Ein Wort zur Pneumatik – oder warum wir heute im Rohbau eigentlich keine Druckluft mehr brauchen

Ein Wort zur Pneumatik – oder warum wir heute im Rohbau eigentlich keine Druckluft mehr brauchen

Druckluft, unter Technikern besser bekannt als Pneumatik, ist ein tolles Medium. Hohe Leistungsdichte, sauber, leicht zu transportieren und zu verteilen, Ex-Schutzsicherheit waren die Kriterien, die in den Anfängen der Industrialisierung den Siegeszug dieses Antriebsmediums befeuert haben.

Unter Tage war Druckluft der Standard nicht nur für Presslufthammer, sondern auch für die Maschinen, Förderbänder und Loks. Erste Logiksteuerungen waren pneumatisch und auch die Automatisierungstechnik war lange von der Druckluft geprägt, auch weil mit dem Druckluftzylinder ein einfaches, kompaktes und leicht steuerbares Antriebselement bereitstand.

Installation und Wartung von pneumatischen Anlagen können von jedem Mechaniker durchgeführt werden, anders als bei der Elektrik, bei der speziell ausgebildetes Fachpersonal gefordert ist.

Im Karosseriebau der Automobilindustrie war die Druckluft die treibende Kraft auf dem Weg zur Vollautomatisierung. Pneumatische Spannelemente, pneumatische Schwenk- und Verfahrachsen, pneumatische Schweißzangen, pneumatische Handhabungsgeräte, über Pneumatik erzeugte Vakuumsauggreifer, Druckluftzuführsysteme für Bolzen, Nieten und Schrauben - kaum ein Anlagenteil, der auf das kostbare Medium verzichten kann. Auch deshalb gehört die flächendeckende Installation eines kompletten Druckluftnetzes in der Karosseriefabrik bis heute ebenso zum Standard wie das Stromnetz. Genau genommen sind es sogar zwei Netze, ein Niederdruck 6 bar und ein Hochdruck 12 bar Netz, auf das nicht verzichtet werden kann. Beim Blick zur Hallendecke ist das in gut dimensionierten Verrohrungen (Durchmesser definiert die Förderleistung) ausgeführte Netz sichtbar und besonders an produktionsfreien Tagen auch hörbar. Leckagen sind in den oft aus den ersten Bauabschnitten stammenden Installationen an der Tagesordnung.

Das alles ist sinnvoll, solange Pneumatik in den Anlagen dominiert. Aber genau das ist in den meisten der derzeit in Europa installierten Fertigungsstraßen nicht mehr der Fall!

Pneumatikspanner - der letzte Mohikaner

Das wichtigste Betriebsmittel, der Industrieroboter, wird servoelektrisch betrieben. Förderbänder, Aufzüge, Transportlinien sind elektrisch.

Schweißzangen, Nietzangen, die meisten Klebezangen ebenfalls. Mit Druckluft werden eigentlich nur noch die Spannelemente angesteuert, die meisten davon ausgerüstet mit Zylindern, die wenig größer sind als ein Schnapsglas. Zwar sind es viele Schnapsgläser, die bei einem Fertigungszyklus pro Minute gefüllt werden müssen. Wenn man im Vergleich dazu den technischen Aufwand der Netzinstallation und die in den Kellerräumen untergebrachten Kompressorenhallen sieht, kann kaum mehr von einer wirtschaftlichen Investition gesprochen werden. Es herrscht einfach keine Verhältnismäßigkeit, besonders wenn diese Halle auf der Grünen Wiese gebaut wurde. Aber auch bei vorhandener Grundinstallation muss die Druckluft für jede Zelle verfügbar gemacht werden mit Anschluss, Filterung, Ölung, Druckregelung, Verteilung und Wasserabscheidung etc.

Sicher, elektrische Spannelemente sind in der Anschaffung teurer als pneumatische. Bei pragmatischer Betrachtung der Gesamtkostensituation gibt es aber heute kaum mehr ein Argument, das noch für Pneumatik spricht.

Besonders nachdem Tünkers die ‘grüne‘, d.h. elektrische Baureihe nunmehr deutlich ausgebaut hat.

Aktuellste news

Weltpremiere: XR Stager auf Apple Vision Pro an der Siemens Power Academy

Weltpremiere: XR Stager auf Apple Vision Pro an der Siemens Power Academy

Am 17. April erlebte die Siemens Power Academy in Nürnberg ein besonderes Ereignis: Die VISORIC GmbH führte vor einem begeisterten Publikum ihre innovative XR Stager Plattform live vor. Diese Veranstaltung…

Cybersicherheit beim Online-Trading: 5 Tipps für mehr Sicherheit

Cybersicherheit beim Online-Trading: 5 Tipps für mehr Sicherheit

Das Internet hat Trading erheblich verändert und zugleich durch das Aufkommen von Bitcoins und anderen Kryptowährungen neue Möglichkeiten eröffnet. Doch so praktisch und effizient ein Handeln heutzutage online möglich ist,…

Aktuellste Interviews

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Interview mit Olaf Thode, Geschäftsführer der Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH

Mit Fachkenntnis und Empathie die Patienten unterstützen

Die Santec Hilfsmittel für Behinderte GmbH blickt mit inzwischen zwei Filialen in Mittelhessen auf fast vier Jahrzehnte Erfahrung im Sanitätshausgeschäft zurück. Neben Pflegebetten und Aktivrollstühlen vertreibt das Unternehmen mit ERGOFITair…

Re:build the future

Interview mit Timo Brehme, einem der vier Geschäftsführer des Beratungs- und Architekturbüros CSMM – architecture matters

Re:build the future

CSMM – architecture matters gilt als eines der führenden Planungs- und Beratungsunternehmen für Büroarchitektur und Arbeitsweltkonzeption. Seit mehr als zwanzig Jahren begleitet das Unternehmen mit seinem über 100-köpfigen interdisziplinären Team…

Abrechnung leicht gemacht

Interview mit Christian Hartlieb, Geschäftsführer der Somentec Software GmbH

Abrechnung leicht gemacht

In der komplexen und sich ständig weiterentwickelnden Landschaft der Energie- und Wasserwirtschaft sind effiziente Abrechnungslösungen von entscheidender Bedeutung. Die sich verändernden regulatorischen Anforderungen, die steigende Nachfrage nach Transparenz und Genauigkeit…

TOP