Beständig und innovativ

Interview mit Philipp Köhler, Geschäftsführer rubicon Gummitechnik und Maschinenbau GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Köhler, Sie sind Geschäftsführer der rubicon, eines Unternehmens, das von Ihrem Vater in einer außergewöhnlichen Zeit gegründet wurde. Wie lässt sich die Geschichte kurz skizzieren?

Philipp Köhler: Die Wurzeln des Unternehmens reichen in das Jahr 1938 zurück, als in Leipzig die Schirm AG gegründet wurde, die den ersten Gummiextruder fertigte. Das Unternehmen wurde zu DDR-Zeiten verstaatlicht, war ein großes Kombinat, in dem unter anderem mein Vater tätig war. Mit der Wende und dem Zusammenbruch des Kombinats nutzte mein Vater gemeinsam mit drei Kollegen die Chance eines Neubeginns und gründete ein Ingenieurbüro; zu der Zeit, als alles neu war, eine mutige Entscheidung.

Wirtschaftsforum: Wo lag der Fokus des Unternehmens?

Philipp Köhler: In einem angemieteten Büro konzentrierte man sich in den ersten Jahren auf die Überholung von Gebrauchtmaschinen, die in Fremdfertigung erfolgte. 1992 erwarb man ein Gebäude, sanierte es Stück für Stück und stellte die Weichen neu. Ab 1996 vertrieb rubicon neue Anlagen, baute das Geschäft kontinuierlich aus und machte sich international einen Namen. Entscheidend für die weitere Entwicklung war der 2001 vollzogene Wandel von einem Einzelmaschinenhersteller zum Komplettlieferanten für Extrusionsanlagen und sämtliche Nachfolgetechnologien.

Wirtschaftsforum: Als Komplettlieferant ist rubicon heute ein international gefragter Partner renommierter Kunden. Wie sieht das Portfolio aus?

Philipp Köhler: Heute liefern wir Extrusionsanlagen, die auf die speziellen Anforderungen der Kunden zugeschnitten sind. Dabei begleiten wir den Kunden von der Idee bis zur Montage.

Wirtschaftsforum: Wie hat sich diese Entwicklung hin zu Komplettpaketen auf die Struktur des Unternehmens ausgewirkt?

Philipp Köhler: rubicon ist konstant gewachsen, sodass wir heute mit 50 festen Mitarbeitern um die zehn Millionen EUR umsetzen; der Umsatz hängt immer von den jeweiligen Projekten ab. Seit 2008 steht uns für die komplexen Anlagen eine neue Montagehalle zur Verfügung.

Wirtschaftsforum: Seit wann sind Sie im Unternehmen?

Philipp Köhler: Mein Vater hat über die Jahre die anderen Gesellschafter ausgezahlt; ich selbst bin 2003 als Gesellschafter in die Firma gekommen, habe damals aber noch woanders gearbeitet. 2017 stieg ich als zweiter Geschäftsführer ein, seitdem sind wir ein klassisches Familienunternehmen.

Wirtschaftsforum: An wen richtet sich rubicon mit den Anlagen und wie stellt sich der Markt insgesamt dar?

Philipp Köhler: Wir sind breit aufgestellt, bedienen verschiedene Industrien, wobei die Automobilindustrie und die Medizintechnik Schwerpunkte bilden. Unser Markt ist global, allerdings besetzen wir eine Nische. Es gibt viele Kunststoffmaschinenhersteller, aber wenige für Silikon und Gummi; in Deutschland sind dies fünf Anbieter. Unsere Stärke liegt in tailor-made Lösungen. Wir liefern Sondermaschinen, die auf individuelle Anforderungen zugeschnitten sind. Diese Nische besetzen weltweit wenige Firmen, da die Arbeit extrem aufwändig ist. Kunden kommen oft mit einem spezifischen Produkt zu uns, wissen aber nicht, wie sie es herstellen können. Wir entwickeln für sie bestimmte Maschinen und Prozesse, so dass am Ende funktionsfähige Industrieanlagen stehen. Die Maschinen werden in unserem Technikum entwickelt; wir konstruieren die Anlagen, bauen sie auf, testen sie und bieten Trainings an. Das heißt, Kunden kaufen bei rubicon nicht allein eine Maschine, sondern eine Technologie, um ein Produkt herzustellen.

