Wirtschaftsforum: Herr Rosenfelder, Ihr Unternehmen blickt auf eine über 100-jährige Geschichte zurück. Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Marc Rosenfelder: In 104 Jahren gibt es nicht den einen entscheidenden Schritt. Es war und ist ein stetiger Wandel. Mein Urgroßvater startete 1921 mit einer lederbeladenen Karre, mit der er durch den Ort zog. Damals gab es in Pirmasens über 400 Schuhbetriebe. Im Lauf der Jahrzehnte haben wir uns vom Lederbereich zu einem reinen Textilunternehmen und vom modischen Schuhbereich hin zu technischen Textilien für Medizin, Orthopädie, Schutzbekleidung, Sport und vieles mehr entwickelt. Der Wandel, die Anpassung an Märkte und Kundenanforderungen, ist unsere Konstante.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihre heutige Unternehmensstruktur aus?
Marc Rosenfelder: Unser Standort ist weiterhin Pirmasens – sogar im ursprünglichen Gebäude, das wir über die Jahrzehnte immer wieder erweitert haben. Aber durch Digitalisierung, Messepräsenz und globale Kunden ist der Standort heute nicht mehr so entscheidend. Wir arbeiten mit Partnern und Kunden weltweit, in Europa, Asien und Südamerika. Unsere Kommunikation läuft digital via Smartphone, Teams oder E-Mail. In Pirmasens beschäftigen wir zwölf Mitarbeiter – ein kleines, schlagkräftiges Team. Meine Eltern sind weiterhin jeden Tag da und beratend tätig. Wir sind ein mittelständisches Familienunternehmen mit viel Herzblut. Und auf das, was wir leisten – die Projekte, die wir stemmen, die Kunden, mit denen wir zusammenarbeiten – sind wir sehr stolz. Wir arbeiten zum Teil mit großen internationalen Firmen zusammen und entwickeln gemeinsam neue Produkte.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktportfolio heute aus?
Marc Rosenfelder: Unsere größten Bereiche sind nach wie vor Textilien für Schuhe, sowohl für den modischen als auch für den technischen Bereich, etwa Sicherheitsschuhe für Feuerwehr, Militär oder Polizei. Parallel dazu bedienen wir mit technischen Textilien die Medizin- und Orthopädiebranche. Unsere Materialien werden beispielsweise in Bandagen, Orthesen oder Einlagen eingesetzt. Außerdem beliefern wir Hersteller von Schutzbekleidung und Industrieunternehmen überall dort, wo textile Lösungen gefragt sind.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit für Sie?
Marc Rosenfelder: Das Thema war 2021 auf einem Hoch. Kunden fragten nach Bio-Baumwolle, Hanf, Lyocell-Fasern. Doch aktuell hat sich der Trend abgeschwächt – einerseits, weil Endkunden bei höheren Preisen nicht mitgehen, andererseits, weil der Aufwand in der Vermarktung enorm ist. Es gibt aber auch viele Kunden, die dabei geblieben sind, was den modischen Bereich angeht. Man darf allerdings nicht vergessen , dass wir zum größten Teil technische Textilien haben, wo wirklich ein Polyamid gefragt ist. Das kann man nicht einfach ersetzen. Wir setzen im technischen Bereich aber auf fluorcarbon-, also PFA-freie Ausrüstungen, recycelbare Monomaterialien und wasserbasierte, also lösemittelfreie Druckverfahren. Nachhaltigkeit heißt für uns, Lösungen zu finden, die wirklich funktionieren – auch im High Performance-Bereich.
Wirtschaftsforum: Was, glauben Sie, sind die Gründe für den Erfolg Ihres Unternehmens?
Marc Rosenfelder: Ein wichtiger Punkt ist unsere Fähigkeit, uns immer wieder anzupassen. Und ohne die Mitarbeiter geht natürlich gar nichts. Daneben gehört auch der private Verzicht dazu. Schon meine Eltern und vor ihnen mein Großvater haben sehr viel Engagement, Zeit und Aufopferung eingebracht. Letztlich ist es immer wieder unsere Flexibilität. Wir haben uns schon oft für den Kunden ein Bein ausgerissen; eigentlich könnten wir gar nicht mehr laufen. Dass wir so flexibel, engagiert und motiviert sind, schätzen auch unsere Kunden.
Wirtschaftsforum: Was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?
Marc Rosenfelder: Kurz- bis mittelfristig wünsche ich mir, dass wir den Status quo halten können. Die Märkte sind instabil, die Herausforderungen groß. Ich bin froh darüber, wie wir aktuell aufgestellt sind, mit motivierten Mitarbeitern, guten Projekten und verlässlichen Kundenbeziehungen. Wenn wir das fortführen können, bin ich sehr zufrieden. Natürlich wollen wir auch neue Kunden gewinnen, aber mit Augenmaß.
Wirtschaftsforum: Blicken wir auf Sie persönlich: Wie sind Sie ins Unternehmen hineingewachsen und was ist heute Ihre Motivation?
Marc Rosenfelder: Ich bin von Kindheit an in der Firma, saß an der Schreibmaschine, habe Farbkarten erstellt, Messen vorbereitet, im Lager geholfen. Ich bin damit aufgewachsen, habe miterlebt, wie erfüllend es sein kann, etwas fortzuführen und weiterzuentwickeln. Ich will mich nicht auf dem Erreichten ausruhen, sondern mit eigenen Ideen etwas bewegen.
Otto Stockmayer + Sohn GmbH
Im Erlenteich 56
66955 Pirmasens
Deutschland
Tel.: +49 6331 242200
info(at)stockmayer.com
www.stockmayer.com