Wie sich Elektroautos komplett recyceln lassen

Interview mit Sebastian Raubinger, Marketing & Sales Director der SEDA-Umwelttechnik GmbH

SEDA ist der weltweit führende Anbieter von Produkten und Lösungen für professionelles Autorecycling. Das Leistungsspektrum der österreichischen Unternehmensgruppe reicht von Anlagen zur Auto-Trockenlegung über Demontage-Tools und Prüfsysteme bis hin zu Spezialgeräten wie Autopressen, Schredder oder Schneidgeräte.

Mit der E-CAR Recycling Station bietet SEDA darüber hinaus eine Komplettlösung für das Recycling von Elektroautos, die insbesondere für Autoverwerter entwickelt wurde. SEDA betreut mehr als 7.000 Kunden auf der ganzen Welt, über Tochtergesellschaften in Großbritannien, den Niederlanden, der Türkei, Japan und den USA sowie internationales Netzwerk an Partnerunternehmen und Importeuren.

Pionier im Autorecycling

Gegründet vor über 40 Jahren, gehört SEDA zu den weltweiten Pionieren im Autorecycling. „Wir waren bereits in diesem Bereich tätig, bevor es gesetzliche Vorschriften dafür gab“, erläutert Sebastian Raubinger, seit 2010 bei SEDA und in der Zentrale als Marketing & Sales Director für die gesamte Gruppe verantwortlich. „Wir waren der erste Anbieter, der eine Anlage für die Auto-Trockenlegung entwickelt hat, also für das Entfernen aller Flüssigkeiten wie Benzin, Diesel, Altöl, Kühlflüssigkeit, Bremsflüssigkeit oder Scheibenwasser, weit vor Mitte der 2000er-Jahre, als in Europa entsprechende Recyclingstandards dafür in Kraft getreten sind.“

SEDA sei der Gesetzgebung im Bereich Altautoverwertung meist einen Schritt voraus. „Ende dieses bzw. nächstes Jahr kommt eine neue europäische Altfahrzeugrichtlinie, deren Anforderungen wir bereits jetzt umsetzen“, so Sebastian Raubinger. „Wir sind in Europa guter Dinge.“ SEDA ist jedoch nicht nur in Europa tätig, im Grunde weltweit in allen Märkten. Insbesondere Indien und China hätten viel Potenzial, allerdings „haben diese Länder nicht die strengen Recyclingvorschriften, wie sie in Europa gelten“, wie Sebastian Raubinger erklärt. „Dort werden viele Autos so lange gefahren, bis sie auseinanderfallen. Aber es ist ein Entwicklungsprozess, der langsam voranschreitet.“

Komplettlösung für Elektroautos

Mit der stetig wachsenden Elektromobilität bietet SEDA maßgeschneiderte Lösungen für das umweltgerechte Recycling von Elektroautos entwickelt. Die E-CAR Recycling Station ist ein kompletter Elektrofahrzeug-Arbeitsplatz, der speziell für Autoverwerter entwickelt wurde. Ausgestattet mit einer Zweisäulen-Hebebühne und Hochvolt-Werkzeug, ermöglicht die Station die einfache Demontage von Elektroautos inklusive Trockenlegung, also Entfernung von Altöl, Bremsflüssigkeit, Kühlflüssigkeit und Scheibenwasch-Wasser. In der Ausbaustufe ‚Hybrid‘ kommt eine zusätzliche Säule für Treibstoff dazu.

„Wir bieten Lösungen für das gesamte Fahrzeug und die Batterie“, sagt Sebastian Raubinger. „Das Recycling der Lithium-Ionen-Batterien erfolgt entweder chemisch, mechanisch oder thermisch. Dabei schauen wir immer, inwieweit die Batterie weiterverwendet werden kann, zum Beispiel als Speicher. Dafür reicht es manchmal schon, einzelne Batteriemodule auszutauschen.“ SEDA entwickelt den Batterierecycling-Prozess laufend weiter und plant, diesen auch in Ländern außerhalb Europas zu etablieren, wie in Afrika. Dabei seien aber noch viele Fragen offen. „Es ist ein spannender Prozess, wie sich das Recycling von gebrauchten Elektrofahrzeugen weiterentwickeln wird“, so Sebastian Raubinger. „Der Lebenszyklus der Fahrzeuge wird vielleicht kürzer.“

Recyclinggedanke nimmt zu

Zu den Kunden von SEDA gehören vor allem Autoverwerter und Schrottbetriebe. Durch die enge Zusammenarbeit mit OEM-Herstellern ist man dem Wettbewerb deutlich voraus. So hat man bereits im Jahr 2020 das weltweit erste Forschungscenter für Elektrofahrzeuge in Kössen in Betrieb genommen. „Hier sind auch unsere Forschung und Entwicklung angesiedelt, zudem bieten wir in Kössen technische Seminare an“, erklärt Sebastian Raubinger.

SEDA verfügt über Test- und Crashfahrzeuge und entwickelt dafür individuelle Lösungen. „Im Batterierecycling sind wir in allen Bereichen in der Forschung mit drin“, sagt Sebastian Raubinger. Aktuell sei man in einem Projekt des Ministeriums zum Recyclingprozess bei Unfallfahrzeugen involviert. Hierfür habe man reale Fälle untersucht, um Empfehlungen für das Recycling zu erarbeiten. Generell nimmt das Thema Recycling von der Bedeutung her zu, auch bei Neufahrzeugen. „In den nächsten Monaten kommt eine Quote für OEM-Hersteller für den Anteil recycelter Materialien in neuen Autos“, erläutert Sebastian Raubinger. „Das stellt einen ganz neuen Denkansatz dar.“

Einzelne Automobilhersteller, wie das schwedisch-chinesische Joint-Venture Polestar, vermarkten ihre Fahrzeuge bereits als komplett recyclingfähig. Es sei sehr gut, dass man so denke, wie Sebastian Raubinger sagt: „Viele Hersteller sind noch nicht so weit, dass sie schon beim Bau verstärkt an das Lebensende des Fahrzeugs denken. Oft kommt Design vor Recycling, wenn es um den Verkauf geht. Aber das ändert sich langsam. Es ist ein Entwicklungsprozess, wie beim Recycling allgemein weltweit.“ In Zukunft will man bei SEDA das Thema Autorecycling noch weiter ausbreiten, in Österreich in der Zentrale und weltweit in Zusammenarbeit mit Partnern und Importeuren. „Es ist ein spannender Markt, der einen wesentlichen Beitrag zu einer grüneren Zukunft leisten kann“, sagt Sebastian Raubinger. „Wir tragen dazu bei, dass wertvolle Ressourcen weiterverwendet werden können, und schaffen so einen messbaren Mehrwert.“

SEDA-Umwelttechnik GmbH
Schwendter Straße 10
6345 Kössen
Österreich
+43 5375 63180
+43 5375 63189
info(at)seda.at
www.seda-international.com

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