Vor fast 50 Jahren gründete Derk von der Becke das Unternehmen, das sich auf die Fertigung von Blasformartikeln für Verpackungskonzerne spezialisierte. Mitte der 1980er-Jahre siedelte sich der Betrieb auf der grünen Wiese in Zülpich an. Waren es anfangs in der Produktion nur einige Blasformmaschinen, hat sich ihre Zahl auf heute 29 erhöht. Nach dem Tod des Gründers übernahm seine Ehefrau 1993 die Firma, die bis vor 2,5 Jahren familiengeführt blieb. Im Zuge einer geplanten Nachfolge übernahm die Wuppertaler MIB Group das Unternehmen. Dr. Thomas Kloubert leitet die Firma mit mittlerweile 70 Mitarbeitern seitdem als Geschäftsführer. Der Kunststoffingenieur war zuvor in verschiedenen Konzernen der Verpackungsindustrie tätig. Er freut sich, bei dem Mittelständler, der einen Jahresumsatz von circa zehn Millionen EUR generiert, viel bewegen zu können und sagt: „Die kurzen Wege in einem mittelständischen Unternehmen machen vieles leichter. Alles ist überschaubarer. Frielinghaus ist außerdem ein echtes Flaggschiff seiner Branche.“
Produkte aus Recyclat
Das Portfolio von Frielinghaus umfasst Behältnisse mit einem Fassungsvermögen von 50 ml bis 10 l. Thomas Kloubert nennt die beiden USPs des Unternehmens: „Zum einen bieten wir Flaschen und Behälter aus dem Blasformverfahren an, hinter dem ein Food Safety Management steht. Wir haben ein System nach dem hohen BRCGS Standard aufgebaut, um lebensmittelkonforme Verpackungen herzustellen. Denn der Qualitäts- und Dokumentationsanspruch ist hier hoch, ebenso die Anforderungen an den Schutz der Ware vor jeglicher Kontamination. Unser zweiter Schwerpunkt ist das Thema Nachhaltigkeit. Bereits seit mehr als zehn Jahren stellen wir Produkte aus 100% Recyclat her.“ Er verweist auf die zunehmende Bedeutung dieses Themas aufgrund der EU-weiten Recyclingvorgaben. „Hier sind wir mit unseren Erfahrungen sehr im Vorteil“, betont er. Neben den lebensmittelkonformen Verpackungen stellt Frielinghaus Nonfood-Artikel etwa für die Bereiche Reinigung, Kosmetik, Garten oder Chemie her. 100% recycelbar sind alle Produkte bei Frielinghaus, Rezyklateinsatz kann derzeit nur bei den Non-Food Produkten genutzt werden, die bei Frielinghaus einen Anteil von 75% ausmachen, denn: „Unser Werkstoff HDPE besteht aus Materialien aus dem gelben Sack. Diese dürfen nicht im Lebensmittelbereich eingesetzt werden.“ Die Kunden des Unternehmens sind sowohl Händler als auch Systemanbieter für Packstoffe. Daneben werden die Produkte im Direktvertrieb an mittelständische Kunden verkauft.
Neue Unternehmenskultur
Neben Deutschland ist Frielinghaus auch in den Beneluxländern aktiv. Die Exportquote liegt bei 15%. Das laufende Geschäftsjahr sei entgegen dem Trend sehr erfolgreich, so der Geschäftsführer. Als einen Grund dafür sieht er die hohe Kundenorientierung an. „Die Produkte sind zu 80% kundenspezifisch und Eigentum der Kunden. Wir beraten sie entsprechend intensiv, um ihre Anforderungen und Wünsche zu erfüllen.“ Die hohen Qualitätsstandards gewährleistet Frielinghaus durch die BRC- und ISO-Zertifizierungen. Im Zuge des Wechsels in der Geschäftsführung hat ein großer Wandel in der Unternehmenskultur stattgefunden, berichtet Thomas Kloubert. „Früher hatte die Familie das Sagen. Jetzt sind wir ein großes Team.“ Er sieht eine signifikante Leistungssteigerung, die auch auf die stärkere Einbindung der Mitarbeiter und eine Führung auf Augenhöhe zurückzuführen sei. Insgesamt sei man offener geworden. So hat das Unternehmen seine Produktion für Besucher geöffnet.
Recyclinganteil erhöhen
Das Nachhaltigkeitsthema steht auch intern ganz oben auf der Agenda. Um die Energieverbräuche zu senken, wurde viel investiert in vollelektrische Maschinen; Kälteanlage und Druckluftsystem wurden ausgetauscht. In der Produktion soll der Anteil an Recyclingmaterial in den kommenden fünf Jahren von 13% auf 25% bis 30% erhöht werden. Angestrebt ist ein Unternehmenswachstum von etwa 10% pro Jahr. „Wir sind in der Lage, weitere Kapazitäten zu generieren und haben auch noch nicht den gesamten Park ausgelastet“, so der Geschäftsführer.