Wirtschaftsforum: Herr Waldner, die letzten Jahre waren für die Veranstaltungsbranche pandemiebedingt sehr schwierig. Wie ist die WT Wien Ticket GmbH aus der Coronazeit hervorgegangen?
Thomas Waldner: In dieser Zeit ist unsere gesamte Branche zum völligen Stillstand gekommen. Wien Ticket musste seine Prozesse von einem Tag auf den anderen um 180 Grad drehen: Es kam zu Massenstornierungen, Ticketkäufe mussten rückabgewickelt werden, inklusive der unterschiedlichen Preisbestandteile wie Steuern und Gebühren. Es wurden Gutscheine ausgestellt, es mussten Kunden informiert werden. Die Lage war ungewiss, Prognosen, wie es weitergehen würde, waren nicht möglich. Uns war sehr wichtig, unseren Käufern in so einer schwierigen Lage den bestmöglichen Service zu bieten, sowohl im B2B- als auch im B2C-Bereich. Das haben wir erfolgreich gemeistert und dementsprechend fiel auch das Feedback der verschiedenen Veranstalter an uns aus. Während der ganzen Zeit hatten wir keinerlei Einnahmen. Ausgelastet waren wir trotzdem, weil ja die Rückabwicklung bewältigt werden musste. Ich selbst bin seit Juli letzten Jahres im Unternehmen, kam also nach der ‘heißen Phase’ der Pandemie. Meinen Vorgängern in der Geschäftsführung spreche ich ausdrücklich Dank dafür aus, dass sie wirtschaftlich so sorgfältig gearbeitet haben, dass wir die letzten Jahre noch gut über die Runden gekommen sind und keinem unserer Mitarbeiter kündigen mussten.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
Thomas Waldner: Die WT Wien Ticket GmbH ist eine Tochter der Wien Holding. Unsere Gesellschafter sind die Wien Holding, die Wiener Stadthalle und die Vereinigten Bühnen Wien. Wir verstehen uns als Full Service-Dienstleister, das heißt, wir begleiten unsere Kunden vom ersten Kontakt bis zum Ende der Veranstaltung. Wenn der Kunde es wünscht, stellen wir ihm auch die Scaneinrichtungen und das Personal für den Kassendienst zur Verfügung. Insgesamt haben wir rund 50 Mitarbeiter und setzen jährlich zwischen 5,5 und 6 Millionen EUR um.
Sehr stark ist Wien Ticket im Bereich Musical und Show, aber auch im Sport haben wir einen Schwerpunkt. In Wien und Umgebung sind wir den Menschen durchaus ein Begriff; im restlichen Österreich hat uns Corona ein wenig gehemmt. Mit unserer neuen Marke ticket.at versuchen wir jetzt auch österreichweit Fuß zu fassen, was auch schon gut anläuft.
Wirtschaftsforum: Wie sehen Sie Ihre Aufgabe im Unternehmen? Sind Sie mehr operativ tätig oder eher der strategische Kopf?
Thomas Waldner: Ich war immer eher der Hands-on-Typ. Meine Aufgabe ist es, Marktanteile zu gewinnen: Veranstalter und Kunden anzusprechen, Locations zu organisieren und die Vorteile, die Wien Ticket bietet, an den Mann oder die Frau zu bringen. Und das Ganze sowohl im operativen – der Vertrieb läuft zurzeit maßgeblich über mich – als auch im strategischen Sinne. Wien Ticket ist ein kleineres, agiles Unternehmen mit Start-up-Charakter, und genauso führe ich es auch: Wir haben sehr flache Hierarchien; Entscheidungen werden im Konsens getroffen. Wir werden jetzt erst einmal sehen, wie sich die Dinge für uns hinsichtlich Umsatz und Auslastung in 2023 entwickeln werden. Je nachdem werden wir im kommenden Jahr wieder etwas mutiger agieren, was Expansion und Erweiterung betrifft.
Wirtschaftsforum: Welche der Ziele, die Sie für Wien Ticket haben, konnten Sie schon verwirklichen und was haben Sie noch vor?
Thomas Waldner: Es ist mir gelungen, für Seiler und Speer, einen der aktuell größten österreichischen Acts, den exklusiven Vorverkauf für ganz Österreich zu übernehmen. Das war schon ein Ausrufezeichen in der Branche. Für mich ist das ein ‘Ankerkunde’, denn in seinem Windschatten kommen andere mit. Dies war sicher ein wesentlicher Pfeiler, den ich einschlagen konnte. Zudem haben wir es geschafft, uns im Sportbereich als Vertriebspartner der beiden größten österreichischen Fußallclubs Wien Austria und Rapid Wien zu etablieren.
Wirtschaftsforum: Wodurch zeichnet sich Wien Ticket besonders aus und wo möchten Sie das Unternehmen mittelfristig sehen?
Thomas Waldner: Uns ist kein Kunde zu klein. Jeder Kunde wird bei uns mit der gleichen Qualität und auf dem gleichen hohen Servicelevel behandelt. Diese Breite, die wir abdecken, ist einer unserer USPs. Darüber hinaus verzichten wir auf Gebühren, die andere Anbieter erheben. Das ist einer der Gründe für die hohe Kundenzufriedenheit, die wir erreichen. Wien Ticket soll österreichweit ein attraktiver Partner und sowohl B2B als auch B2C ein Name sein. Die ersten Schritte auf dem Weg dorthin haben wir bereits gemacht. Persönlich habe ich mir vorgenommen, NFT-Ticketing und Blockchain-Technologie für den Ticketmarkt zielführend einzusetzen, etwa im Sinne fälschungssicherer Tickets und mehr Kundenfreundlichkeit beim Verkauf.
WT Wien Ticket GmbH
Hütteldorfer Straße 2f
1150 Wien
Österreich
Tel. +43 1 58885500
office(at)wien-ticket.at
www.wien-ticket.at