWL am neuen Markt, als erstes Dienstleistungsunternehmen in Deutschland. Ich habe keine Angst, vor einem weißen Blatt zu stehen – im Gegenteil. Für mich stellt ein weißes Blatt Freiraum dar, ist der Aufruf, etwas zu schaffen, Boden für Kreativität. Ein Neustart ist für mich auch die Chance, Erfahrungen einzubringen, und zwar gleich an der Wurzel. Wenn es nach mir geht, ist elo mein letztes Unternehmen, weil das weiße Blatt Papier, das wir diesmal beschreiben, besonders groß ist. Durch immer neue Spiele wird elo nicht langweilig werden. Für die Nutzer nicht, und für uns als die Macher dahinter nicht.
„Ich habe keine Angst vor einem weißen Blatt zu stehen – im Gegenteil. Für mich stellt ein weißes Blatt Freiraum dar, ist der Aufruf, etwas zu schaffen, Boden für Kreativität.“ Michel Lindenberg

Wirtschaftsforum: Wenn Sie sich ein Spiel aussuchen könnten, um es im Angebot von elo aufnehmen zu können: Welches Spiel wäre das und warum?
Michel Lindenberg: Ich weiß nicht, ob ich mir Monopoly, ein Quiz oder Azul (das Spiel des Jahres 2018) wünschen soll. Monopoly interessiert mich, weil es jeder kennt und weil es nur Spaß macht, wenn man es mit anderen Menschen spielt. Ein Quiz interessiert mich, weil in Deutschland jeder das asynchrone Spielprinzip von elo mit Quizduell assoziiert. Also warum nicht gleich ein Quiz in elo anbieten? Am Ende aber kommt es mir auf die Abwechslung an – also warum nicht jedes Spiel des Jahres auf elo haben? Mein ganz persönlicher Wunsch ist aber ein kooperatives Spiel. Ein Spiel, das man zeitversetzt spielen kann, bei dem man die Aufgabe aber nur gemeinsam schaffen kann. Wenn uns hier jemand eine gute Idee präsentiert, verspreche ich, dass wir diese zwei Monate später für elo umgesetzt haben.
Interview: Markus Büssecker | Bilder: elo Games GmbH