Private Finanzen | Sparen: Es geht immer ums Machen
Interview mit Finanzexperte Christian Wielgus

Wirtschaftsforum: Herr Wielgus, Sie werden immer wieder als 'Power-Sparer' bezeichnet. Das klingt ein Stück weit nach einem Helden aus einem Marvel-Comic. Haben Sie Superkräfte?
Christian Wielgus: Nein, die habe ich nicht [lacht]. Tatsächlich ist es so, dass ich mit etwa 80% den Großteil meines Einkommens spare. Dennoch führe ich meines Erachtens ein ganz normales Leben: Ich fahre einen Kleinwagen, wohne zur Miete und gönne mir einmal im Jahr einen Urlaub. Dem Thema Sparen begegne ich mit einer konsequenten Einstellung beziehungsweise inneren Haltung. Ich würde mich deswegen aber nie als Frugalist bezeichnen. Sparen als Tugend ist für mich kein Endzweck.
Wirtschaftsforum: Sondern?
Christian Wielgus: Für mich bedeutet finanzielle Unabhängigkeit in erster Linie Freiheit. Und Freiheit ist für mich gleichbedeutend mit Glück. Davon kann nun jeder natürlich das halten, was er möchte.
Wirtschaftsforum: Jetzt sind die Zeiten bedingt durch Niedrigzins & Co. nicht gerade die besten für Sparer. Was halten Sie der Aussage 'Sparen lohnt sich nicht mehr' entgegen?
Christian Wielgus: Auch das kann jeder so halten wie er will. Klar, auf einem Sparbuch gibt es kaum noch Zinsen, aber es gibt auch noch andere Formen der Geldanlage wie Aktien oder Immobilien. Für mich ist nicht verständlich, dass all die Informationsmöglichkeiten zu Finanzthemen so selten genutzt werden. Wir sind Wissensriesen, aber Umsetzungszwerge. Dabei geht es immer ums Machen, das ist immens wichtig. Diese Aussage hat für mich absolute Gültigkeit und zeigt sich in meinem eigenen Lebenslauf. Aktiv werden, sich engagieren, das muss jeder selbst. Wer 200 EUR heute in einen Sparstrumpf steckt, kann keine sorgenfreie Rente bei hohem Lebensstandard erwarten.
Interview: Markus Büssecker | Fotos: privat