Vor der Gründung: Das sind die wichtigsten Punkte

Wer von der Selbstständigkeit träumt, hat häufig vor allem die Vorteile dieses Schrittes im Kopf: mehr Selbstbestimmung, freie Zeiteinteilung und ein höheres Gehalt. Allerdings hat das Dasein eines Unternehmers nicht nur Vorzüge, sondern ist mit etlichen Herausforderungen verbunden. Zwar fällt bei ehemaligen Angestellten die Abhängigkeit vom Arbeitgeber weg. Es gibt keinen Chef und keine Vorgesetzten mehr, die Anweisungen geben. Dafür hängt das monatliche Einkommen nun von den Aufträgen und Verkaufszahlen ab.

Eine innovative Geschäftsidee allein reicht nicht, um daraus ein profitables Business zu machen. Es muss dafür einen Markt geben. Nur, wenn die Zielgruppe das Produkt oder die Dienstleistung annimmt, kann daraus ein profitables Geschäft entstehen. Dafür ist ein tragfähiges Geschäftsmodell nötig. Mit einer durchdachten Strategie und einer gesicherten Finanzierung gelingt es, das Startup auf ein solides Fundament zu stellen. Dabei helfen die folgenden neun Punkte.

9 Punkte, die vor der Geschäftsgründung eine zentrale Rolle spielen

 

1. Den Unternehmensnamen festlegen

Die Namensfindung für das Startup kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Ideal ist eine Bezeichnung für das Unternehmen, die auf das Business oder das Produkt hinweist. Allerdings sollte der Name nicht zu spezifisch sein. Sonst passt er bei einer möglichen Erweiterung oder Veränderung des eigenen Angebots schlimmstenfalls nicht mehr.

Bei dem Unternehmensnahmen kann es sich um ein Wortspiel handeln. Auch eine kreative Anspielung beziehungsweise eine Wortneuschöpfung, die sich aus den Namen der Gründer zusammensetzt, oder ein Fantasiename sind möglich.

Bei einem Brainstorming lassen sich erste Ideen zusammentragen. Google verrät, ob der angedachte Name noch verfügbar ist. Sinnvoll ist außerdem eine Recherche beim Deutschen Patent- und Markenamt, kurz DPMA. Die dort eingetragenen Wortmarken (Unternehmensnamen) und Designs beziehungsweise Bildmarken (Logos und Corporate Designs) sind rechtlich geschützt und dürfen nicht verwendet werden.

Der Unternehmensname ist das Aushängeschild des Startups. Er findet sich auf dem Firmenschild, in der URL der Website, der E-Mail-Adresse, auf sämtlichen Geschäftspapieren und in Verzeichnissen. Je einprägsamer er ist, desto besser. Steht der Name fest? Dann sollte er am besten als Wortmarke geschützt werden.

2. Als Team gründen oder als Einzelunternehmer auftreten?

Häufig entstehen Geschäftsideen aus Gesprächen und Diskussionen mit Freunden heraus. Da liegt es nahe, das Startup gemeinsam zu verwirklichen.

Eine Gründung als Gründungskooperation hat verschiedene Vor- und Nachteile:

Arbeitsteilung: Die Aufgaben lassen sich auf mehrere Schultern verteilen, was die Arbeit erleichtert. Der Gründer steht nicht als Einzelkämpfer vor einem kaum überschaubaren Berg an Arbeit und Formalitäten, die es zu erledigen gilt.
Knowhow: Kompetenzen, Stärken und Schwächen sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich: In einem Team bringen sich alle mit ihren Fähigkeiten ein. Im Idealfall setzt sich die Gründergemeinschaft aus Spezialisten für Marketing, Buchhaltung und Vertrieb zusammen. Das geballte Wissen verhindert Fehler und trägt dazu bei, das Unternehmen von Anfang an auf sichere Beine zu stellen.
Regeln: Allerdings sollten die Aufgabenverteilung, die Verantwortungsbereiche und die Hierarchie von Anfang an klar geregelt sein. Sonst drohen Streitereien und Machtkämpfe. Denn eine gemeinschaftliche Gründung bedeutet nicht, dass das Team in sämtlichen Lebensbereichen harmoniert. Konflikte wird es geben. Falls jemand vorzeitig aussteigt, sollte das Unternehmen weiterhin handlungsfähig bleiben.

