Innovativ und nah am Kunden
Interview mit Nino Zehnder, Head of Sales, Member of the Executive Board der Beck Automation AG
Wirtschaftsforum: Herr Zehnder, Ihre Lösungen zur Automation in der Spritzgussindustrie sind heute in Nordamerika, Australien, Asien, Südamerika und ganz Europa im Einsatz. Was macht die Beck Automation AG so erfolgreich?
Nino Zehnder: Wir haben ein absolut solides und zuverlässiges Produkt. Die Firma Beck gibt es bereits seit 1934, seit über 30 Jahren beschäftigen wir uns mit dem In-Mold-Labeling-Verfahren, einem Spezialbereich der Automatisierungstechnik für das Spritzgießen. Wir sind ein Pionier auf diesem Gebiet und haben im Laufe der Jahrzehnte sehr viel Erfahrung gesammelt. Mittlerweile haben wir ein extrem breites Portfolio an Verpackungen dekoriert und es gibt kaum noch eine Kunststoffverpackung, für die wir keine Lösung realisiert haben, vom einfachen Joghurtbecher bis hin zu Kaffeekapseln, Silikonkartuschen oder riesengroßen Eimern mit 50 l Volumen. Diese Erfahrung bietet uns häufig einen entscheidenden Vorteil.
Wirtschaftsforum: Das Thema Automation steht bei Beck im Vordergrund. In welchem Maße tragen Sie mit Ihren Lösungen zur Automatisierung der Prozesse Ihrer Kunden bei?
Nino Zehnder: Wir sind hoch spezialisier auf Automationslösungen für das In-Mold-Labeling (IML) und realisieren schnelle Entnahmeroboter und Automatisierungsvorrichtungen für Spritzgießmaschinen. In der Verpackungsherstellung wird das IML-Verfahren zum Anbringen von Beschriftungsetiketten in höchster Qualität und Vielfalt genutzt. Diese Vielfalt können wir in der gesamten Bandbreite abdecken und kundenspezifische Anlagen entwickeln, die ganz unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Dabei ist eine solide Basis sehr wichtig, da die Prozesse sehr dynamisch sind. Es sind sehr schnelle Bewegungen und gleichzeitig wird häufig sehr viel Masse bewegt. Das Thema Industrie 4.0 spielt dabei natürlich auch eine immer wichtigere Rolle. Wir möchten in Zukunft Anlagen entwickeln und bauen, die sich bis zu einem gewissen Maße selbst regulieren können, die also entsprechend gewisser Prozessparameter Messwerte sammeln, diese selbstständig auswerten und dazu nutzen, die Prozesse zu optimieren. Auf der letzten K Messe haben wir so eine Anlage erstmals vorgestellt, bei einem unserer Kunden läuft sie bereits in einem Dauertest und die Maschine optimiert sich kontinuierlich selbst. Für unsere Branche ist das ein großer Fortschritt, da es kaum Standards gibt und die Entwicklung anhand spezifischer Daten erfolgen muss.
Wirtschaftsforum: Beschränken Sie sich ausschließlich auf das IML-Verfahren oder nutzen Sie Ihre Kompetenz mittlerweile auch für andere Bereiche?
Nino Zehnder: Das tun wir tatsächlich. Wir können heute nicht nur Automationslösungen für die IML-Technologie anbieten, sondern bieten mittlerweile diverse weitere Produkte im Automationsbereich an. Dazu gehören unter anderem Lösung für das Stapeln der Produkte, die Bügelmontage oder das automatische Verpacken in Kunststoffbeutel oder Kartons sowie das Labeling. Ich sehe einen Trend und ein riesen Potenzial beim Thema Automatisierung nach dem IML, wir sprechen hier von Down Stream Automation. Wir haben einem unserer Kunden bereits eine Gesamtlösung verkauft, um seine Produktion fast vollständig zu automatisieren. Langfristig ist es unser Ziel, die gesamte Wertschöpfungskette zu automatisieren.
Wirtschaftsforum: Als Schweizer Unternehmen haben Sie Kunden rund um den Globus. Wie schaffen Sie es, international auf die Anforderungen zu reagieren?
Nino Zehnder: Das Thema Service ist bei uns sehr wichtig. Wir legen großen Wert darauf, dass wir bei unseren Kunden vor Ort eigene Leute haben, die schnell auf die Anfragen unserer Kunden reagieren können. Mittlerweile haben wir an fünf Standorten Serviceniederlassungen mit Technik und Support. In Portugal haben wir darüber hinaus einen eigenen Montage-Standort. Damit sind weltweit etwa 90 Mitarbeiter für unsere Kunden im Einsatz. Diese Nähe ist in unserem Business sehr wichtig, denn wir realisieren immer wieder kundenspezifische Anlagen. Das, was ich dem Kunden verkaufe, gibt es in dieser Form einfach noch nicht, konnte sich also in der Praxis nicht bewähren. Da ist Vertrauen enorm wichtig sowie die Möglichkeit, schnell zu reagieren. Swiss Quality ist außerdem ein wichtiges Qualitätsmerkmal, das uns ebenfalls zu internationalem Erfolg verholfen hat.
Wirtschaftsforum: Die Beck Automation AG ist noch immer ein Familienunternehmen, mit Nicolas Beck als geschäftsführenden Gesellschafter in der dritten Generation. Ist das in Ihrer Branche eigentlich selbstverständlich?
Nino Zehnder: Der Trend geht tatsächlich in Richtung der Konsolidierung kleinerer Unternehmen. Viele ehemalige Familienbetriebe schließen sich zusammen, mit der Beteiligung von externen Investoren. Wir setzen ganz bewusst auf die Familientradition und auf die Unabhängigkeit von externen Geldgebern. Unsere Kunden schätzen das enorm. Darüber hinaus sind uns Werte wie Ehrlichkeit und faire Geschäftsbeziehungen extrem wichtig. Wir legen großen Wert auf eine Balance zwischen Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und Mitarbeitern und sind uns außerdem auch unserer sozialen Verantwortung bewusst. Diese Art von Grundeinstellung zeichnet ein Familienunternehmen wie Beck sicherlich aus.
Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie in der Zukunft?
Nino Zehnder: In den vergangenen Jahren sind wir noch innovativer geworden. Wir setzen auf neue Technologien, sind ein sehr agiles Unternehmen und arbeiten daran, unsere Produkte stetig effizienter zu machen und höhere Outputs zu erzielen.