Wirtschaftsforum: Können Sie Beispiele geben?

Philipp Köhler: Beispielhaft ist eine neue Silikon-Extrusionslinie für Mikroschläuche in der pharmazeutischen Industrie, die sich für den Einsatz in Reinräumen anbietet. Ein anderes Beispiel ist eine Salzbad-Vulkanisationsanlage für die Herstellung von einzel- und mehrfach extrudierten Gummiprofilen. Für ein großes deutsches Unternehmen haben wir eine Anlage für Scheibenwischerprofile entwickelt.

Wirtschaftsforum: rubicon liefert als global aufgestellter Nischenanbieter Quality made in Germany. Ist das das Erfolgsrezept für die Zukunft?

Philipp Köhler: Uns zeichnet eine große Flexibilität aus. Wir schauen, was Kunden neu machen und gehen mit ihnen mit. Die Auftragsbücher sind für dieses Jahr voll. Wir profitieren von neuen Entwicklungen, bringen unser Know-how und unsere Erfahrung ein. Elastische Elemente werden immer gefragt sein; deshalb sehen wir auch in Zukunft viele Möglichkeiten und Chancen für rubicon. Auf einem sich ständig verändernden Markt wollen wir eine Innovationsschmiede für unsere Kunden sein. Und ein verlässlicher Partner.

rubicon Gummitechnik und Maschinenbau GmbH
Hans-Dittmer-Straße 3
06118 Halle (Saale)
Deutschland
+49 345 530150
info(at)rubicon-halle.de
www.rubicon-halle.de

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Lebende Oberflächen. Wie Fahrzeuge ihre Identität verändern könnten

Lebende Oberflächen. Wie Fahrzeuge ihre Identität verändern könnten

Adaptive Skin Material eröffnet eine neue Ära der Mobilität. Fahrzeugoberflächen werden zu lebendigen Systemen, die Farben wahrnehmen, auf Umgebungsreize reagieren und ihre visuelle Identität in Echtzeit formen. Fortschritte in Nanomaterialien,…

Effizienz neu definiert: Der strategische Einsatz digitaler Werkzeuge zur Prozessoptimierung

Effizienz neu definiert: Der strategische Einsatz digitaler Werkzeuge zur Prozessoptimierung

In einer globalisierten Wirtschaft, die von Volatilität, rasantem technologischem Wandel und einem stetig steigenden Wettbewerbsdruck geprägt ist, ist die Fähigkeit zur Anpassung und kontinuierlichen Verbesserung kein Luxus mehr, sondern eine…

Veeam Backup & Replication self Managed mit Windows wie bisher oder als Virtual Software Appliance mit Linux

Veeam Backup & Replication self Managed mit Windows wie bisher oder als Virtual Software Appliance mit Linux

Was passt zu Ihrer Backup-Umgebung? Da auch viele unserer Kunden in Mittelstand und Enterprise-Umfeld mit Veeam sichern, haben wir uns die neue Version v13 genauer angesehen. Hier erfahren Sie, welche…

Aktuellste Interviews

Mit starken Marken in die Zukunft gehen

Interview mit Frank Heller, Geschäftsführer und Eigentümer der BurnusCare GmbH

Mit starken Marken in die Zukunft gehen

Es ist schon ein großer Schritt, aus der Hotellerie in die Branche der Körperpflegemittel und Kosmetik als selbstständiger Unternehmer zu wechseln. Frank Heller ist diesen Schritt gegangen und hat die…

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Interview mit Oliver Schöttle, Geschäftsführer der SM Motorenteile GmbH

Ein Motor ist nur so gut wie seine Bauteile

Seit über 40 Jahren steht die SM Motorenteile GmbH aus dem Großraum Stuttgart nicht nur für technische Exzellenz, sondern auch für starke persönliche Werte in ihren gewachsenen Geschäftsbeziehungen entlang der…

Die deutsche Antwort auf US Tech

Interview mit Sebastian Schwarz, Geschäftsführer der //CRASH Unternehmensgruppe

Die deutsche Antwort auf US Tech

Was 1999 mit Endanwender Software begann, ist heute eine diversifizierte IT-Unternehmensgruppe mit 160 Mitarbeitenden und drei starken Geschäftsfeldern. Sebastian Schwarz, einer der drei Geschäftsführer der //CRASH Unternehmensgruppe in Rastede, spricht…

TOP