Mit Tradition brechen

Interview mit Johannes Karl, Geschäftsführer der Schutt-Karl GmbH

Auf 70 erfolgreiche Jahre kann das Familienunternehmen Schutt- Karl inzwischen zurückblicken. 1953 wurde es von Josef Karl als Handelsbetrieb für Altmetalle gegründet. Das Geschäft wurde bald darauf um Transportdienstleistungen ergänzt. Enkel Johannes Karl ist heute Geschäftsführer in der 3. Generation und leitet das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Johann.

„Er hat das Unternehmen mit 24 Jahren übernommen und immer weiter vergrößert. Unter anderem hat er die Bereiche Recycling – seitdem unser Steckenpferd – und Entsorgung auf- und ausgebaut“, berichtet Johannes Karl. 1997 wurde die erste Baustoffrecycling-Anlage gebaut, und Schutt-Karl wurde Gründungsmitglied im bayrischen Landesverband Baustoffrecycling.

Der 20.000 m² große Recyclingpark wurde 2021 um 40.000 m² erweitert. „Das ist schon eine wirklich große Fläche. Wir haben das mit dem Ziel getan, möglichst alles aufzubereiten, was geht“, erklärt Johannes Karl. Im gleichen Zuge wurde ein neues Bürogebäude gebaut.

Nach nunmehr einem halben Jahr im Neubau fällt die Bilanz der Familie Karl bereits positiv aus: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, so der Juniorchef. Rund 50 Mitarbeiter sind am Firmensitz beschäftigt. Um gute neue Mitarbeiter zu gewinnen, habe man verstärkt Social Media genutzt, erzählt Johannes Karl.

Brechen, Sieben, Sortieren

Schutt-Karl ist nicht wählerisch. „Wir nehmen alles an verwertbaren Müll“, sagt Johannes Karl. Er erklärt, wie das Recyclingverfahren bei Bauschutt abläuft: „Bei einem Hausrückbau wird das Gebäude erst entkernt. Zunächst werden nicht-mineralische Abfälle abgebaut. Der Abbruch erfolgt dann sortenrein; der Bagger bricht ab und trennt das Material. Der Bauschutt kommt anschließend zu uns. Hier wird er sortiert, entweder händisch oder maschinell, große Brocken werden zerkleinert und zum Teil pulverisiert.“ Durch Brechen, Sieben und Sortieren werden so Sand, Splitt und Schotter hergestellt. Der Recyclingschotter wird beispielsweise für den Straßen- und Wegebau, zur Boden- und Baugrundverbesserung sowie für Fundamente und Filterschichten verwendet. Recyclingsand wird als Material für Baugrubenverfüllungen, Leitungskanäle und Arbeitsraumhinterfüllungen genutzt.

Nachhaltig Bauen

„Der Trend geht dahin, mehr Recyclingschotter als Naturschotter zu verwenden. Die ersten Kommunen und öffentliche Auftraggeber schreiben inzwischen sogar vor, dass Recyclingbeton benutzt werden muss. Das Thema ist stark im Kommen“, sagt Johannes Karl. Schutt-Karl nutzt das Material auch für eigene Zwecke: Für den Bau der neuen Recyclinghallen, den Büroneubau und die Außenanlagen wurden die eigenen Zuschlagstoffe für Beton verwendet. „Die Herstellung von Zuschlagstoffen ist etwas aufwendiger, das kann nicht jeder. Hier ist es enorm wichtig, dass keine Fremdstoffe enthalten sind und die Qualität der Ausgangsstoffe stimmt.“, erläutert der Geschäftsführer. Die Entwicklung hin zum Recyclingbeton findet er nicht nur im Hinblick auf sein Geschäft wichtig: „Der Nachhaltigkeitsgedanke steht natürlich oben an. Aber es ist auch eine Frage der Verfügbarkeit, denn die Naturmaterialien werden knapper.“ Schutt-Karl war immer Vorreiter im Bereich Recycling und ist deshalb auch der einzige Anbieter für Recyclingbeton im Landkreis. Das bedeute aber keineswegs, dass ihnen Ausgangsmaterial in Hülle und Fülle zur Verfügung stehe, macht Johannes Karl deutlich: „Es ist schon schwierig, an den Betonschutt zu kommen, besonders hier auf dem Land. Die Zahl der Betonbauten ist bei uns begrenzt.“ Schutt-Karl bedient einen Umkreis von rund 50 km. Viele Baufirmen in der Region sind langjährige Kunden. Da das Unternehmen auch Gartenabfälle annimmt und Rindenmulch und Humus verkauft, hat es nicht nur gewerbliche, sondern auch viele private Kunden. „An den Wochenenden kommen sehr viele zu uns. Auch in diesem Bereich haben wir eine große Zahl von Stammkunden“, berichtet Johannes Karl. Um die vielen Privatkunden zu erreichen, betreibt Schutt-Karl intensives Social Media-Marketing.

Recycling weiter ausbauen

Auch im eigenen Unternehmen bemüht man sich um Nachhaltigkeit. Der Neubau wurde mit einer Wärmepumpe versehen, die Hallen sollen noch mit Photovoltaik ausgestattet werden, die Büros sind papierlos, die Fahrer erhalten ihre Aufträge digital auf den Tablets. Die Unternehmenskultur bezeichnet Johannes Karl als familiär. Er sagt: „Wir haben flache Hierarchien und leben ein gutes Miteinander. Man kennt sich und kann jederzeit miteinander reden. In unserem Neubau haben wir Extra-Räume geschaffen, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Auch die modernen Maschinen kommen den Mitarbeitern zugute. Fremdstoffe auszusortieren funktioniert allerdings nicht immer automatisch.“ Der Bauboom der letzten Jahre habe sich positiv ausgewirkt, so der Juniorchef. Derzeit verzeichne man auch noch keine Rückgänge. Der Generationsübergang verläuft fließend. „Mein Vater wird nie ganz aufhören und ist immer noch sehr involviert. Aber er lässt mich arbeiten“, so Johannes Karl. Sein Ziel ist, das Unternehmen in den kommenden Jahren weiter voranzubringen. „Das Thema Recycling wollen wir noch weiter ausbauen. Es gibt schon Ideen, in welche Bereiche wir hier noch einsteigen können. Das Ziel ist nicht, unbegrenzt zu wachsen. Wichtig ist uns vor allem, ein guter Arbeitgeber zu sein und familiär zu bleiben“, betont er.

Schutt-Karl GmbH
Josef-Karl-Straße
91790 Burgsalach
Deutschland
+49 9147 94330
info(at)schutt-karl.de
www.schutt-karl.de

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