Was die gefallenen "Gelben Engel" vom Mittelstand lernen können
Kommentar zum ADAC-Skandal
Das Vertrauen in die deutsche Wirtschaft ist weltweit spitze, heißt es im jüngst veröffentlichten Trust Barometer 2014 der PR-Agentur Edelman. Doch was in der Gesamtbetrachtung stimmen mag, will auf den ADAC – immerhin ein milliardenschwerer Konzern – so gar nicht zutreffen. Nicht mehr, muss man sagen.
Vor kurzem war der mit knapp 19 Millionen Mitgliedern größte Autoclub Europas noch eine der vertrauenswürdigsten Organisationen in Deutschland. Manche sprachen sogar ehrfürchtig vom „guten Gewissen der deutschen Autofahrer“. Doch nach den publik gewordenen Manipulationen beim bis dato renommierten Autopreis „Gelber Engel“ ist die Glaubwürdigkeit dahin.
Ganz anders beim deutschen Mittelstand: Laut Trust Barometer sind es vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen, denen die Gesamtwirtschaft ihren guten Ruf zu verdanken hat. 77% von insgesamt 1.200 Befragten aus 27 Ländern vertrauen den kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland. Am größten ist mit 86% das Vertrauen in die Familienunternehmen. Zum Vergleich: Nur 49% halten Konzerne für glaubwürdig und lediglich 39% vertrauen börsennotierten Unternehmen.
Der Grund für den hohen Vertrauensvorschuss für den deutschen Mittelstand ist harte, ehrliche Arbeit. Besonders Familienunternehmen schaffen Vertrauen durch verantwortungsvolles Handeln, Innovationskraft sowie die Nähe zu den Mitarbeitern und Menschen in der Region.
Verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen, ist für den ADAC in seiner jetzigen Situation alles andere als einfach. Alle vertrauensbildenden Maßnahmen, die den Mittelstand so glaubwürdig machen, ließ der Autoclub mit seinem zurückgetretenen Kommunikationschef Michael „Rambo“ Ramstetter vermissen. So liest sich das Loblied des Trust Barometers auf den Mittelstand aus Sicht des ADAC wie eine schulmeisterliche Belehrung, die sämtliche Mängel gnadenlos aufzählt.
Demnach sind die Treiber für mehr Glaubwürdigkeit vor allem soziale Aspekte wie der Umgang mit Mitarbeitern sowie die Kommunikation, nicht nur mit der Öffentlichkeit, sondern auch den Kunden gegenüber. Das eigene Handeln müsse zum kommunizierten Anspruch passen. Werte wie Aufrichtigkeit, Nachhaltigkeit und Verantwortung seien als fester Bestandteil der Unternehmenskultur unabdingbar. Fazit: Es gibt also viel zu tun für die gefallenen „Gelben Engel“.
Tobias Kempkes