Wer Kinder hat und arbeiten möchte, ist dringend auf gute Betreuungsmöglichkeiten angewiesen. Dies ist das Ergebnis der Studie „Gesamtwirtschaftliche Effekte der Ganztagsbetreuung von Kindern von Alleinerziehenden“ des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), herausgegeben vom Bundesfamilienministerium.
Die Untersuchung hat gezeigt, dass durch einen flächendeckenden Ausbau von Ganztagsbetreuungsangeboten für die Kinder Alleinerziehender das Wohlergehen der Kinder gestärkt und mittel- bis langfristig positive gesamtwirtschaftliche Effekte erzielt werden könnten.
Alleinerziehende erwirtschaften im Schnitt niedrigere Einkommen und sind häufiger auf Transferzahlungen angewiesen. Ein Grund dafür ist, dass ein mangelnder Zugang zu ausreichender Kinderbetreuung den Alleinerziehenden den Zugang zum Arbeitsmarkt erschwert und somit direkt ihr relatives Armutsrisiko erhöht wird. Denn auch für Alleinerziehende gilt, dass mit steigendem Erwerbsumfang das Armutsrisiko rapide sinkt: Bei Arbeitslosigkeit beträgt die Armutsgefährdungsquote 55,8 Prozent, bei Teilzeiterwerbstätigkeit 19,6 Prozent, und Alleinerziehende, die Vollzeit arbeiten, sind nur zu fünf Prozent armutsgefährdet.
Durch ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsbetreuungsangeboten für Alleinerziehende ergeben sich sichtbare Arbeitsmarkteffekte. Die Zahl der alleinerziehenden Mütter mit Kindern im Alter zwischen zwölf Monaten und zwölf Jahren, die einer Vollzeiterwerbstätigkeit nachgehen, steigt um gut 84.000 an, die Zahl Alleinerziehender in Teilzeit nimmt um knapp 26.000 zu.
Die Ganztagsbetreuung von Alleinerziehenden erhöht nicht nur bereits kurzfristig das Wohlergehen der Kinder und senkt die Armutsgefährdung der Familien, sondern zahlt sich auch mittelfristig für die öffentliche Hand wegen der Steuereinnahmen aus. Insgesamt ergeben sich für die öffentliche Hand zusätzliche jährliche Kosten für das flächendeckende Ganztagsangebot für Alleinerziehende in Höhe von 2,4 Milliarden Euro oder rund 2,7 bis 2,8 Milliarden Euro, wenn die Elternbeiträge übernommen werden. Durch den besseren Arbeitsmarktzugang sinkt die Armutsgefährdung der Alleinerziehenden. Dadurch können Sozialleistungen in Höhe von 441 Millionen Euro pro Jahr eingespart werden. Gut 1,4 Milliarden Euro an zusätzlichen Einnahmen ergeben sich jährlich für die öffentliche Hand durch die steigende Erwerbsbeteiligung der Alleinerziehenden, da hierdurch Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zunehmen.