Wir wollen der fortschrittlichste und am meisten respektierte Partner im Sport sein

Interview mit Hendrik Schiphorst, Country Manager und Managing Director der SPORTFIVE Germany GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schiphorst, die SPORTFIVE Germany GmbH firmiert erste seit April 2020 unter diesem Namen, hat aber bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Welche Meilensteine waren aus Ihrer Sicht prägend für die Entwicklung des Unternehmens?

Hendrik Schiphorst: Das Unternehmens ist 1987 als UFA Film und Fernsehen GmbH gegründet worden als 100% Tochter von der Bertelsmann AG. Der erste Meilenstein war der Erwerb der kommerziellen Übertragungsrechte für die deutsche Bundesliga und deren Verkauf an RTL. Damit wurde das Monopol der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gebrochen und die Agentur hat erstmals Aufmerksamkeit erregt. 1990 haben wir die Zusammenarbeit mit dem afrikanischen Fußball gestartet und die Initiierung und kontinuierliche Entwicklung und Verbesserung eines umfassenden Marketings inklusive Medien-, Sponsoring- und Hospitality-Rechten sowie die Durchführung von Veranstaltungen für die Confederation of African Football ( CAF) verantwortet. Parallel dazu waren wir auch im asiatischen Fußball First Mover in der umfassenden Vermarktung inklusive Produktion und Vertrieb aller Marketing- und TV-Rechte für die asiatischen Qualifikationsspiele für die Asiatische Fußballkonföderation. 1994 erfolgte die erste Kooperation mit einem Fußballverein, als wir mit Hertha BSC einen umfassenden Marketingvertrag abgeschlossen haben. 2001 waren wir dann bereits Marktführer im deutschen Fußball, später haben wir uns aber auch noch auf andere Sportarten gestürzt, zum Beispiel Tennis, Leichtathletik, Formel 1, Boxen und Handball.

SPORTFIVE ist dann als Merger entstanden mit einem Gesellschafter aus Frankreich. Der Tätigkeitsschwerpunkt hat sich mit ersten Gehversuchen im Fußballbereich nach Europa ausgeweitet. Das Kernthema war immer die Kompetenz in der Vermarktung von Marketing und Medienrechten sowie die Gesamtvermarktung von Fußballvereinen. 2007 hat es einen erneuten Verkauf gegeben an die Lagardère-Gruppe und 2015 wurden alle Sportmarketing Agenturen von Lagardère Sports and Entertainment vereint.

Im April 2020 wurde Lagardère Sports and Entertainment von der Investmentfirma H.I.G. Capital übernommen. Kurz danach haben wir uns wieder in SPORTFIVE umbenannt, da der Name weiterhin so viel Schlagkraft hat. Das Feedback gerade aus dem deutschen Markt ist sehr gut, da die Assoziation mit diesem Namen nach wie vor positiv ist.

Wirtschaftsforum: Können Sie uns einmal die wichtigsten aktuellen Kennzahlen zu SPORTFIVE verraten?

Hendrik Schiphorst: SPORTFIVE erzielt global einen Jahresumsatz von mehr als eine Milliarde USD und beschäftigt 1.200 Mitarbeiter in mehr als 15 Ländern weltweit. Die deutsche Niederlassung ist die größte Landesorganisation mit 577 Mitarbeitern und 20 Büros in Deutschland. 232 Menschen arbeiten in unserer Zentrale in Hamburg, damit sind wie der größte Arbeitgeber im Sportbusiness in der Stadt. Wir haben umfassende, lang-anhaltende Beziehungen zu mehr als 60 Fußball-Clubs in Europa sowie zu Rechtehaltern aus anderen Sportarten.

Wirtschaftsforum: Der Bereich der Sportrechte ist extrem spannend. Können Sie unseren Lesern beschreiben, was genau Ihr Tätigkeitsfeld umfasst?

Hendrik Schiphorst: Unser Aufgabenschwerpunkt ist die Gesamtvermarktung von Fußballvereinen und Sportverbänden. Im Prinzip geben diese Verbände und Vereine ihre kommerziellen Rechte, Werberechte sowie Hospitality-Rechte an uns weiter und wir agieren als Makler im Namen und auf Rechnung des jeweiligen Rechtehalters. Wir verkaufen diese Rechte an Sponsoren und arbeiten dabei gemeinsam mit Sales-Teams, die bei den Vereinen vor Ort sitzen und ein integraler Bestandteil der Geschäftsstellen der Vereine sind. Wir agieren hier customer centric, in dem wir potentiellen Kunden zuhören, um die kommunikativen Herausforderungen des Unternehmens zu verstehen. Im nächsten Schritt präsentieren wir passgenaue Lösungen, die auf diese kommunikativen Herausforderungen im besten Fall die richtigen Antworten liefern. Diese Werbepakete setzen sich dann aus den jeweiligen Werbe- und Hospitalityrechten der Vereinen zusammen. Teilweise paketieren wir auch vereinsübergreifend um bundesweit die beste Reichweite zu erzielen.

