180 Tage Winter: Faszination Hochalpen

Interview mit Markus Hasler, Geschäftsführer der Zermatt Bergbahnen AG

Wirtschaftsforum: Herr Hasler, wie ist die Lage in Ihrem Unternehmen nach einer sicherlich nicht einfachen Coronazeit?

Markus Hasler: Im März 2020 waren wir auf Rekordkurs als wir durch Covid voll ausgebremst wurden. In der Saison 2021/2022 konnten wir aber bereits wieder ein Rekordergebnis erzielen. Aktuell sind unsere Kennzahlen besser als vor Corona, und wir haben mit 88 Millionen CHF unseren höchsten Umsatz erzielt. Wir konnten die Mitarbeiterzahl immer stabil halten und die Löhne zu 100% zahlen. Jetzt haben wir eine neue Bahn und noch mehr Mitarbeiter. Wir beschäftigen 300 Menschen, im Winter weitere 40.

Wirtschaftsforum: Wo steht Ihr Unternehmen am Markt?

Markus Hasler: Wir sind eine Ganzjahresdestination und haben das beinahe einzige Sommerskigebiet. Wir sind Sommer wie Winter sehr international ausgerichtet Jahresdurchschnitt 45% International und 55% CH.

Wirtschaftsforum: Allein die Alpenlandschaft ist atemberaubend. Welche Highlights haben Sie noch zu bieten?

Markus Hasler: Anfang Juli ist der Matterhorn Glacier Ride II, eine Bahn, die die Schweiz und Italien verbindet, in Betrieb gegangen. Mit ihr bieten wir die höchste Alpenüberquerung per Seilbahn – das Matterhorn Alpine Crossing. Sie ermöglicht im Grunde eine Fahrt rund um das Matterhorn. Dieses hochwertige Produkt wird unser Sommergeschäft stärken. Ein weiteres Sommerhighlight ist der Ausblick vom kleinen Matterhorn auf 38 Berge, die höher sind als 4.000 m. Teil des Sommergeschäfts ist das Sommerskifahren, hier sind wir Trainingsort für Profis. Im Winter punkten wir mit der Höhenlage als höchstgelegenes Skigebiet Europas, mit der Größe des Gebiets und der wunderschönen Lage in den Hochalpen.

Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie die Zukunft des Skitourismus in Zeiten schmelzender Gletscher?

Markus Hasler: Die Pisten waren in einem Topzustand, für den Unterhalt der Lifte und Infrastruktur auf dem Gletscher fehlte der Schnee aus dem vorhergehenden Winter. Im Sommer 2022 mussten wir zum ersten Mal für 45 Tage schließen. Schwankungen gab es aber immer. Der Skitourismus wird unser erstes Standbein bleiben. Wenn man irgendwo auf der Welt noch Skifahren kann, dann hier in unserer Höhenlage. Wir haben 180 Tage im Jahr Winter. Tiefgelegene und kleinere Skigebiete werden aber Probleme bekommen, wirtschaftlich rentabel zu bleiben. Der Skitourismus bleibt ein Verdrängungsmarkt. Weltweit nimmt die Anzahl der Skifahrer zu, auch wenn sie in Europa stagniert und in Deutschland sogar abnimmt.

Wirtschaftsforum: Wie nachhaltig ist das Unternehmen Zermatt Bergbahnen?

Markus Hasler: Schon früh haben wir stark auf Photovoltaik und Wasserkraft gesetzt und arbeiten hier mit einem lokalen Energiepartner zusammen. Wir betreiben diverse PV-Anlagen bis zu einer Höhe von 4.000 m. Seit 2009 existiert unser Restaurant auf 4.000 m Höhe. Es versorgt sich selbst mit Energie. Wir nutzen dort auch die Abwärme der Solarpanels. Mit diesem Energiekonzept haben wir den Schweizerischen & Europäischen Solarpreis gewonnen. Wenn unsere Beschneiungsanlagen keinen Schnee produzieren, produzieren sie teilweise Strom. Bei Begrünung und Renaturierung haben wir Pionierarbeit geleistet. Dafür wurden wir 2015 mit dem Begrünerpreis der Schweiz ausgezeichnet. Aktuell prüfen wir mit einem lokalen Partner die Errichtung einer großflächigen PV-Anlage auf 3.000 m Höhe und werden in den Bereich Solar weiter investieren.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt bei Ihnen die Digitalisierung?

Markus Hasler: Eine wichtige. Sie ermöglicht das Betreiben von Bahnanlagen ohne Personal. Unsere Angestellten können dadurch qualifiziertere Tätigkeiten ausüben. Wir schaffen so neue Berufsbilder. Unsere Gäste-Information über das gesamte Gebiet ist voll digital. In der Schweiz waren wir auch die Ersten, die ein Start-up für die Digitalisierung des Pistenrettungsdienstes gegründet haben.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es bei Ihnen mit Nachwuchsarbeitskräften aus?

Markus Hasler: Das ist natürlich ein Thema. Wir befinden uns in einer Randregion. Unsere Unternehmen sind gezwungen, den Nachwuchs selbst heranzubilden. Wir bieten jährlich 17 Ausbildungsplätze und kümmern uns um unsere Mitarbeiter. Vor einem Jahr, als alles teurer wurde, haben wir ihnen pro Jahr eine Woche mehr Urlaub gegeben und die Löhne um 5% erhöht. Schon vorher haben wir in der Schweiz die höchsten Löhne im Bergbahnbereich bezahlt. Soziale Verantwortung ist uns wichtig.

Wirtschaftsforum: Was steht als nächstes auf dem Programm?

Markus Hasler: Wir freuen uns jetzt auf das grenzüberschreitende Weltcup-Rennen im November, ein neues Highlight für die Region und unsere italienischen Partner.

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