„Wir erhalten mit dem Weinbau eine Kulturlandschaft“
Interview mit Björn Probst, Weingutsleiter der Prinz zur Lippe GmbH & Co. KG
Wirtschaftsforum: Herr Probst, auf Schloss Proschwitz soll Hochgenuss auf Lebensfreude treffen – womit genau möchten Sie Ihren Gästen und Kundinnen schöne Stunden bereiten?
Björn Probst: Unser Unternehmen tritt in unserer Region und darüber hinaus mit einem sehr breiten Angebot im Markt auf, dessen Elemente sich allesamt wunderbar ergänzen. Im Zentrum unserer Tätigkeit steht jedoch sicherlich unser Weingut. Hier bewirtschaften wir derzeit circa 70 ha Land auf einer Fläche, die ehemals als Randgebiet des Weinbaus galt. Inzwischen erstrecken sich die Anbauregionen jedoch noch viel weiter nördlich als Mitteldeutschland – unser eigener Pflanzer ist mittlerweile sogar in Skandinavien aktiv.
Wirtschaftsforum: Welche Eigenschaften zeichnen die Weine aus Ihrem Anbau aus?
Björn Probst: Durch die besonderen klimatischen Bedingungen in unserer geographischen Region, wo auf warme Tage noch lange sehr kühle Nächte folgen, ist es uns möglich, stets die volle Aromatik der Weintrauben zu erhalten. So entstehen mit einem guten Säurepuffer ausgestattete Weine mit moderatem Alkoholgehalt und einem nichtsdestotrotz sehr intensiven Geschmack. In Baden werden Sie beispielsweise kaum Burgundersorten mit unter 13% Vol. finden – bei unseren Sorten liegt bei diesem Wert jedoch die Obergrenze. So bekommen unsere Kunden mehr Genuss bei weniger Alkohol.
Wirtschaftsforum: Jenseits des Weinguts spielt auch das Schloss Proschwitz selbst eine wichtige Rolle für Ihre Unternehmenstätigkeit.
Björn Probst: Im Schloss finden regelmäßig Führungen und zahlreiche weitere Veranstaltungen für bis zu 300 Personen statt – von Konzerten über Lesungen bis hin zu Ausstellungen und vielen anderen Events zu den Themenfeldern Wein und Genuss. Zudem betreiben wir seit mittlerweile zwei Jahren im Schlosshof eine eigene Schlossvinothek. Doch auch an dieser Stelle hört unser Tätigkeitsspektrum noch nicht auf: Denn neben der Herstellung unserer eigenen Weine engagieren wir uns auch im Ausbau der Weine von acht befreundeten Winzern, mit einer Größenordnung vom Kleingebinde bis hin zu vielen Zehntausend Litern pro Jahr.
Wirtschaftsforum: Der gesamte landwirtschaftliche Sektor – und mit ihm auch der Weinbau – wird besonders stark vom Klimawandel betroffen sein. Wie stellen Sie sich heute schon auf diese Veränderungen ein, und welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Tagesgeschäft?
Björn Probst: Als ältestes privat bewirtschaftetes Weingut in Sachsen legen wir besonders großen Wert auf unser traditionell geprägtes Verständnis vom Umgang mit der Natur. Ebenso hat sich unser Unternehmen schon immer durch den unverrückbaren Blick nach vorn ausgezeichnet. Wir gestalten nicht nur das Hier und Jetzt, sondern machen uns genauso intensive Gedanken über die Zukunft unseres Unternehmens und unserer Tätigkeit – und das gilt nicht nur für das jüngste Mitglied der Unternehmerfamilie, das in diesem Jahr im Alter von 19 Jahren seine Winzerlehre beginnt. Auch wenn wir unsere Weinberge und unser Waldgebiet aufforsten, haben wir klar im Blick, welche Baum- und Pflanzenarten dort vor dem Hintergrund des Klimawandels auch bei perspektivisch weiter zunehmender Trockenheit gedeihen können.
Wirtschaftsforum: Wie gut fühlen Sie sich in Ihrer Mission von den politischen Entscheidungsträgern unterstützt?
Björn Probst: Vielen scheint in der Tat leider nicht klar zu sein, dass wir Weinbauern mit unserer Tätigkeit eine Kulturlandschaft erhalten und damit das natürliche Habitat von Pflanzen und Tieren prägen, die nur dort leben können – zudem sind wir, aus der gesamtwirtschaftlichen Perspektive betrachtet, ein wichtiger Schlüssel für die touristische Attraktivität einer Region. Unser Weingut tritt seit mittlerweile drei Jahren als biologisch arbeitender Betrieb auf, doch die Auflagen, die ab 2025 gelten sollen, stellen diese Entwicklung leider bisweilen infrage: Denn die dort vorgesehene noch stärkere Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sowie die landwirtschaftlich kaum darstellbaren Abstände von bis zu 100 m könnten gar das Ende des Terrassenweinbaus bedeuten, wie wir ihn kennen. Hier wäre eine viel stärkere Nähe zur gelebten Praxis nötig, um Rahmenbedingungen zu schaffen, unter denen wir den Weg zu noch nachhaltigeren Anbaupraktiken in aller Konsequenz fortsetzen können.
Prinz zur Lippe GmbH & Co. KG
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