Was einen guten Autohändler ausmacht
Interview mit Patrick Czeczelits, Geschäftsführer Czeczelits GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Czeczelits, Sie haben 2022 die Geschäftsführung das von Ihren Großeltern im Jahr 1967 gegründeten Autohauses übernommen. Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?
Patrick Czeczelits: Zum einen die Mitarbeiter und zum anderen die digitale Transformation. Gute Mitarbeiter sind langfristig wichtig, um ein gesundes Unternehmen führen zu können. Seit der Corona-Zeit hat das Thema Work-Life-Balance ein stärkeres Gewicht erhalten. Es ist nicht immer einfach, allen Wünschen der Mitarbeiter gerecht zu werden und in Einklang zu bringen mit Öffnungszeiten, Service und Verkauf. Da braucht es andere Anreize als ein Kernzeitmodell.
Wirtschaftsforum: Inwieweit spielt hier eine Rolle, dass Sie ein Familienbetrieb sind?
Patrick Czeczelits: Wir profitieren ganz klar davon, dass wir ein Familienunternehmen sind und in der Region als attraktiver Arbeitgeber gelten. Wir haben sehr flache Hierarchien, alle Mitarbeiter können sich einbringen, Vorschläge unterbreiten und verfügen über eigenen Handlungsspielraum. Das hat zu einer deutlich gesteigerten Motivation im ganzen Team geführt. Der Team-Gedanke steht für uns ganz oben, jeder ist für jeden da. Zufriedene Mitarbeiter führen zu zufriedenen Kunden und guten Ergebnissen. Letztendlich haben wir nicht 110 Angestellte, sondern sind verantwortlich für mehr als 100 Familien im Hintergrund.
Wirtschaftsforum: Und das Thema Digitalisierung?
Patrick Czeczelits: Wichtig ist, die Schnittstelle zwischen Mitarbeitern und Digitalisierung gut zu managen. Das stellt besonders bei älteren, langjährigen Mitarbeitern manchmal eine Herausforderung dar. In der Verkaufsberatung sehen wir, dass der Kunde oft spezialisierter im Wissen ist als der Verkäufer, der die ganze Fahrzeugpalette abdecken muss. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht. Trotzdem gilt es, den Kunden abzuholen, digital affin zu sein und unsere Insider-Infos und guten Verbindungen zu den Importeuren zu nutzen. Wichtig ist dabei, den Kunden anzusprechen.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie gemacht, bevor Sie im letzten Jahr in dritter Generation in den Familienbetrieb eingestiegen sind?
Patrick Czeczelits: Durch die Familie habe ich schon früh ein Gefühl für unternehmerisches, wirtschaftliches Denken entwickelt und für mitarbeiterorientiertes Arbeiten. Nach der Schule habe ich mehrere Praktika in verschiedenen Unternehmen absolviert, um die Prozesse und Schnittstellen mitzubekommen. Ich kann jedem Jung-Unternehmer nur den Rat geben, sich vorab andere Unternehmen anzusehen. Man lernt dadurch nicht nur viel, sondern tut auch etwas für die eigene Persönlichkeitsbildung, und es sorgt für Akzeptanz und Respekt im eigenen Unternehmen. Nach dem Studium an der Fachhochschule Wiener Neustadt im Bereich Finanzwirtschaft, Marketing und Vertrieb war ich drei Jahre bei MAN und habe dort sehr wertvolle Erfahrungen gesammelt. Davon habe ich enorm profitiert, persönlich wie beruflich, bevor ich in das Familienunternehmen eingestiegen bin.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre persönliche Motivation für den Einstieg?
Patrick Czeczelits: Ich bin mit Herzblut und Leidenschaft im Autogeschäft tätig. Es macht Freude, im Team mit den Mitarbeitern tolle Leistungen zu erbringen und langfristige, loyale Kundenbeziehungen aufzubauen. Mein Antrieb ist, den Kunden zu begeistern, dafür mache ich das.
Wirtschaftsforum: Welche Impulse wollen Sie dem Unternehmen hauptsächlich geben?
Patrick Czeczelits: Aktuell bin ich aufgrund von Mitarbeitermangel noch stark im operativen Geschäft tätig. Längerfristig ist mein Ziel, mich mehr in die strategische Geschäftsführung einzubringen und den Fokus auf Themen wie Elektrifizierung und Ausbau der Modellpalette zu legen. Die zunehmende E-Mobilität macht sich nicht nur im Neufahrzeuggeschäft, sondern inzwischen auch im Gebrauchtwagenverkauf bemerkbar. Allerdings gehen wir in einigen Jahren von einem Rückgang im Service-Geschäft aus, da E-Autos nicht so wartungsintensiv sind wie Verbrenner.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist aktuell das Aftersales-Geschäft für Sie?
Patrick Czeczelits: Wir sind breit aufgestellt und bieten Neu- und Gebrauchtwagen mehrerer Marken. Aber das Ersatzteil- und Servicegeschäft spielt eine wichtige Rolle, um vorübergehende Rückgänge im Neu- und Gebraucht-wagenvertrieb zu kompensieren. Insgesamt profitieren wir davon, dass wir eine gute Mischung aus Privat- und Geschäftskunden haben. Früher hatten wir mehr Privatkunden, jetzt geht die Ausrichtung mehr in Richtung Unternehmen mit Nutzfahrzeugen und Außendienstfahrzeugen, generell in Richtung Gewährleistung von Mobilität im Unternehmen.
Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Patrick Czeczelits: Mittelfristiges Ziel ist es, den Vertrieb zu stabilisieren durch verstärkte Nutzung des Agenturmodells, bei dem der Vertragshändler als Vermittler oder Agent fungiert und vom Hersteller eine Provision für die erfolgreiche Vermittlung erhält. Weiterhin wollen wir neue Konzepte für E-Mobilität schaffen, hier ganz neue Wege einschlagen und vom Autoverkäufer zum Mobilitätsanbieter werden. Mit dem heurigen Verkaufsstart von BYD den weltweit führenden Hersteller von elektrifizierten Autos, ist ein bedeutender Schritt in unserem Haus in Richtung E-Mobilität geschehen. Es ist eine wahnsinnige Veränderung in unserer Branche, hier gilt es flexibel zu sein und in gutem Austausch mit den Importeuren zu bleiben.
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