"Spionage ist nicht per se schlecht"

Edward Snowden im Live-Chat

Viel mehr Zeit als ursprünglich geplant – fast zwei Stunden statt der geplanten 60 Minuten – nahm sich Snowden Zeit, um sich den Fragen der Twitter-Community zu stellen. Von der Fragen-Flut, die über den Hashtag „#AskSnowden“ einging, konnte Snowden indes nur einen Bruchteil beantworten. Zweimal betonte er in seinen Antworten ausdrücklich, dass Geheimdienste und Spionagetätigkeit durchaus ihre Berechtigung hätten. „Geheimdienste spielen eine wichtige Rolle“ und „nicht jede Spionage-Aktivität ist schlecht“, so Snowden.

Gute Menschen auf der Arbeitsebene von NSA und CIA

Das Personal, welches auf der Arbeitsebene für die NSA, den CIA oder jedes andere Mitglied der Nachrichtengemeinschaft der Vereinigten Staaten (IC) tätig sei, bezeichnete Snowden als „gute Menschen“, die nicht daran interessiert seien, ahnungslosen Bürgern hinterherzuspionieren. Im Gegenteil, betonte Snowden in einer seiner Antworten: „Sie wollen das Richtige tun und ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung sagen, dass sie genauso bestürzt über die gleichen Dinge waren wie ich“.

Schuld sind die hochrangigen Beamten

Die Hauptschuld an dem Ausspäh-Skandal schiebt der NSA-Whistleblower den hochrangigen und „unverantwortlichen“ Beamten aus den Geheimdienst-Kreisen zu, die verfassungswidrige Programme und unsicheren Mechanismen wie das geheime Fisa-Gericht billigten. Dieses Gericht – von Snowden auch als „Gummistempel-Behörde“ bezeichnet – war vor allem deshalb in die Schlagzeilen geraten, weil es Anträge auf Überwachungsmaßnahmen quasi ohne Prüfung durchgewunken haben soll.

Milliarden über Milliarden Kommunikationsdaten täglich gesammelt

Nicht die Spionage an sich, sondern die technischen Möglichkeiten der wahllosen Massenüberwachung sieht Snowden als Geißel der Menschheit und Hauptwurzel allen Übels an, die im internationalen Schulterschluss bekämpft werden müssten. „Regierungen sammeln jeden Tag Milliarden über Milliarden Kommunikationsdaten Unschuldiger“. Als Grund hierfür gibt er an: Durch die Technologie ist die Massenüberwachung billig und einfach.

Größtmöglicher Schaden

Was denn der größtmögliche Schaden sei, den die Massen-Sammlung von Daten anrichten kann, fragte ein Chat-Teilnehmer. Der Antwort von Snowden zufolge gibt es einen doppelten Schaden: Erstens verändere sich menschliches Verhalten durch ständige Beobachtung: „Wer beobachtet wird, der fühlt sich nicht mehr frei und er ist tatsächlich auch nicht mehr frei im eigenen Handeln”. Zweitens ermögliche Massenüberwachung eine sogenannte „rückwirkende Untersuchung“, was nichts anderes bedeutet, als dass die Regierung die alltäglichen Aktivitäten ihrer Bürger über Jahre zurückverfolgen kann – ohne einen plausiblen Grund und ohne sich strafbar verhalten zu haben. Snowden hierzu: „Vielleicht wissen Sie nicht, wo sie am 12. Juni 2009 zu Abend gegessen haben, aber die Regierung weiß es bestimmt“.

Angriff eines „stolzen Demokraten“

Im Live-Chat verteidigte sich Snowden auch gegen Anschuldigungen, wonach er Log-in-Daten und Passwörter seiner Kollegen gestohlen haben soll. „Haben Sie die Privatsphäre Ihrer Kollegen geachtet, als Sie die Log-in-Daten und Passwörter ihrer Kollegen entwendeten?“, hatte der Chat-Teilnehmer mit der Twitter-Adresse „@MichaelHargrov1“ gefragt. Snowden schrieb kurz und vehement, dass dies nicht wahr sei. Der Fragende selbst bezeichnet sich in seinem Twitter-Account als „stolzer Demokrat“ und „Anhänger von Präsident Obama“.

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