3. Gründungszuschüsse und Fördermittel beantragen

Nicht immer wird ein großes Budget gebraucht, um ein Startup zu gründen. Falls das vorhandene Eigenkapital nicht ausreicht, gibt es möglicherweise Förderprogramme und Zuschüsse, die beantragt werden können. Auch die Teilnahme an einem Gründungswettbewerb kann eine Chance sein, die nötigen finanziellen Mittel zu akquirieren. Manche Programme richten sich gezielt an angehende Unternehmer, die vor der Geschäftsgründung stehen. Darum lohnt es sich, die Fühler rechtzeitig auszustrecken und sich zu informieren.

Falls es sich um ein nachhaltiges Business handelt, kommt eventuell Crowdfunding infrage. Auch Banken, Venture Capital-Geber und andere Investoren können Kapital bereitstellen, um die Gründung zu ermöglichen. Dafür ist in der Regel ein Businessplan unverzichtbar. Je durchdachter sich die Geschäftsidee und die Finanzplanung im Businessplan darstellen, desto stärker ist die Position des angehenden Startups gegenüber potenziellen Geldgebern.

4. Einen Businessplan verfassen

Der Businessplan dient nicht nur zur Überzeugung potenzieller Geldgeber oder zur Teilnahme an Gründerwettbewerben: Er ist ein wichtiges Dokument, das bei der Unternehmensgründung Orientierung und Sicherheit bietet.

Seine Konzeption kostet Zeit und setzt eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Gründungsidee voraus. Dabei kristallisieren sich Stärken und Schwächen heraus, Potenziale werden ausgeleuchtet und die eine oder andere Schwachstelle möglicherweise ausgeglättet. Ein Businessplan hilft dabei, Risiken frühzeitig zu identifizieren und verhindert, dass Gründer mit ihrer Idee am Markt vorbeiproduzieren.

Zu den maßgeblichen Punkten innerhalb des Businessplans gehören:

• Finanzierung,
• Marketing,
• Markt- und Konkurrenzanalyse,
• Vertrieb und
• Mitarbeiterplanung.

Gerade zu Gründungsbeginn hilft dieser Masterplan dem jungen Unternehmen dabei, den roten Faden im Auge zu behalten. Wer sich mit der Erstellung des Businessplans allein überfordert fühlt, kann ein Existenzgründungscoaching in Anspruch nehmen und sich Unterstützung holen.

5. Kundennutzen in den Fokus rücken

Eine entscheidende Vorüberlegung bezieht sich auf die ausgesuchte Zielgruppe: An wen soll sich das Angebot richten? Nur, wenn Dienstleistungen oder Produkte Kunden begeistern, setzen sie sich durch. Potenzielle Kunden müssen einen klaren Nutzen für sich erkennen können.

Wichtige Fragen für Gründer:

• Auf welche Weise verbessert die Geschäftsidee das Leben der Kunden?
• Welche Probleme kann die Zielgruppe damit lösen?
• Worin besteht der Mehrwert gegenüber den bereits erhältlichen Angeboten der Konkurrenz?

Meistens gibt es einen im Vordergrund stehenden Hauptnutzen und mehrere zusätzliche Benefits. Diese gilt es, herauszuarbeiten.

6. Sich BWL-Grundwissen aneignen

Angestellte haben in der Regel ein konkretes Aufgabengebiet und einen feststehenden Feierabend. Wer beispielsweise in einem Betrieb als Elektriker arbeitet, braucht sich nicht um die Akquirierung von Neukunden, Steuern und Buchhaltung kümmern. Bei Selbstständigen ist Einsatz an allen Fronten und über die üblichen Arbeitszeiten hinaus ein Muss. Ein profitables Geschäft zu führen, erfordert Fachkenntnisse. Je weniger Geld vorhanden ist, desto mehr Aufgaben müssen frisch gebackene Gründer selbst übernehmen.

