„Wir möchten die Zukunft sauberer machen“
Interview mit Dr. Sebastion Pohlmann, Vice President Business Development der Skeleton Technologies GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Dr. Pohlmann, an der Entwicklung von Ultra- oder Superkondensatoren wird seit Jahrzehnten gearbeitet, die größten Fortschritte sind allerdings in den letzten 15 Jahren erzielt worden. Wie hat Skeleton Technologies dazu beigetragen?
Dr. Sebastian Pohlmann: In Tartu, Estland, haben fünf Wissenschaftler und Unternehmer mit der Unterstützung weitsichtiger Investoren ein spezielles Material entwickelt, das sich besonders gut zur Energiespeicherung eignet und dabei frei von Kobalt, Kupfer und Nickel ist. Curved Graphene hat sich damit als Schlüssel zu einer saubereren, elektrifizierten Zukunft erwiesen. Ab 2012 begann mit der ersten Kondensatorenserie die kommerzielle Nutzung, 2015 wurde das leistungsstarke Motorstartmodul SkelSkart auf den Markt gebracht. Zwei Jahre später eröffnete Skeleton Technologies die größte Superkondensatoren-Fabrik Europas in Großröhrsdorf bei Dresden. Heute beschäftigen wir über 300 Mitarbeiter an drei Standorten: Talinn in Estland für die Modul- und Systementwicklung, Bitterfeld-Wolfen für die Materialsynthese und Herstellung, und Großröhrsdorf als Forschungs- und Entwicklungszentrum und hochautomatisierte Produktionsanlage. In diesem Jahr entsteht in der Nähe von Leipzig unsere neue und damit weltweit größte Superkondensatoren-Fabrik.
Wirtschaftsforum: Man kann also nur von einer rasanten Entwicklung sprechen.
Dr. Sebastian Pohlmann: Absolut, wir haben unseren Umsatz über mehrere Jahre hinweg immer wieder verdoppelt oder verdreifacht. Wir sind in Europa und den USA stark vertreten, auch in Australien und Südamerika, in China allerdings weniger.
Wirtschaftsforum: Worauf führen Sie den Erfolg von Skeleton Technologies zurück?
Dr. Sebastian Pohlmann: Zunächst einmal arbeiten wir mit unserem eigenen, patentierten Material, das ist so gut wie einzigartig. Basierend auf Curved Graphene, stehen unsere Ultra- oder Superkondensatoren für eine Speichertechnologie, die eine hohe Leistungsdichte, fast sofortiges Laden und Entladen, hohe Zuverlässigkeit, extreme Temperaturtoleranz und eine Lebensdauer von mehr als einer Million Lade-Entlade-Zyklen ermöglicht. Anwendungen ergeben sich überall dort, wo eine zuverlässige, sofortige und abrupte Stromversorgung benötigt wird – und eine ebenso schnelle Entladung erfolgt. Die beim Bremsvorgang von Straßenbahnen innerhalb von Sekunden freigesetzte Energie zum Beispiel kann von Superkondensatoren gespeichert und beim Anfahren direkt wieder genutzt werden, während das Netz solche Spannungswechsel sonst kompensieren müsste. In Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen sind bereits mehr als 100 Straßenbahnen entsprechend ausgerüstet und erzielen Energieeinsparungen bis zu 30%.
Wirtschaftsforum: Das klingt nach weiteren Möglichkeiten und großem Potenzial.
Dr. Sebastian Pohlmann: Allerdings. Die Anwendungen von Superkondensatoren sind sehr vielfältig. Sie werden zum Beispiel in Hybridautos als Kurzzeitspeicher eingesetzt und ermöglichen einen hohen Wirkungsgrad. In Lkw, Landmaschinen und andereren Dieselfahrzeugen gewährleisten sie einen zuverlässigen Start unabhängig von der Außentemperatur. In Fahrstühlen gleichen sie hohe Spitzenströme beim Anfahren aus und verbessern die Gebäude-Energiebilanz. Darüber hinaus gewinnen sie aufgrund ihrer nahezu unbegrenzten Lebensdauer zunehmend an Bedeutung für Solarsysteme und Windkraftanlagen.
Wirtschaftsforum: Sie selbst sind von Haus aus Chemiker?
Dr. Sebastian Pohlmann: Das ist richtig, ich gehöre mit zu denjenigen, die als einer der Ersten bei Skeleton Technologie angefangen haben. Ab 2018 habe ich den Bereich Material- und Zellentwicklung geleitet und mich dann auf Förderprojekte spezialisiert. Seit 2021 bin ich als Vice President Business Development dafür verantwortlich, dass das, was wir entwickeln, auch beim Kunden ankommt.
Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie vor, wie werden Sie in Zukunft vorgehen?
Dr. Sebastian Pohlmann: Skeleton Technologies steht für eine innovative Technologie, die für den Kunden erklärungsbedürftig ist. Wir präsentieren und erklären unsere Technologie bei Konferenzen, Vorträgen und in den sozialen Medien. Wir haben auch viele Kunden, die uns weiterempfehlen. Nachhaltigkeit ist dabei ein wichtiger Faktor. Wir verwenden nur Aluminium und Kohlenstoff aus organischen Quellen, wie er in der EU in großen Mengen verfügbar ist. In diesem Zusammenhang wäre auch ein Projekt zur Reduktion von CO2-Emissionen zu nennen, dass wir in Zusammenarbeit mit Shell betreiben. Dabei geht es um die Elektrifizierung von Minenfahrzeugen, die im Dauerbetrieb arbeiten. Generell orientieren wir uns an Ergebnissen, daran arbeiten wir gemeinsam und mit großem Engagement in einem internationalen Team. Wir möchten auch weiterhin zu einer saubereren Zukunft beitragen.
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