Perfekte Oberflächen durch intelligente Systeme

Interview mit Carsten Schütz, Verkaufsleiter der Joke Technology GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schütz, Sie bieten ein sehr umfangreiches Produktprogramm an. Was sind die wichtigsten Produkte oder Kategorien?

Carsten Schütz: Wir haben insgesamt 20.000 Artikel im Sortiment. Aber unsere wichtigsten Produkte sind unsere Geräte, unsere Polier- und Schleifsysteme, die wir unter der Marke ENESKAmicro vertreiben. Es gibt diese Systeme schon sehr lange. Früher haben wir die in Fernost fremdproduzieren lassen. Aus verschiedenen Gründen haben wir uns dann aber entschieden, selbst zu entwickeln und zu fertigen. 2016 haben wir als Weltneuheit das erste Mikro-Motorsystem präsentiert, das mit einer Umdrehungszahl von 60.000 lief. Bislang war das nur pneumatisch mit Druckluftgeräten möglich. Unser System war das erste System, das so hoch drehen konnte. Die Systeme kamen sofort hervorragend am Markt an. Wir haben in den letzten zehn Jahren jedes Jahr ein neues Produkt entwickelt, immer mit technischen Innovationen und Vorteilen, die neu am Markt waren. Diese Strategie hat unseren Erfolg in den letzten zehn Jahren wesentlich getrieben. Dazu haben wir eine komplett neue Entwicklungsabteilung aufgebaut und massiv investiert. Unser jetziger Geschäftsführer Udo Fielenbach hat an dieser Entwicklung einen maßgeblichen Anteil. Er hat die stetige Weiterentwicklung zu einem Teil unserer Unternehmenskultur gemacht.

Wirtschaftsforum: Welche Trends stellen Sie zurzeit am Markt fest? Welche Impulse erhalten Sie von Ihren Kunden.

Carsten Schütz: Für uns ist es wichtig, intelligente Systeme zu schaffen. Unsere Kunden tun sich schwer damit, Fachkräfte zu finden, die die Systeme beherrschen, zum Beispiel Polierer, die technischen Hochglanz erzeugen müssen. Hier braucht man Kraft, gleichzeitig aber auch Fingerspitzengefühl, fundiertes technisches Verständnis und Erfahrung. Deshalb bringen wir möglichst viel Intelligenz in unsere Systeme ein. Wir haben zum Beispiel ein Ultraschall-Poliersystem. Das System versetzt Schleifmedien in Schwingungen. Hier musste man früher über entsprechendes Know-how verfügen, um ein optimales Oberflächenergebnis zu erzielen. Inzwischen haben unsere Systeme eine sogenannte Auto-Tune Funktion, die dies übernehmen. Sie arbeiten automatisch mit der optimalen Frequenz.

Wirtschaftsforum: Wer sind Ihre Kunden, Ihre Zielgruppen?

Carsten Schütz: Unsere Produkte werden viel von Unternehmen genutzt, die hochfeine Oberflächen brauchen. Das können ganz klassisch der Werkzeug- und Formenbau sein, der häufig sehr hohe Anforderungen an technische Oberflächen hat, aber genauso gehören dazu die Medizintechnik, der Automotive-Bereich und die Schmuckindustrie.

Wirtschaftsforum: Sie blicken auf über 80 Jahre Geschichte zurück. Was hat Joke Technology zu dem gemacht, was das Unternehmen heute ist am Markt?

Carsten Schütz: Es war nie unser Anliegen, der Günstigste zu sein, sondern der Beste. Qualität ist das A und O für uns. Das ist kein Marketing-Slogan, sondern wir leben diesen Anspruch jeden Tag. In unserem Segment geht es um hochfeine Oberflächen, um optimale Ergebnisse. Zudem legen wir großen Wert auf Service. Deshalb gibt es bei uns keine Verkäufer. Bei uns arbeiten Anwendungsberater, die selbst aus dem Werkzeug- und Formenbau kommen. Sie können auf Augenhöhe mit unseren Kunden sprechen und wirkliche Lösungswege aufzeigen. Wir versuchen, uns stetig zu verbessern, um unseren Kunden echte USPs zu bieten. Ein gutes Beispiel sind hier unsere intelligenten Systeme, die miteinander kommunizieren. Mit dieser Strategie sind wir in Europa zum Marktführer in unserem Bereich geworden.

