„Nachhaltigkeit ist die Natur des Geschäfts“

Interview mit Max Roggemann, Geschäftsführer DER Enno Roggemann GmbH & Co. KG, Bremen

Wirtschaftsforum: Herr Roggemann, was können Sie uns über die Historie der Roggemann Gruppe erzählen?

Max Roggemann: Mein Großvater Enno Roggemann hat das Unternehmen 1948 in Bremen gegründet. 1974 übernahm mein Vater Jürgen Roggemann die Leitung der Firma, die sich weiter entwickelte und expandierte. Gleich nach der Wiedervereinigung wurden zwei Niederlassungen im Osten gegründet. Durch weitere Neueröffnungen und Übernahmen ist die Gruppe auf neun Standorte angewachsen, die jeweils als eigenständige Firmen agieren. Die Gruppe ist so kontinuierlich gewachsen. Dabei haben wir immer die Augen offen gehalten und investiert. Von Beginn an standen bei uns die Mitarbeiter im Fokus. Wir haben ihnen immer viel Eigenverantwortung übertragen und auch Fehler zugelassen.

Wirtschaftsforum: Wie haben Sie die CoronaZeit erlebt? Auf dem Bau gab es ja keinen Stillstand ...

Max Roggemann: Richtig, die Baubranche hat schon vorher einen Boom erlebt, und es gab auch durch Corona keine Krisenszenarien. Die Leute haben in Haus und Hof investiert. Das Wohnen hat durch Corona an Wert gewonnen und Themen wie das mobile Arbeiten treiben die Branche zusätzlich. Dazu kamen die niedrigen Zinsen. Insgesamt sehen wir einen großen Nachhol- und Investitionsbedarf etwa im Bereich energetische Sanierungen. Manche Segmente wie der Messe- oder Ladenbau wurden aber von der Krise getroffen, ebenso die Verpackungsindustrie, da der Export eingebrochen war. Im Holzgroßhandel hatten wir immer Preisschwankungen, aber in den letzten 1,5 Jahren waren sie aufgrund der Lieferkettenprobleme außergewöhnlich. Im zweiten Quartal 2020 brach regelrechte Panik aus; alle haben bestellt wie verrückt. Inzwischen sind die Preise wieder auf dem alten Niveau.

Wirtschaftsforum: Wo ist Enno Roggemann auf dem Markt positioniert?

Max Roggemann: Der Holzgroßhandel ist mittelständisch geprägt. Der größte Händler hat 5% Marktanteil; es gibt also keine ganz großen Player. In diesem Umfeld gehören wir zu den Top 3 bis 5.

Wirtschaftsforum: Was zeichnet Ihr Produktportfolio aus?

Max Roggemann: Wir sind extrem breit aufgestellt, denn wir wollen kein Klumpenrisiko. Bei uns bekommen Tischler und Zimmermann alles, was sie brauchen, auch für den modernen Holzbau, Treppenbau und Fensterbau. Fensterholz ist eine Besonderheit, das bieten viele Wettbewerber nicht. Daneben bedienen wir den Holz- und Baustoffhandel sowie die Verpackungsindustrie. Am Lager haben wir Standardprodukte, also Standardstärken, -dicken und -formate. Wir bieten aber auch Sonderformate.

Wirtschaftsforum: Welche Trends beobachten Sie aktuell am Markt?

Max Roggemann: Viele Anbieter konzentrieren sich stark auf die Montage, dadurch gibt es mehr Halbfertigprodukte. Das hat auch damit zu tun, dass Fachkräfte fehlen. Der einstige Allround-Tischler spezialisiert sich oder geht in die Montage. Der Fachkräftemangel ist der Engpass bei allen, auch wir sind auf der Suche.

Wirtschaftsforum: Wie begegnen Sie diesem Problem?

Max Roggemann: Wir müssen uns bemühen, uns attraktiv zu machen. Vor 50 Jahren, als es noch gar nicht ‘in’ war, haben wir schon ausgebildet. Jetzt gehen wir auch auf Online-Plattformen und Schulmessen. Wir haben immer Wert auf gute Ausbildung gelegt, bieten Exkursionen und innerbetriebliche Förderung. Unsere Übernahmequote ist hoch. Viele Führungskräfte haben schon bei uns gelernt. In den letzten Jahren kamen neue Ausbildungsberufe hinzu, unter anderem im Bereich Lager, aber auch Digitalisierungskaufmann oder Mediengestalter. Viele Mitarbeiter sind schon lange bei uns, Die Leute fühlen sich wohl. Sie haben bei ihren Aufgaben viele Freiheiten. Wir zahlen im gewerblichen Bereich Überstunden mit Zuschlag aus, bieten gute Aufstiegschancen, Fortbildungen und Vergünstigungen für Fitness-Angebote.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt für Sie ein anderes Trendthema, die Nachhaltigkeit?

Max Roggemann: Nachhaltigkeit ist die Natur unseres Geschäfts. Das Wort kommt aus der Forstwirtschaft und bedeutet, dass man nur so viel entnimmt, wie nachgepflanzt wird. Unsere Hölzer stammen ausschließlich aus nachhaltigen Forstwirtschaften. Als einer der ersten Holzgroßhändler waren wir FSC-zertifiziert. Es wird viel energetisch saniert, und sommerlicher Wärmeschutz ist mit Holzbau besser machbar. Auch das Bauen im Bestand bleibt wichtig. Da Holz leicht ist, ist es möglich, höhere Etagen aufzusatteln. Dabei ist ein ganz wesentlicher Punkt, dass Holz dauerhaft CO2 bindet. Als Mittelständler denken wir in jeder Hinsicht nachhaltig und langfristig. Wir beschäftigen uns zum Beispiel mit E-Mobilität und Solarenergie.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihnen wichtig, wenn Sie in die Zukunft blicken?

Max Roggemann: Wir wollen wandelbar bleiben. Unser Ziel ist, die Kunden auch emotional zu überzeugen. Schließlich soll der Kunde gerne bei uns kaufen.

Enno Roggemann GmbH & Co. KG, Bremen
Ahrensstraße 4
28197 Bremen
Deutschland
+49 421 51850
+49 421 518550
email(at)enno-roggemann-bremen.de
www.roggemann.de

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