Diese Geschäftsbereiche gilt es, im Auge zu behalten:

• Buchhaltung und Steuern,
• das Marketing,
• Controlling,
• Vertrieb und
• die Steuerung des Personals.

Nicht jeder angehende Unternehmer beziehungsweise nicht jedes Gründungsteam kennt sich in all diesen Bereichen aus. Bestehen Wissens- und Erfahrungslücken ist es sinnvoll, Geld in die Hand zu nehmen und externe Experten ins Boot holen.

7. Den richtigen Standort für das Unternehmen festlegen

Die Standortwahl hängt unmittelbar mit der Geschäftsidee, der Zielgruppe, aber auch mit dem verfügbaren Budget zusammen. Für einen Barber Shop ist das Stadtzentrum eine geeignete Location. Ein mobiler Pflegedienst hat seinen Sitz im Optimalfall in der Nähe der potenziellen Zielgruppe im Wohngebiet. Wer einen Reiterhof gründen möchte, ist in einer ländlichen Region beziehungsweise am Stadtrand besser aufgehoben.

Folgende Fragen helfen bei der Standortauswahl:

• Werden Verkaufsräume, Büroräume, Produktionsstätten oder freie Flächen benötigt?
• Richtet sich das Angebot an Laufkundschaft vor Ort?
• Soll das Startup vom Home-Office, einem Co-Working-Space oder aus einem Gründerzentrum heraus agieren?

8. Rechtsform für das Unternehmen wählen

Welche Rechtsform soll das Startup haben? Einzelunternehmen und Personengesellschaften wie die GbR sind schnell gegründet. Für die Gründung von Kapitalgesellschaften wie GmbH und UG sollten Unternehmer mehr Zeit einplanen. Das liegt daran, dass Termine beim Notar vereinbart werden müssen. Außerdem steht der Eintrag ins Handelsregister an.

Zwischen folgenden Rechtsformen können angehende Gründer wählen:

Einzelunternehmen: Bei dieser Rechtsform gibt es keine Haftungsbeschränkung. Der Inhaber haftet mit seinem Privatvermögen.
Eingetragener Kaufmann (e. K.): Auch in diesem Fall haftet der Inhaber mit seinem Privatvermögen.
Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH): Ein Mindestkapital von 25.000 Euro Stammkapital ist zur GmbH-Gründung nötig.
Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt): Bei dieser Unterform der GmbH ist nur ein Euro Stammkapital nötig.
Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR): Zur Gründung sind wenigstens zwei Gesellschafter nötig. Die GbG ist nicht haftungsbeschränkt.
Kommanditgesellschaft (KG) oder Offene Handelsgesellschaft (OHG): Diese Form kommt für zwei oder mehr Gründer in Frage. Allerdings gibt es keine Haftungsbeschränkung.
Aktiengesellschaft (AG): Hierfür sind 50.000 Startkapital erforderlich.
GmbH & Co KG: Dies ist eine Mischform aus GmbH und Kommanditgesellschaft (haftungsbeschränkt).

9. Versicherungen abschließen

Selbstständige benötigen eine Krankenversicherung. Zusätzlich sind eine Unternehmenshaftpflichtversicherung, eine Geschäftsinhalts- oder eine Firmenrechtsschutzversicherung sinnvoll. Wer Leistungen im Bereich der Beratung erbringt, profitiert von einer Vermögensschadenhaftpflichtversicherung. Ertragsausfälle nach einem Schaden sichert die Betriebsunterbrechungsversicherung ab. Die gewerbliche Gebäudeversicherung springt ein, wenn am Firmengebäude Schäden entstehen.

Welche Versicherung für das jeweilige Startup Sinn hat, muss im Einzelfall geprüft werden.

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