Mit Mut und Menschlichkeit
Interview mit Axel Frey, CEO der Seifert Logistics Group
Wirtschaftsforum: Herr Frey, Sie sind seit 2008 bei Seifert Logistics und haben eine beeindruckende Karriere durchlaufen. Was hat Sie an diesem Unternehmen besonders gereizt?
Axel Frey: Ich bin damals als dualer Student ins Unternehmen eingestiegen und war von Anfang an von der Dynamik und den Möglichkeiten begeistert. Die Logistik ist eine Branche, ohne die nichts läuft. Das wird oft unterschätzt, aber sie ist das Rückgrat unserer Gesellschaft. Bei Seifert haben mich insbesondere der familiäre Zusammenhalt und die klare Werteorientierung überzeugt. Hier bekommt man die Freiheit, eigene Ideen einzubringen, und sieht, wie aus Visionen Wirklichkeit wird.
Wirtschaftsforum: Sie sind seit 2022 CEO. Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell für Ihr Unternehmen und die Branche?
Axel Frey: Die Logistik steht vor gewaltigen Herausforderungen. Einerseits haben wir die Transformation hin zu nachhaltigen Lösungen, andererseits die Digitalisierung und den Fachkräftemangel. Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Unsere neun Elektro-Lkw sind ein Anfang, aber es braucht wirtschaftliche Anreize und stabile politische Rahmenbedingungen, um diesen Weg konsequent weiterzugehen. Hinzu kommt der technologische Wandel, wie der 3D-Druck, der unser Geschäft in Teilen verändern wird.
Wirtschaftsforum: Können Sie das näher erläutern?
Axel Frey: In der Zukunft wird es möglich sein, einen Teil der Ersatzteile, die heute in Lagerhallen aufbewahrt werden, einfach on-demand zu drucken. Wir beschäftigen uns schon seit zweieinhalb Jahren mit professionellem 3D-Druck und sehen das als wichtigen Schritt, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Das ist nicht nur effizient, sondern auch nachhaltig, weil Ressourcen geschont werden.
Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen hebt sich durch die sogenannte „Millimeter-Strategie“ ab. Was hat es damit auf sich?
Axel Frey: Diese Idee stammt von unserem Firmengründer Harry Seifert, der unsere Werbebroschüren einen Millimeter breiter gestaltet hat, damit sie im Ordner der Kunden zuerst auffallen. Dieses „immer ein bisschen mehr bieten“ prägt uns bis heute. Wir denken über die Standardlösungen hinaus und suchen aktiv nach Möglichkeiten, unseren Kunden einen Mehrwert zu bieten. Das gilt nicht nur für unsere Dienstleistungen, sondern auch für Innovationen, etwa die Integration nachhaltiger Technologien.
Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit scheint ein zentraler Pfeiler Ihrer Unternehmensstrategie zu sein. Wie setzen Sie diese konkret um?
Axel Frey: In der Kontraktlogistik setzen wir beispielsweise über 800 elektrisch betriebene Gabelstapler ein. Der Strom dafür stammt teilweise von unseren eigenen Photovoltaikanlagen auf den Logistikzentren. Das reduziert nicht nur unsere Emissionen, sondern schafft auch Kosteneffizienz. Schwieriger wird es auf der Straße: Elektro-Lkw sind in der Anschaffung mehr als doppelt so teuer wie Diesel-Lkw, und die Ladeinfrastruktur sowie politische Unsicherheiten bremsen die Entwicklung. Dennoch glauben wir an die Zukunft der Elektromobilität.
Wirtschaftsforum: Neben Nachhaltigkeit betonen Sie auch den Zusammenhalt in Ihrem Unternehmen. Wie spiegelt sich das im Arbeitsalltag wider?
Axel Frey: Bei uns stehen die Mitarbeiter im Mittelpunkt. Unser neues Firmengebäude in Ulm ist ein Ausdruck dieser Philosophie: Es bietet moderne Arbeitsplätze, ein Betriebsrestaurant und ein kostenloses Fitnessstudio. Doch entscheidend ist, dass wir füreinander da sind. Wenn ein Mitarbeiter Hilfe bei einer Behörde braucht oder kurzfristig eine Wohnung benötigt, dann unterstützen wir. Das schafft Vertrauen und Motivation, und davon profitieren am Ende auch unsere Kunden.
Wirtschaftsforum: Welche Visionen haben Sie für die Zukunft der Seifert Logistics Group?
Axel Frey: Wir wollen nachhaltig wachsen – in Europa. Derzeit haben wir über 45 Standorte in Deutschland, Frankreich und Polen. Gleichzeitig arbeiten wir daran, noch digitaler und vernetzter zu werden, um unseren Kunden Transparenz und Effizienz entlang der gesamten Lieferkette zu bieten. Unsere Philosophie bleibt dabei unverändert: Wir wollen als Familienunternehmen flexibel, schnell und nahbar bleiben.
Wirtschaftsforum: Abschließend: Was wünschen Sie sich für die Logistikbranche?
Axel Frey: Mehr Anerkennung. Die Logistik wird oft nur wahrgenommen, wenn sie nicht funktioniert. Doch ohne uns bleibt der Supermarkt leer, die Onlinebestellung unerfüllt. Wir müssen deutlich machen, dass Logistik nicht nur Transporte bedeutet, sondern ein essenzieller Bestandteil unserer Gesellschaft ist. Denn wenn wir einmal fünf oder sechs Tage nicht arbeiten würden, ginge nichts mehr – niemand hätte mehr etwas zu essen, es gäbe keine Medikamente in den Apotheken, kurz: Die Grundversorgung würde zusammenbrechen. Nicht umsonst war die Logistikbranche während der Pandemie systemrelevant. Das sollte einfach mehr gewürdigt werden.
Seifert Logistics Group
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