Spar Dir das Sparen!

Andererseits

Ja und dann schließt sich natürlich die Frage an, was Wärmedämmung kostet. Ich hab mir das mal für mein nun nicht gerade kleines Haus durchrechnen lassen, und soweit ich mich erinnere, lagen die Kosten für eine Wärmedämmung bei rund 30.000,- Euro. Wenn ich durch die Dämmung nun durchschnittlich monatlich 100,- Euro spare, rentiert sich die Wärmedämmung schon nach 300 Monaten sprich nach 25 Jahren, bei 200,- Euro bereits nach rund 12 Jahren.

Was ich mich nun frage, ist, steigen die Energiekosten vielleicht nicht nur aufgrund der vielbeschworenen Energieknappheit sondern auch deshalb, weil immer mehr Häuslebauer Energiekosten einsparen wollen, die Energieversorger aber weiterhin Geld verdienen wollen? Ist also der Anstieg der Energiekosten auch darauf zurückzuführen, dass immer mehr Menschen Energiekosten einsparen wollen und müssen?

Lassen wir die Antwort oder besser die zahlreichen möglichen Antworten einmal auf sich beruhen. Mir geht es um etwas anderes, darum dass die Aussage „Wärmedämmung spart Energiekosten“ nur die halbe Wahrheit ist. Mag sein, dass Wärmedämmung Energiekosten spart, nicht sparen kann ich mir hingegen die Kosten für die Wärmedämmung und steigende Energiepreise.

Ich erinnere mich an viele Sprichwörter meines Großvaters, von denen das Eine lautete: „Sag immer die Wahrheit aber nicht jede Wahrheit immer.“ So ist das wohl auch bei denen, die mit dem Satz „Wärmedämmung spart Energiekosten“ werben. Sie suggerieren, dass man sparen kann, sprechen aber nicht darüber, dass vor dem Sparen erst einmal nicht unwesentliche Kosten anfallen.

Das zweite Sprichwort meines Großvaters lautete: „Sparste was, dann haste was. Haste was, dann biste was.“ In der Welt, in der wir leben, in der der Maßstab aller Dinge offenbar nur noch der Konsumindex und die Kauflaune sind, in der Glück und Zufriedenheit mit der Menge des zur Verfügung stehenden Gelds und der Kauflaune verwechselt werden, gilt dieser Satz nicht mehr. Nicht nur aufgrund der aktuellen Zinssituation sondern aufgrund der Tatsache, dass das Wirtschaftswachstum das einzige Kriterium zu sein scheint, an dem der Wohlstand gemessen wird, gilt heute vielmehr „Spar Dir das Sparen.“

Lang lang ist’s her, dass ich ein kleiner Junge war und ein Sparbuch hatte, auf das ich fleißig einzahlte, um mir dann irgendwann etwas Schönes zu kaufen. Sparen hatte ein Ziel, sparen war ein Teil der Vorfreude, Sparen lohnte sich. Das scheint vorbei zu sein. Was du heute sparst, musst du morgen doppelt und dreifach zahlen.

„Heute kaufen, morgen zahlen“ – das ist das Credo unserer Zeit, Nullprozent-Finanzierung für die neue Küche, das neue Sofa, das neue Handy, den neuen Fernseher. Zahlen muss man erst in ferner Zukunft, dann, wenn die Scharniere der ehemals neuen Küche längst knarren, das Sofa durchgesessen und die Anschaffung des nächsten Fernsehers oder Handys ansteht. Womit ich bei einem weiteren Sprichwort meines Großvaters wäre: „nix ist umsonst.“

In der Tat, nix ist umsonst, und wer heute nicht zahlen will oder kann, wer sich einlullen lässt von Nullprozent- oder Sonderfinanzierungen, der zahlt später - und der zahlt drauf!

„Ich bin doch nicht blöd“, heißt es in einer allseits bekannten Werbung. Das Fatale ist, die Kunden beziehen das auf sich, sie denken, sie seien nicht blöd, wenn sie bei dem Unternehmen kaufen, das mit diesem Spruch wirbt. Das Geniale an diesem Werbespruch ist, dass die Macher nicht den Kunden meinen sondern sich selbst: sie sind es, die nicht blöd sind, sie sind es, die genau wissen, wie man Kunden bindet (oder soll ich besser sagen „dauerhaft fesselt“?). Die Macher wissen genau, dass es ein ökonomisches Grundprinzip ist, dass „nix umsonst“ ist.

Blöd ist, wer’s trotzdem glaubt. Wer immer noch glaubt, dass die 30% Schokobrotaufstrich gratis sind, und er spart, wenn er zwei von irgendetwas nimmt und das dritte dann umsonst ist, der hat – um das mal sehr deutlich auszusprechen – nichts kapiert, der weiß nicht, in was für einer Welt er lebt. Und genau das soll er auch nicht wissen.

Mein Tipp: sparen Sie sich alles, wo drauf steht, dass Sie „sparen“ können. Und googlen Sie mal „Diogenes in der Tonne“.

Ein Kommentar von Georg-W. Exler

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