Kunststoffkompetenz: Innovation trifft Nachhaltigkeit
Interview mit Peter Eckerstorfer, Geschäftsführer der Röchling Industrial Oepping GmbH & Co KG und Director Machined Components Europa von Röchling Industrial
Wirtschaftsforum: Herr Eckerstorfer, Röchling Industrial Oepping ist Teil einer international agierenden Gruppe. Wie ist die Gruppe aufgestellt und welche Aufgaben übernehmen Sie?
Peter Eckerstorfer: Bei der Röchling-Gruppe handelt es sich um ein 1822 gegründetes deutsches Familienunternehmen, das sich auf die drei Bereiche Industrial, Automotive und Medical konzentriert. Im Bereich Industrial fertigen wir Kunststoffanwendungen für die Industrie weltweit. Die Tochtergesellschaft aus Oepping, für die ich seit 2015 als Geschäftsführer verantwortlich bin, ist führender Hersteller von hochwertigen Verschleißteilen für die Papierindustrie, den Allgemeinen Maschinen- und Anlagenbau, der Agrarindustrie sowie der Alpinindustrie. Seit 1993 gehört das Unternehmen zur Röchling-Gruppe. Heute sind hier 350 Mitarbeiter beschäftigt. Zusätzlich zu meiner Rolle als Geschäftsführer in Oepping, bin ich innerhalb der Division Industrial als Director Europa für 16 Schwesterwerke im Bereich Machined Components (Fertigteile) verantwortlich.
Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das Produktportfolio skizzieren?
Peter Eckerstorfer: Wir sind bei Röchling Industrial komplementär aufgestellt und fertigen sowohl Halbzeuge als auch fertige Produkte; thermoplastische Kunststoffe und Composite Werkstoffe wie Glasfaser und Carbonfaser Werkstoffe. Die breite Aufstellung hinsichtlich Technologien, Materialien und Prozessen differenziert Röchling vom Markt und macht das Unternehmen zum idealen Partner für Originalgerätehersteller (OEMs). Am Standort in Oepping agieren wir als Kompetenzzentrum für die Papier- und Agrarindustrie – für deren spezielle Bedürfnisse wir individuelle Lösungen entwickeln. Anwendungen aus Keramik und Gummigrafit ergänzen unser Kunststoff-Portfolio für die Kunden in der Papierindustrie. Da jede Maschine anders ist, ist Individualität ein wichtiges Charakteristikum. In 60 Ländern der Welt von Brasilien bis Japan setzen Papierfabriken unsere Produkte und Lösungen ein. In der Agrarindustrie kommen unsere Produkte vor allem in der Erntetechnik und Bodenbearbeitung zum Einsatz. Verschleißteile spielen in beiden Kundensegmenten eine zentrale Rolle.
Wirtschaftsforum: Röchling Industrial Oepping genießt international einen hervorragenden Ruf und ist weltweiter Marktführer in seiner Marktnische. Wo liegen die Stärken?
Peter Eckerstorfer: Unser Spirit und die Motivation immer einen Schritt voraus zu sein, hat unser Unternehmen dort hingebracht, wo es heute steht. Dazu zählen zahlreiche Innovationen. Vor allem die Kombination von unserem Kunststoffwissen mit der Kenntnis der Prozesse unserer Kunden ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wir wissen wie man Papier herstellt und können Kunden bei der Optimierung ihrer Produktion unterstützen. Diese Expertise hilft uns sowohl beim Kunden als auch im Gespräch mit OEMs.
Wirtschaftsforum: Corona, der Krieg in der Ukraine und damit verbundene Folgen wie hohe Energiepriese haben viele Unternehmen gefordert. Wie geht Röchling Industrial Oepping mit den Krisen der Zeit um?
Peter Eckerstorfer: Corona hat zunächst zu großer Verunsicherung geführt. Gemeinsam, auch durch enge Abstimmungen mit anderen Konzerngesellschaften und Ländern, konnten wir die Situation allerdings gut managen. Auf das Geschäft selbst hatte die Pandemie keine allzu großen Auswirkungen. Da das Onlinegeschäft boomte, wurde der Papierverbrauch sogar gesteigert. Durch den Krieg ist Europa unter Druck geraten. Wir spüren jetzt eine Zurückhaltung bei Investitionen, der Privatkonsum ist rückläufig. Anders sieht es im Agrarbereich aus, der sich stabil bis wachsend präsentiert. Trotz wirtschaftlich schwieriger Rahmenbedingungen stehen für Röchling die Zeichen auf Wachstum.
Wirtschaftsforum: Was steckt hinter dieser dynamischen Entwicklung unter erschwerten Vorzeichen?
Peter Eckerstorfer: Wir haben sehr viel für das Wachstum getan. Ein Schwerpunktthema ist in diesem Zusammenhang Nachhaltigkeit. Wir bieten konkrete Lösungen an und haben Produkte entwickelt, die Kunden einen Mehrwert bieten. Mit Kunststoffteilen leisten wir einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit, da zum Beispiel das Gesamtgewicht einer Anlage reduziert wird. Bei der Produktion von Industriekunststoffen wird zudem weniger CO2 ausgestoßen als dies bei der Herstellung von Stahl der Fall ist.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie konkret aus?
Peter Eckerstorfer: Die Röchling Nachhaltigkeitsstrategie basiert auf den drei Grundpfeilern People, Planet und Products. Unser Ziel ist es, den Anteil an nachhaltigen Produkten weiter auszubauen und damit Ressourcen zu sparen, unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und unsere eigenen Prozesse und Tätigkeiten nachhaltiger zu gestalten. Um dies zu erreichen, haben wir mit Röchling-BioBoom® und Röchling-ReLoop® zwei neue Produktfamilien entwickelt. Die Strategie wird von der Familie Röchling, dem Vorstand und allen drei Divisionen stark vorangetrieben.
Wirtschaftsforum: Fachkräftemangel und Digitalisierung sind weitere Schlagwörter der Gegenwart. Welche Rolle spielen sie für Ihr Unternehmen?
Peter Eckerstorfer: Dem demographischen Wandel begegnen wir in Oepping mit eigener Fachkräfte-Ausbildung. Dafür steht eine eigene Werkstatt mit modernsten Technologien wie Robotertechnik zur Verfügung. In den letzten Jahren haben wir die Zahl der Auszubildenden verdoppelt. Mitarbeiter empfehlen uns als Arbeitgeber in der Region weiter – ein Indiz für eine funktionierende Unternehmenskultur. Was die Digitalisierung betrifft, entwickeln wir uns Richtung ‘Smart factory’. Mit Röchling-Smart statten wir Kunststoffbauteile mit Sensoren aus, um messbare Daten wie beispielsweise Temperatur, Verschleißverhalten oder Lärm zu jeder Zeit zu erfassen, und wenn notwendig, auch zeitgerecht gegensteuern zu können. Intelligente Logiken und ausgeklügelte Systeme erlauben Anwendern damit völlig automatisierte und sichere Arbeitsabläufe. Zudem haben wir eine IoT-Plattform entwickelt, die diese Signale verarbeitet und den Kunden zur Verfügung stellt. Ein wichtiges Thema ist ‘Vorausschauende Wartung’. Basierend auf den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung werden wir neue Geschäftsmodelle entwickeln, um die Wettbewerbsfähigkeit der Kunden und unsere eigene abzusichern.
Röchling Industrial Oepping GmbH & Co KG
Röchlingstraße 1
4151 Oepping
Österreich
+43 7289 46110
oepping-robaproducts(at)roechling.com
www.roechling.com/oepping