„Unsere Philosophie ist Eleganz und Mineralität!“

Interview mit Simone Frigerio, Geschäftsführer und Monika Schmid, Geschäftsführerin der Weingut Reichsrat von Buhl GmbH

Wirtschaftsforum: Seit 175 Jahren steht Reichsrat von Buhl für erstklassige Weine aus Deutschlands besten Lagen – inwiefern ist diese Tradition auch Verpflichtung? 

Simone Frigerio: In jedem Fall stehen wir jeden Tag aufs Neue vor der Aufgabe, diese unverkennbare Qualität auch nach so langer Zeit auf dem bekannten Niveau zu halten. Schließlich wurde unser Wein beispielsweise schon bei der Eröffnungsfeier des Suez-Kanals gereicht. Eine solche Geschichte verpflichtet ungemein. Wir haben das große Glück, weiterhin auf Basis von Weltklasseweinbergen arbeiten zu können – mehr als die Hälfte unserer Lagen ist Premier oder Grand Cru. Unsere Startbedingungen sind damit exzellent. Doch das allein reicht natürlich nicht für ein hervorragendes Produkt, und so muss es uns konsequent gelingen, diesen bedeutenden Vorteil auch im Wege unserer Anbauverfahren und in unserer Kellerei in erstklassige Weine und Sekte umzumünzen. 

Wirtschaftsforum: Wodurch zeichnet sich die Qualität von Reichsrat von Buhl aus? 

Monika Schmid: Der Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Wein besteht nicht in einer großen Richtungsentscheidung, sondern vielmehr in einer unglaublichen Fülle von kleinsten Details, die am Ende aber den Unterschied machen. Jeder Weinerzeuger muss auf dieser Basis seine eigenen Prioritäten setzen – und da gibt es nicht unbedingt ein Richtig oder Falsch. Auch für buttrige, süße Weine gibt es einen Markt und damit eine Existenzberechtigung. Wir möchten unser erstklassiges Lagenprofil aber vielmehr als Basis für richtig trockene, hochwertige Weine nutzen. Eleganz ist uns dabei wichtiger als Kraft ohne Verstand, und unsere Philosophie zielt klar auf eine komplexe Feinheit und Mineralität ab. 

Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist für Sie die Marke Reichsrat von Buhl? 

Simone Frigerio: Zusammen mit unseren Lagen und unseren hochwertigen Herstellungsverfahren ist die sorgfältige Pflege unserer Marke sicherlich ein wichtiger Erfolgsbaustein. Unsere berühmten Etiketten wurden 1887 von Franz von Stuck entworfen und genießen in der ganzen Welt einen hohen Wiedererkennungswert – viele preisen sie als die schönsten im Weinmarkt überhaupt. Doch am Ende des Tages ist die Marke nur der Türöffner – und wenn die Qualität nicht stimmt, geht diese Tür auch schnell wieder zu. Eine nachhaltige Kundenbindung kann für uns deshalb nur über ein überzeugendes Produkt funktionieren. 

Wirtschaftsforum: Welche Zielgruppen und Vertriebskanäle fassen Sie dabei ins Auge? 

Monika Schmid: Unser Portfolio erstreckt sich von Lagenrieslingen über Rebsortenweine bis hin zu hochwertigen Sekten. Neben Reichsrat von Buhl konnten wir dabei in jüngerer Vergangenheit auch die Marke Bone Dry mit einem stilisierten Totenkopf auf dem Etikett erfolgreich im Markt etablieren, mit der wir uns an ein etwas jüngeres, vielleicht auch hipperes Publikum und einschlägige Weinbars richten. Auch hier gilt jedoch bei aller versierten Designansprache: Ohne ein überzeugendes Produkt könnten wir davon nicht 80.000 Flaschen im Jahr absetzen. Neben einem sehr gesunden Privatkundengeschäft vertreiben wir unsere Erzeugnisse auch über den Fachhandel und die Gastronomie, während etwa ein weiteres Drittel unserer Weine in verschiedene Exportmärkte fließt. Auch in diesem Kontext zählt für uns ein nachhaltiger Geschäftsansatz: So setzen wir auf langjährige seriöse Partnerschaften, die wir konsequent pflegen – eine Haltung, die sich gerade in Krisenzeiten wie der Coronapandemie oder der aktuell gedämpften Konsumlaune auszahlt. Früher bekamen wir fast jede Woche E-Mails von Importeuren aus aller Welt, die unsere Weine vertreiben wollten, weil sie ihnen so gut gefielen; diese Zeiten sind zumindest aktuell vorbei. Glücklicherweise sind wir in all unseren Märkten schon immer sehr proaktiv aufgetreten und haben sie stets sehr feingliedrig bespielt. 

Wirtschaftsforum: Was macht für Sie persönlich den Reiz an Reichsrat von Buhl aus?

Simone Frigerio: Als Kellermeister will ich die besten Weine herstellen, und die lange Geschichte dieser Marke inspiriert mich jeden Tag.

Monika Schmid: Wein ist für mich ein ganz bedeutendes Kulturgut dieser Region, und ich erlebe immer wieder, wie Besucher aus aller Welt fast mit Tränen in den Augen in unserer Kellerei stehen, wie Kinder vor dem Weihnachtsbaum. An dieser Freude Anteil haben zu dürfen, motiviert mich ungemein.

Weingut Reichsrat von Buhl GmbH
Weinstraße 18-24
67146 Deidesheim
Deutschland
Tel.: +49 6326 96500
info(at)von-buhl.de
www.von-buhl.de

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