„Wir sorgen für Sicherheit am Zug!“
Interview mit Jens Meyer, Geschäftsführer der Schliess- und Sicherungssysteme GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Meyer, Ihr Unternehmen widmet sich voll und ganz der Sicherheit am Zug – wie genau machen Sie den Schienenverkehr sicherer?
Jens Meyer: Indem wir Einstiegstüren für Straßenbahnen, Regional- und Hochgeschwindigkeitszüge herstellen; darüber hinaus beliefern wir die OEMs mit Übergangstürsystemen, Einstiegs- sowie Fahrraumrückwandtüren für Lokomotiven, genauso wie mit manuellen und elektrischen Schiebetüren und Einstiegshilfen für mobilitätsbehinderte Fahrgäste. Besonders wichtig ist in diesem Kontext unter anderem der Brandschutz – denn unsere Lösungen müssen beispielsweise verhindern, dass sich ein einmal ausgebrochenes Feuer auf den ganzen Zug ausbreiten würde. Dazu müssen unsere Türsysteme die einzelnen Waggons im Brandfall sicher voneinander abschotten. Auch die Herstellung von Evakuierungs- und Haltestangensystemen für U-Bahnen sowie von Gepäckablagen, -regalen und Tischen für Züge zählt dabei zu unseren gewachsenen Kompetenzen.
Wirtschaftsforum: Welche Positionierung nimmt die Schliess- und Sicherungssysteme GmbH im Markt ein?
Jens Meyer: Unsere Branche funktioniert nach ganz anderen Grundsätzen als etwa die Automobilindustrie, wo man als klassischer Zulieferer gut und gerne 500.000 Exemplare eines bestimmten Bauteils pro Jahr fertigt. Bei uns gilt eine Schlagzahl von 100 Zügen schon als Großauftrag, der bisweilen über ein ganzes Jahrzehnt abgewickelt wird. Wir bewegen uns damit allein im Projektgeschäft, gerne auch in Form von Rahmenverträgen mit unseren Partnern. Ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal ist dabei unsere Produktvielfalt – denn so können wir unsere Kunden umfassend unterstützen, wodurch wir auf Basis eines oftmals langjährigen Vertrauensverhältnisses die anfallenden Abstimmungskosten konsequent minimieren. Sofern ein entsprechendes Kundenbedürfnis besteht, bedienen wir dann gerne auch Kleinstserien, die vielleicht nur aus einem einzigen Spezialfahrzeug, etwa einer bestimmten Baumaschine für die Schiene, bestehen.
Wirtschaftsforum: Es gibt keinen Kontinent, auf dem nicht Schienenfahrzeuge mit Ihren Komponenten unterwegs sind – wo liegen dabei Ihre wichtigsten Wachstumsmärkte?
Jens Meyer: Unser Engagement ist und bleibt global. Nachdem wir schon seit fast zehn Jahren auch im nordamerikanischen Markt tätig sind, haben wir im November 2024 nun ein eigenes Schwesterunternehmen in den USA gegründet, das inzwischen auch die ersten Mitarbeiter eingestellt hat, die kürzlich an unserem Sitz in Deutschland erste Schulungsmaßnahmen durchlaufen haben, um sich im Detail mit unseren Prozessen vertraut zu machen. So wollen wir unsere Präsenz in Übersee nun noch nachhaltiger schärfen. Denn aufgrund verschiedener Initiativen der Regierungen Trump und Biden soll das Schienennetz in den USA in den nächsten Jahren umfassend ausgebaut werden.
Ein entsprechender Bedarf wird auch von der Breite der amerikanischen Bevölkerung wahrgenommen – die gilt zwar als sehr automobilzentriert, doch das dürfte bisweilen schlicht und ergreifend an fehlenden Alternativen liegen. Bestünde eine verlässliche und gut nutzbare Zugverbindung von Downtown zum Flughafen, dürften zahlreiche Verkehrsteilnehmer darauf ausweichen wollen. Genau ein solcher Ausbau ist nun vielerorts geplant. Da der bekannte „Buy American Act“ im öffentlichen Beschaffungswesen aber eine lokale Präsenz erfordert, haben wir nun den Schritt einer eigenen Niederlassung gewagt, um von diesem Potenzial so direkt wie möglich zu profitieren. Insgesamt streben wir für die nächste Zeit weiterhin ein beständiges, gesundes Wachstum an.
Wirtschaftsforum: Vor zwei Jahren stand Ihr letztes großes Firmenjubiläum – 75 Jahre Schliess- und Sicherungssysteme – an. Welche Werte prägen Ihr Traditionsunternehmen?
Jens Meyer: Wir sind in vielerlei Hinsicht der klassische Mittelstand, wie er leibt und lebt, mit einer sehr offenen und zugewandten Arbeitskultur. Von meinem Büro aus sind es nur circa 2 km bis zum geografischen Mittelpunkt Deutschlands – wir sind also in einer sehr ländlich geprägten Region beheimatet, wo der Fachkräftemangel im allgemeinen Wirtschaftsleben besonders präsent ist. Wir haben das große Glück, dass wir dabei in unserer Belegschaft kaum Fluktuation erleben: Immer wieder entlassen wir Mitarbeiter nach über 40 Jahren Betriebszugehörigkeit in den Ruhestand, nachdem sie ihr ganzes Berufsleben in der Schliess- und Sicherungssysteme GmbH verbracht haben – ein echter Vertrauensbeweis! Natürlich spielen auch die Themen Robotik und Automatisierung inzwischen eine tragende Rolle für uns, aber nicht um Mitarbeiter zu ersetzen, sondern vielmehr, um nicht vorhandenes Personal zu kompensieren, beziehungsweise um die Fähigkeiten unserer Fachkräfte für die wirklich wichtigen Aufgaben freizusetzen. Das Schöne an einem Unternehmen unserer Größe ist dabei, dass man schnell Erfolge sieht: Jeden Tag kann und muss man Entscheidungen treffen, und vieles kann sehr schnell umgesetzt werden. Das ist außerordentlich motivierend!
Schliess- und Sicherungssysteme GmbH
Bonatstraße 48
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Deutschland
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