Die Clean Code Company

Interview mit Michael Puder, Gründer und Vorstandsvorsitzender der generic.de software technologies AG

Wirtschaftsforum: Herr Puder, Sie haben vor kurzem den Allianz Industrie 4.0 Award 2023 für Ihre IoT-Lösung „Smart Monitoring“ erhalten. Um was für ein Projekt handelt es sich dabei?

Michael Puder: Wir haben den Award gemeinsam mit dem Pumpenhersteller LEWA gewonnen. Die Lösung ist ein aus Hard- und Software bestehendes IoT-System für Industriepumpen, mit dem Pumpen auch an weit entfernten Orten kontinuierlich und intelligent überwacht werden können. Das Produkt war technologisch sehr anspruchsvoll. Es müssen bis zu 2.000 Sensorsignale pro Sekunde abgegriffen und sauber verarbeitet werden. Die On- und Offline-Konnektivität war zudem eine große Herausforderung. Im Grunde bildet dieses Projekt genau das ab, was Industrie 4.0 ausmacht. Maschinen werden vernetzt und Daten für die Nutzer punktuell transparent bereitgestellt. Eine technische Assistenz ermöglicht Rückschlüsse über den Zustand der Maschinen oder Dinge. Wir haben auch eine Plattform entwickelt, über die auf der Basis aller Informationen gute Entscheidungen getroffen werden können. Auf Grundlage dieser Daten wurden tatsächlich bereits Pumpen gefunden, die nicht sauber funktioniert haben. Die Techniker wären ohne die Datenbasis niemals auf die Fehlerursache gekommen.

Wirtschaftsforum: Als Software-Dienstleister arbeiten Sie nach dem Clean Code Ansatz. Was genau steckt dahinter?

Michael Puder: Wir verfolgen dieses Konzept seit 2010. Clean Code Development ist im Grunde eine Zusammenfassung von Prinzipien und Praktiken, wie man gute Software baut. Das haben wir als eines der ersten Software- Unternehmen in Deutschland etabliert. Software entsteht meistens unter Druck, unter Zeit- und Kosten- und meistens auch noch unter Feature-Druck, so dass man aus verschiedenen Dimensionen Einwirkungen auf ein Projekt hat. Das ist kein Vorteil. Meistens wird Software dann im Laufe der Jahre immer wieder angepasst und entsprechend, je älter sie ist, immer weniger evolvierbar, also veränderbar. Software lebt. Sie ist nie fertig. Clean Code unterstützt nachhaltige Software, also die Evolvierbarkeit einer Lösung. Wir sind der festen Überzeugung, dass die Qualität der Software Einfluss auf den Erfolg eines Unternehmens hat. Deshalb ist Softwarequalität für uns nicht verhandelbar.

Wirtschaftsforum: Welche Art von Projekten übernehmen Sie?

Michael Puder: Anfangs haben wir uns ausschließlich auf Softwareentwicklung konzentriert. 2018 haben wir dann unser Service-Portfolio erweitert, haben auch prozessbegleitende Themen der digitalen Produktentwicklung mitaufgenommen. Wir bilden inzwischen den ganzen Entstehungszyklus eines Software-Produktes ab, im Idealfall von der Ideenfindung bis zum Betrieb der Software, mit entsprechenden Fachexperten für alle Bereiche.

Wirtschaftsforum: Konzentrieren Sie sich auf spezielle Branchen?

Michael Puder: Wir haben uns lange Zeit auf den Maschinen- und Anlagenbau konzentriert. Dort herrschte damals ein noch recht hoher Innovationsstau. Hier sind wir seitdem stark aufgestellt, mit namhaften Kunden. Jetzt möchten wir uns vertikal in andere Bereiche entwickeln.

Wirtschaftsforum: Liegt Deutschland in der Digitalisierung wirklich so weit hinten, wie es immer behauptet wird. Wie empfinden Sie das?

Michael Puder: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Manche Bereiche sind unfassbar weit. Genauso aber gibt es Bereiche, wo man noch nicht so weit ist, wie man sein könnte, wo es noch einen Innovationsstau gibt. Wir dürfen uns nicht schlechter reden, als wir sind.

Wirtschaftsforum: Sie haben generic.de vor fast 25 Jahren gegründet. Was ist das Rezept für fast 25 Jahre Erfolg in der IT-Branche?

Michael Puder: Das ist vor allem unsere konsequente Ausrichtung, die klügsten Köpfe an Bord zu haben. Wir sind stolz auf unser Team. Eigen- und Mitverantwortung ist ein wichtiger Wert unserer Unternehmenskultur. Das funktioniert nur, wenn man die richtigen Menschen im Team hat, Menschen, die mitdenken. Wir haben an unserem Standort in Karlsruhe durchaus Arbeitgeber-Konkurrenz. Deshalb wählen wir klug aus und bilden unsere Leute weiter. Seit vielen Jahren haben wir eine interne Academy. Hier sind unsere Mitarbeiter selbstorganisiert und wählen Themen der Weiterbildung aus. Auch hier verfolgen wir also unser Konzept der Mitverantwortung für unser Unternehmen.

Wirtschaftsforum: Was waren bis heute die wichtigsten Entwicklungsschritte für generic.de?

Michael Puder: Das waren sicherlich die Orientierung Richtung Clean Code 2010 und die Erweiterung unseres Service-Portfolios 2018. Ein wichtiger Meilenstein war auch der Bau unseres eigenen Firmengebäudes 2019. Aktuell haben wir ein Team von 90 Mitarbeitern und wachsen stetig weiter. Wir haben 2021 einen strategischen Investor aus der Bauindustrie mit an Bord genommen. In diesem Bereich möchten wir in den kommenden Jahren stärker Fuß fassen. In diesem Jahr haben wir uns zudem an einem Partnerunternehmen in Kroatien beteiligt. So haben wir zusätzliche Expertise gewonnen und unser Einzugsgebiet für potenzielle neue Mitarbeiter erweitert. Unsere Zeichen stehen also auf Wachstum.

generic.de software technologies AG the clean code company.
Johann-Georg-Schlosser-Straße 66
76149 Karlsruhe
Deutschland
+49 721 6190960
team(at)generic.de
www.generic.de

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