Für mehr Leichtigkeit im Fahrzeugbau

Salzburger Aluminium Group

Wirtschaftsforum: Dr. Exner-Wöhrer, Sorgen bezüglich des Klimawandels und den umweltschädlichen Auswirkungen des motorisierten Verkehrs üben einen großen Einfluss auf die Entwicklungen in der Transportindustrie aus. Welche positive Rolle spielt Aluminium in diesem Zusammenhang?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Aluminium bringt Leichtigkeit in den Fahrzeugbau. Aufgrund seines geringen Gewichts und der Korrosionsbeständigkeit besitzt es exzellente mechanische Eigenschaften. Außerdem ist Aluminium äußerst wandlungsfähig. Es kann unbegrenzt und ohne Qualitätsverluste recycelt werden und ist somit ein sehr ressourcenschonender Rohstoff. Unser Leitsatz heißt ʻFortschritt durch Aluminiumʼ, weil wir glauben, in Aluminium den Werkstoff der Zukunft gefunden zu haben und damit auch einzigartige Lösungen für die Fahrzeugindustrie zur Reduktion des CO2-Ausstoßes.

Wirtschaftsforum: Aluminium wird seit Ende des 19. Jahrhunderts in Lend produziert. Können Sie etwas mehr über die Geschichte der Firma erzählen?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Die Salzburger Aluminium Group ist weltweit das drittälteste Aluminium-Werk und wurde 1898 in Lend gegründet. Der Standort liegt mitten in den Bergen in der Nähe von zwei Flüssen, die durch die Wasserkraft die notwendige Energie für die Aluminium-Herstellung geliefert haben. 1992 hat meine Familie die Firma von der Alusuisse gekauft. Als ersten Schritt haben wir jedoch die Produktion von Primär-Aluminium eingestellt. Der Grund dafür war, dass es ökologisch mehr Sinn macht, das Rohmaterial in energiereichen Ländern zu produzieren. Stattdessen haben wir uns auf Fertigprodukte fokussiert, vor allem für schwere Lkw.

Wirtschaftsforum: Wie ist denn die heutige Produktpalette entstanden?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: In Salzburg gibt es sehr viele Frachtunternehmen. Zu der Zeit als wir das Werk übernommen haben, gab es auch die ersten Schritte in Richtung Ökologisierung. Um Gewicht zu sparen wurden statt Stahlbehälter Alubehälter eingesetzt. So haben wir mit der Produktion von Kraftstoff- und Hydrauliktanks, Druckluftbehälter und Luftspeicher sowie LNG-Tanksystemen angefangen. Inzwischen sind wir inzwischen europäischer Markt- und Technologieführer für Kryotanksysteme für LNG-betriebene Nutzfahrzeuge. In den letzten zwei bis drei Jahren sind wir verstärkt in das Thema Wasserstoff eingestiegen.

Wirtschaftsforum: Von Diesel über LNG bis hin zu Wasserstoff – wo endet die Reise für Lkw-Kraftstoffe?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Wir sind mit unserem Produktangebot immer den Marktentwicklungen gefolgt und vom Ersatzteilmarkt ins OEM-Geschäft. Im Stammgeschäft mit Dieseltanks sind wir inzwischen marktführend, aber wir sind auch Vorreiter beim Thema Wasserstoff. Wir haben gesehen, dass LNG nur eine Brücke zum Wasserstoff darstellt und sind zum Pionier bei der Entwicklung von Tanklösungen für flüssigen Wasserstoff geworden. Die Richtung geht ganz klar weg von fossilen Brennstoffen.

Wirtschaftsforum: Welche anderen Trends sind heute wichtig?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Sehr wichtig ist es, den Kunden begleitende Dienstleistungen anzubieten. Heute spielt das Thema just-in-time und ready-for-assembly eine zunehmend wichtige Rolle in der Produktionskette. Unsere Tanks kommen einbaubereit bei den Kunden am Band an. Ebenso wichtig ist die weitere Internationalisierung, um die notwendige Lieferpünktlichkeit zu gewährleisten. Wir orientieren uns auch geografisch an unseren Kunden und haben Standorte in Frankreich, den Niederlanden, Schweden, der Slowakei, Spanien, Kanada, den USA und Mexiko gegründet, über die wir unsere Kunden weltweit bedienen können. Die Tanks können sehr groß sein, deshalb macht es Sinn, die Fertigung möglichst nah beim Kunden zu haben.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt denn die Innovation im Unternehmen?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Sie spielt sowohl für uns als auch für unsere Kunden eine sehr große Rolle. Wir sehen uns als strategischer Innovationspartner und bieten R&D-Leistungen von der Idee bis hin zur Produktionsreife an. Wir haben das Know-how, um schnell auf Kundenwünsche einzugehen. Mit unseren technologischen Innovationen haben wir uns weltweit einen Namen gemacht. Neben unserem Hauptgeschäft der Tankfertigung, bieten wir auch Rheocasting von Leichtmetallkomponenten an. Rheocasting ist ein spezielles Gießverfahren, bei dem Aluminium im halbfesten beziehungsweise halbflüssigen Zustand gegossen wird. Hiermit kann möglichst viel Gewicht eingespart und Produkte für andere Segmente, beispielsweise für die Sportindustrie, gefertigt werden.

Wirtschaftsforum: Welche Stärken von Salzburger Aluminium sind für den Erfolg ausschlaggebend?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Das sind eindeutig unsere Mitarbeiter, die unsere Ideen mit den Kunden weiterentwickeln. Gute Mitarbeiter zu finden ist auch die größte Herausforderung, der wir uns in Zukunft stellen müssen. Wir sind jedoch verhältnismäßig klein und unternehmerisch denkend. Bei uns gibt es viele Freiheiten und keine starren Hierarchien. Menschen, mit hoher Selbstmotivation haben bei uns gute Chancen.

Wirtschaftsforum: Wie zuversichtlich blicken Sie in die Zukunft?

Dr. Karin Exner-Wöhrer: Auf der einen Seite müssen wir uns mit stark steigenden Rohpreisen und Lieferkettenschwierigkeiten auseinandersetzen. Auf der anderen sind wir als Lieferant für die zukunftsträchtigen Wasserstofftanks für Lkw schon fest etabliert.

Salzburger Aluminium Group
Lend 25
5651 Lend
Österreich
+43 6416 65000
+43 6416 65002091
aluminium(at)sag.at
www.sag.at

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