Wirtschaftsforum: Das heißt, Digitalisierung ist wichtig für die Weiterentwicklung des Unternehmens?

Carsten Schütz: Die Digitalisierung sichert unsere Zukunft. Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass der Bedarf an vielen unserer Werkzeuge jedes Jahr nachlässt, da die Maschinen immer bessere, perfektere Produkte machen. Wir beobachten den Markt deshalb sehr genau und analysieren, was unsere Kunden wirklich brauchen. Hier sind wir wieder beim Thema Fachkräftemangel und Intelligenz. Automatisierung und Robotic werden also immer wichtiger für uns. Wir bieten bereits digitale Systeme an, die zum Schleifen, Polieren und Entgraten genutzt werden können. Unser Vorteil hier ist, dass wir in Bereichen Erfahrung mitbringen, wo andere Anbieter nicht mehr weiterwissen. Wir können über den Roboter hinaus auch die Prozessoptimierung mitanbieten. Der Kunde kann im Grunde bei uns ein komplettes Rundum-Sorglos-Paket bekommen. Wir bieten sogar die Programmierung beim Wechsel eines Werkstückes an. Eigentlich müssten sich viele unserer Kunden noch intensiver mit der Digitalisierung auseinandersetzen, um langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Aber Digitalisierung erfordert immer auch Investitionen. Vor dem Hintergrund der letzten drei Jahre und der aktuellen wirtschaftlichen Gesamtsituation kann ich eine Investitionszurückhaltung gut verstehen.

joke Technology GmbH
Asselborner Weg 14-16
51429 Bergisch-Gladbach
Deutschland
+49 22 048390
info(at)joke.de
www.joke-technology.com

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Technologie erleben, Zukunft gestalten

Technologie erleben, Zukunft gestalten

Visoric und andere Tech-Pioniere zeigten beim Festival der Zukunft im Deutschen Museum, wie immersiv und zugänglich Spitzentechnologie heute sein kann. Mit einer XR-Demo zur industriellen Montage, interaktiven Robotik-Erlebnissen und KI…

70 Marken, 95 Länder, eine Mission

Interview mit Alessandro Vella, General Manager der IWB Italia S.p.A.

70 Marken, 95 Länder, eine Mission

Italienischer Wein ist weltweit ein Exportschlager – und daran hat die IWB Italia S.p.A. mit Sitz im idyllischen Calmasino di Bardolino bedeutenden Anteil. Das Unternehmen vereint eine Vielzahl bekannter Marken…

Nachhaltige Industrie – Kleine Stellschrauben mit großer Wirkung

Nachhaltige Industrie – Kleine Stellschrauben mit großer Wirkung

Klimaschutz, Ressourcenknappheit und steigende Energiekosten stellen die Industrie vor neue Herausforderungen. Doch nicht immer sind es die großen Investitionen, die den entscheidenden Unterschied machen. Oft reichen schon gezielte Anpassungen in…

Aktuellste Interviews

„Weinbautradition bewahren und weiterentwickeln“

Interview mit Markus Nordhorn, Geschäftsführer der Weingut Hammel GmbH

„Weinbautradition bewahren und weiterentwickeln“

Seit über 300 Jahren steht das Weingut Hammel aus der Pfalz für erstklassige Weine, starke Marken und gelebte Familientradition. Heute zählt die Weingut Hammel GmbH zu den bekanntesten Abfüllbetrieben der…

„Camping muss komfortabel sein!“

Interview mit Michael Krämer, Geschäftsführer der CAMPWERK GmbH

„Camping muss komfortabel sein!“

Camping war schon immer eine große Leidenschaft von Michael Krämer, aber die Produkte, die es auf dem Markt gab, haben ihm nie gefallen. Das wollte der ausgebildete Informatiker mit seinem…

Wie eine Käserei Agilität und Herkunft verbindet

Interview mit Sylvia Maria Schindecker, Geschäftsführerin der VÖCKLAKÄSEREI eGen

Wie eine Käserei Agilität und Herkunft verbindet

Tradition, Qualität und regionale Verbundenheit: Die VÖCKLAKÄSEREI eGen im oberösterreichischen Pöndorf zählt zu den letzten ihrer Art. Als genossenschaftlich organisierter Betrieb mit bäuerlichen Eigentümern steht sie für handwerkliche Käseherstellung aus…

TOP