Brandenburg könnte zum Herz der Mobilitätswende werden

„Herzlich Willkommen in der Doppelstadt an der Neiße“, heißt es freundlich auf der Homepage der Stadt Guben. Guben befindet sich im Osten Deutschlands, direkt an der Neiße und bildet als Zwillingsstadt zu Gubin die Brücke zum Nachbarland Polen. Der Gast kann in Guben und Gubin in einer Stadt zwei Länder entdecken. Die Neiße inmitten der Stadt ist verbindendes Element. In nicht allzu ferner Zukunft wird Guben auch noch für eine ganz neue, innovative Verbindung stehen: LiOH. Es ist das chemische Kürzel für Lithium-Hydroxid. Ein Material, ohne dass in der zunehmend elektrischen Welt von heute und morgen nichts funktionieren oder rollen würde. Lithiumhydroxid wird in aktiven Kathodenmaterialien mit hoher Energiedichte eingesetzt. Der zukünftige Trend zu hochnickelhaltigen Kathodenmaterialien bevorzugt Lithiumhydroxid in Batteriequalität als Ausgangsmaterial. Die daraus resultierenden Li-Ionen-Batterien werden in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt: Elektrowerkzeugen, Notebooks, Tablets, Smartphones, aber vor allem Elektroautos. Batterien von E-Autos benötigen höchste Energiedichte für eine möglichst große Reichweite. Der Grund für die essenzielle Rolle des Lithiums ist seine hohe Energie- und Leistungsdichte.

Lieferabhängigkeit aus fragwürdigen Quellen beenden

Lithium ist weltweit im Boden zu finden, vor allem in Südamerika, aber auch im Norden des Kontinents oder in China. Dort, im fernöstlichen Mega-Reich, stehen bis heute große Fabriken, die das zutage geförderte Lithium in brauchbares Material für E-Autos auch in Europa umwandeln. Doch an den Produktions- und Umweltschutzbedingungen vor Ort entzündet sich seit Langem Kritik. Die E-Batterien Made in China haben bereits einen großen Kohlendioxid-Rucksack aufgeschultert, bevor das entsprechende E-Auto hierzulande überhaupt die ersten Meter gefahren wurde. Hinzu kommt die immens hohe Lieferabhängigkeit gerade der deutschen Premiumhersteller von Autos von fernöstlichen E-Batterien. Wohin uns einseitige Lieferketten bringen können, haben wir im vergangenen Jahr schmerzhaft erfahren müssen.

Offizieller Spatenstich am 27. März

Doch das alles könnte sich bald ändern. Am 27. März 2023, wenn auch die Erde an der deutsch-polnischen Grenze nicht mehr tief durchgefroren sein dürfte, ist Spatenstich für eines der ambitioniertesten Projekte in der jüngeren deutschen Wirtschafts- und Forschungsgeschichte: Das Unternehmen Rock Tech Lithium vollzieht dann den offiziellen Spatenstich für den Bau seines wegweisenden Lithium-Konverters auf deutschem Boden.

Die erste Teilgenehmigung für den Bau des Konverters in Guben liegt jetzt vor. Der erste Teilantrag wurde durch das zuständige Landesamt für Umwelt in Potsdam genehmigt. Den Antrag hatte das Unternehmen im Februar 2022 eingereicht. Die nun erteilte Erlaubnis sichert rechtlich die ersten Arbeiten vor Ort ab, die kürzlich an ein regionales Bauunternehmen vergeben wurden. Die Genehmigung erlaubt den sofortigen Baubeginn für alle nicht-prozessrelevanten Gebäude und die Infrastruktur am Standort. Außerdem wird damit auch das allgemeine Anlagenkonzept und die Funktionen für die Umwandlung von Spodumen in batteriefähiges Lithiumhydroxid gebilligt.

„Es ist ein großartiger Tag und ein wichtiger Meilenstein. Die erste offizielle Teilgenehmigung für dieses einzigartige Projekt in Europa ist ein wichtiger Fortschritt und wird die Realisierung beschleunigen", sagt Klaus Schmitz, Chief Operating Officer von Rock Tech.

Investitionssumme von geschätzten 650 Millionen Euro

Die Investitionssumme für den Lithiumkonverter von Rock Tech beträgt rund 650 Millionen Euro. Die strategische Anlage ist wichtig, um die wachsende Nachfrage Europas nach einer resilienten Versorgung mit kritischen Batterierohstoffen zu decken. Sie wird es dem Unternehmen ermöglichen, das Lithium-Mineral Spodumen aus weltweiten Quellen zu Lithiumhydroxid in Batteriequalität zu verarbeiten. Der Konverter wird daher einen wichtigen Beitrag zur europäischen Wertschöpfungskette für Batterien leisten.

Ziel ist ein komplett nachhaltiger Kreislauf für Lithium

Das Unternehmen hat sich selbst strenge ESG-Standards auferlegt und entwickelt einen eigenen Aufbereitungsprozess, der effizienter und nachhaltiger sein soll. Rock Tech plant, das nötige Rohmaterial aus seinem eigenen Mineralienprojekt in Kanada zu beziehen, aber auch von anderen verantwortungsvoll produzierenden Minen weltweit. In den kommenden Jahren wird das Unternehmen voraussichtlich auch Material aus dem Batterierecycling beziehen. Das Ziel von Rock Tech ist es, einen komplett nachhaltigen Kreislauf für Lithium zu schaffen. Die Doppelstadt an der Neiße wird dabei künftig zur Trumpfkarte.

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