Milch neu denken
Interview mit Alwine Hemme, Vertrieb und Marketing, Prokuristin der Hemme Milch GmbH & Co Vertriebs KG

Seit 1589 wird auf dem Hemme Hof im niedersächsischen Wedemark Landwirtschaft betrieben. Heute ist dafür mit Jörgen Hemme die 18. Generation verantwortlich; mit seiner Tochter Alwine Hemme, einer studierten Betriebs- und Kulturwissenschaftlerin, steht die 19. Generation bereits in den Startlöchern. „Ich war ursprünglich nicht als Unternehmensnachfolgerin vorgesehen“, erzählt Alwine Hemme.
„Nach dem Studium in Lüneburg und ersten Berufserfahrungen bei einem mittelständischen Unternehmen wurde mir jedoch klar, dass ich selbst gestalten und eigene Entscheidungen treffen wollte, um Dinge zu ändern und zu verbessern.“ 2022, in der Nach-Corona-Zeit, trat Alwine Hemme in das Familienunternehmen ein. Seitdem führt sie gemeinsam mit ihrem Vater den traditionsreichen Betrieb – mit innovativer Technik und zukunftsweisenden Ideen. „Mein Vater übernahm den Hof 1992“, sagt Alwine Hemme. „Er vergrößerte nicht nur die Anzahl der Kühe, sondern forcierte vor allem die Markenbildung und den Direktvertrieb von Milchprodukten vom eigenen Hof, sodass die Marke Hemme über die Region hinaus bekannt wurde.“
Wachsen gegen den Trend
Die Hemme Milch GmbH & Co. Vertriebs KG steht heute für eine Gruppe mit zwei Standbeinen. Neben dem landwirtschaftlichen Betrieb mit 18 Mitarbeitern gibt es einen gewerblichen Betrieb, in dem rund 30 Mitarbeiter in den Bereichen Verarbeitung, Logistik, Vermarktung und Vertrieb tätig sind. Das Portfolio wird bestimmt von frischer Vollmilch und Naturjoghurt im Basissortiment und Eiskaffee, Schokomilch, Kakao, Pudding und Fruchtjoghurt in der Genussschiene. Bei Verbrauchern beliebt sind alle Hemme-Produkte.
„Vor allem mit dem Fruchtjoghurt sind wir über viele Jahre gewachsen“, so Alwine Hemme. „Und zwar gegen den Trend. Dass wir Marktanteile gewonnen haben, während der Absatz von Fruchtjoghurt aufgrund seines Zuckergehalts eher zurückgegangen ist, liegt an unserer exzellenten Joghurtbasis, guten Joghurtkulturen und einer langen Reifezeit. Dadurch ist der Joghurt besonders bekömmlich – und lecker.“
Weil Alwine Hemme mit den eigenen Produkten unterschiedlichste Verbraucherbedürfnisse abdecken möchte, veränderte sie das Basissortiment – mit kompetenter Unterstützung ihres Vaters und Herr Carstens aus der Produktentwicklung. „Der Markt für Vollmilch ist eher rückläufig. Deshalb habe ich nach Alternativen geschaut und laktosefreie Milch in das Angebot aufgenommen“, sagt sie. „Damit sind wir in Deutschland der einzige regionale Betrieb.“
Mit frischer Vollmilch, Milch war Hemme gut aufgestellt, es blieb jedoch eine Lücke – ein Pflanzendrink als vegane Milchalternative, die gerade bei jungen Verbrauchern im Trend liegt. Fast drei Jahre tüftelte man bei Hemme an der Idee, ein eigenes, regionales Hafergetränk zu entwickeln. Inzwischen ist es da, in gewohnter Hemme-Frische-Qualität und in ungewöhnlicher Verpackung. „Am Anfang stand der Entschluss, auf dem eigenen Acker Hafer anzubauen“, erzählt Alwine Hemme.
„Gemeinsam mit Partnern entwickelten wir eine Rezeptur und feilten an der Technik. Heute können wir einen Haferdrink abbilden, der, wie Frischmilch, gekühlt werden muss und für vollmundigen Geschmack und natürliche Rohstoffe steht. Mit Hafer als nachwachsendem Rohstoff können wir weiter wachsen, ohne die Zahl der Milchkühe zu erhöhen.“
Die Milch macht‘s. Und die Verpackung
Auf dem Hof in Wedemark findet Hemme Milch beste Voraussetzungen für Produktion und Vertrieb der Milchprodukte; hier wird die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet – vom Melken der rund 400 Kühe bis zur Abfüllung in die Verpackung. „Wir sind nicht nur mit der laktosefreien Milch und der Hafermilch neue Wege gegangen, sondern auch in Sachen Verpackung“, betont Alwine Hemme.
„Unsere Hafermilch bieten wir in einem optisch ansprechenden, leichten Milchbeutel an, der aufgrund seiner Ergonomie standfest ist und sich selbst wieder luftdicht verschließt.“ Erhältlich ist die Hafermilch, so wie andere Hemme-Produkte, im Lebensmitteleinzelhandel; zu den Kunden zählen unter anderem Edeka und Rewe. Auf dem Hof in der Wedemark hofft man,, dass sich die veganen Produkte weiterhin gut im Sortiment etablieren – und irgendwann die 20. Generation den Hof in die Zukunft führen wird. Vielleicht mit Porridge oder anderen Neuheiten.