Wirtschaftsforum: Welche Vorteile haben die Kunden von der Zusammenarbeit mit Ihnen, gibt es konkrete Erfolgsbeispiele?

Hendrik Schiphorst: Bevor wir mit einem Verein abschließen, führen wir eine Potentialanalyse durch, indem wir unter anderem die Strahlkraft des Vereins berücksichtigen. In der Zusammenarbeit starten wir mit einer genauen Bestandsanalyse der vorhandenen Marketingkonzeption und machen Vorschläge, um ihre Vermarktungsprodukte weiterzuentwickeln. Dabei achten wir zum Beispiel auch auf regionale Besonderheiten. Allein in der Namensgebung kann man zum Beispiel extrem viel falsch machen. Unser Aufgabe ist es, Innovationstreiber zu sein und neue Produkte anzubieten. Wir haben es in allen Kooperationen geschafft, die Umsätze signifikant zu steigern, sonst wären wir auch nicht da, wo wir jetzt sind. Unsere Verträge laufen fünf bis zehn Jahre, und diese Verträge wurden in der Regel auch verlängert. So hsben wir zum Beispiel 1998 beim HSV angefangen. Dieser hatte damals zehn Millionen DM Erlös und wir haben dies über die Jahre in der 1. Bundesliga auf über 45 Millionen Euro gesteigert. Wir vermarkten außerdem den BVB seit 15 Jahren und haben es gemeinsam mit dem BVB geschafft, die Erlöse des Vereins von 50 Millionen EUR auf über 100 Millionen EUR zu verdoppeln. Es gibt eine Leistung und Gegenleistung. Der Kunde bekommt ausgewiesene Reichweiten und kann sich auf seinen ROI verlasen

Wirtschaftsforum: Die Corona-Krise hatte auch maßgeblichen Einfluss auf den Fußball und weitere Bereiche im Sport. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?

Hendrik Schiphorst: Erstmal haben wir darunter gelitten, dass kein Spielbetrieb stattgefunden hat. Der Wegfall der Zuschauer und der Hospitality-Kapazitäten hat dazu geführt, das wir entsprechende Kompensationsgespräche führen müssen. Der Lockdown und die Covid-19-Situation in Deutschland hat dazu geführt, dass wir auf der kreativen Seite anfangen mussten, uns neue Produkte zu überlegen, die verstärkt im digitalen Bereiche liegen als adäquater Ersatz. Das Ziel ist, die Umsätze möglichst in den Vereinen zu lassen, und damit dafür zu sorgen, dass möglichst wenig Kunden Rückforderungen an die Vereine stellen.

Wirtschaftsforum: Welche Themen spielen in Ihrem Bereich gerade außerdem eine große Rolle?

Hendrik Schiphorst: Wenn wir über die Wachstumsthemen im Fußball reden, ist die Digitalisierung ein Thema, weitere große Themen sind Daten sowie die Internationalisierung. Wir sind vor Jahren in den digitalen Bereich eingestiegen, zum einen in die Vermarktung der digitalen Kanäle, aber auch ein digitales Serviceangebot. Viele Vereins-Apps in der ersten bis dritten Liga sind von uns selbst produziert. Früher stand vor allem der Spieltag im Fokus, er war der Feiertag, auf den hingefiebert wurde und an den sich alles zentriert hat. Mittlerweile können wir auch die anderen sechs Tage vor beziehungsweise nach dem Spiel nutzen, vor allem über die digitalen Kanäle. Wir haben uns mit der Customer Journey in der Woche vor und nach einem Spieltag auseinandergesetzt sowie mit den Touchpoints zwischen Fans und werbetreibenden Unternehmen. Aus diesem Grund bieten wir unter anderem eine Business App an, wo die Hospitality Kunden eben auch an Nicht-Spieltagen miteinander in Kontakt treten können.

Weitere Themen, die uns im Rahmen der digitalen Möglichkeiten umtreiben, sind Lead Generierung oder Machine Learning. Wir wollen solche Themen nutzen, um vertrieblich noch besser zu werden. Zusätzlich haben wir viel Mittel in ein neues CRM-System investiert um die Kunden noch besser zu verstehen. Wir wollen grundsätzlich als Unternehmen kundenzentriert, rechtehalterzentriert und mitarbeiterzentriert arbeiten.

Wirtschaftsforum: Haben Sie konkrete Ziele für die Zukunft?

Hendrik Schiphorst: Das Ziel ist das Unternehmen sicher durch diese Corona-Pandemie und die nachfolgende Rezension zu führen und dabei auch den Vereinen und Verbänden als Partner zur Seite zu stehen. Ansonsten haben wir als SPORTFIVE-Standort in Deutschland gerade einen umfangreichen Strategieprozess hinter uns. Wir wollen für Brands, Rechtehalter, Medienplattformen und Fans die Agentur sein, die emotionale Erlebnisse schafft, und wir wollen der fortschrittlichste und am meisten respektierte Partner im Sport sein.

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