Gerade einmal knapp über 7.000 Elektroautos (kurz: E-Autos) surren momentan durch Deutschland. Die meisten haben auch noch eine gewerbliche Zulassung, sind also Firmenwagen. Wie soll da das Ziel von 1 Million Fahrzeugen erreicht werden? Nicht einmal die Zahl 100.000 scheint bei dem Tempo realistisch, denn 2012 wurden nur rund 3.000 Elektrofahrzeuge zugelassen.
Kaum ein Privatmann kann oder will eine teure und unausgereifte Technologie ohne die nötige Infrastruktur kaufen. Wenn die Batterie bereits nach spätestens 150 Kilometern schlapp macht und man mangels Strom-Tankstelle auf dem Land liegen bleibt, gibt kein Mensch über 20.000 Euro – plus monatlicher Kosten mit Batteriemiete – für ein Elektroauto aus. Da können die Zinsen auf dem Kapitalmarkt noch so niedrig sein.
Der Wertverlust ist zudem beachtlich: Bereits bei einer durchschnittlichen Fahrleistung (10.000 Kilometer pro Jahr) sind die Betriebskosten pro Monat fast doppelt so hoch wie bei einem modernen, konventionell betriebenen Fahrzeug. Grund: der hohe Wertverlust durch die ständige Weiterentwicklung der Modelle. Dadurch ist der Wiederverkaufswert deutlich geringer.
Viele Deutsche stört auch, dass die Modellauswahl bislang recht mau ist. Japanische und französische Hersteller dominieren den Markt. Zu lange hat sich die deutsche Automobilindustrie auf die Optimierung des Verbrennungsmotors konzentriert und den Trend zum rein elektrischen Fahren verschlafen.
Bis 2014 soll sich das ändern: 16 neue Modelle wollen die heimischen Autobauer auf den Markt bringen. Wenn die Spritpreise schneller als gedacht steigen und Strom-Tankstellen in naher Zukunft mehr Regel als Ausnahme sind, dann besteht vielleicht die Chance auf das Erreichen von 100.000 zugelassenen E-Autos in Deutschland. Möglicherweise liegt aber auch nur ein Missverständnis vor und Frau Merkel hat versehentlich eine Null zu viel auf ihrem Zettel notiert.
Tobias Kempkes