Schon heute für morgen bauen

Interview mit Christoph Arpagaus, Geschäftsführer der Itten+Brechbühl AG

2022 feierte IB das 100-jährige Firmenjubiläum. 350 Mitarbeitende sind heute für das Büro tätig, das mit sieben Standorten die gesamte Schweiz abdeckt und auch thematisch breit aufgestellt ist. Gerade in Krisenzeiten ein Plus. IB plant und baut Kliniken, Alten- und Pflegeheime, Labore, Industrie- und Produktionsgebäude, Bahnhöfe, Flughäfen und Hotels.

Häufig in Zusammenarbeit mit renommierten internationalen Partnerbüros wie Herzog de Meuron, BIG oder Shigeru Ban Architects. Lösungen aus einer Hand sind das Markenzeichen des Schweizer Unternehmens. „Wir sind eines der wenigen Architekturbüros der Schweiz, das Kundinnen und Kunden vom Entwurf über die Planung bis zur Realisierung und Inbetriebnahme eines Gebäudes zur Seite steht“, resümiert Geschäftsführer Christoph Arpagaus. „Vom ersten Konzept bis zur Schlüsselübergabe, Architektur von A bis Z, das ist unser Alleinstellungsmerkmal.“

Visionäre Ideen und nachhaltige Gebäude

Herausragende Projekte in der gesamten Schweiz bezeugen die Kompetenz von IB. Dazu zählt unter anderem der IOC-Hauptsitz in Lausanne. Den Wettbewerb haben die Schweizer gemeinsam mit dem international renommierten Kopenhagener Büro 3XN gewonnen.

„Es ist eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt“, wie Christoph Arpagaus sagt. „Die international anerkannte LEED-Zertifizierung für ökologisches Bauen haben wir mit 100 Punkten gewonnen, ein Rekord. Wir konnten verschiedene Labels wie gutes Innenraumklima, Behaglichkeit, Auswahl der Materialien erreichen.“

Als lokaler Partner der Schweiz mit internationalen Architekturbüros zusammenzuarbeiten, ist dem Unternehmen wichtig; deren Entwurfsideen setzt IB in Bauwerke um. Mit dem in Kopenhagen und New York ansässigen Büro BIG plant das Büro derzeit den Ersatzneubau des Dock A am Zürcher Flughafen, mit Kengo Kuma ein 180 Meter hohes Bürogebäude in Holzbauweise für die UBS und mit Norman Foster sanierten und erweiterten sie das 5 Sterne Hotel Dolder Grand in Zürich.

Ein Highlight-Projekt ist auch der Schweizer Bosch-Hauptsitz; IB zeichnet für sämtliche Prozesse vom Entwurf bis zur Inbetriebnahme verantwortlich. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Bürogebäude realisiert und konnten eine entsprechende Kompetenz aufbauen“, sagt Christoph Arpagaus. „Workplaces of the future, new work, wer arbeitet wie in der Zukunft, das sind spannende Themen, mit denen wir uns beschäftigen. Ein weiteres zentrales Thema ist die Nachhaltigkeit“.

Wie IB Nachhaltigkeitsaspekte im Wohnungsbau umsetzt, zeigt das Projekt Minoteries der Stadt Genf, ein typischer Gebäudekomplex aus den 1970er-Jahren, für dessen Gesamtsanierung das Büro verantwortlich ist. Das Gebäude mit mehr als 300 Mietwohnungen sowie einer Bibliothek, einer Schule, Gemeinschaftszentren und Geschäften wurde energietechnisch saniert: Der Heizbedarf wird durch eine Hybrid-Heizlösung gedeckt, welche die Abwärme des Abwassers mittels einer Wärmepumpe nutzt.

Auf dem begrünten Dach wurden ausserdem Photovoltaikanlagen installiert. Die PV-Anlage wurde nicht einfach auf das Dach gesetzt, sondern etwas angehoben, sodass darunter eine Blumenwiese gepflanzt werden konnte. Eine gelungene und schonende Sanierung. „Wir konnten die Bausubstanz erhalten, das Gebäude energietechnisch auf den neusten Stand bringen, etwas für die Artenvielfalt tun und die Bewohnerschaft glücklich machen, die während der Sanierung größtenteil im Gebäude bleiben konnte.“

Architektur für Ansprüche von morgen

Nachhaltigkeit nimmt in der IB-Philosophie einen großen Raum ein, „weil wir unseren Kindern etwas Lebenswertes hinterlassen wollen“, wie Christoph Arpagaus erklärt. „Wir haben klare Ziele vereinbart, die am Pariser Abkommen angelehnt sind und mit denen wir in der Schweiz Standards setzen wollen. Dazu zählt, dass wir durch unsere Arbeit die biologische Vielfalt erhalten und CO2 reduzieren wollen, indem wir zum Beispiel sehr sorgfältig mit der Konstruktionsweise und Materialauswahl umgehen. Wir setzen auf energetische Sanierungen, brechen alte Gebäude nicht ab, sondern bauen Bestehendes weiter. Wir möchten Gebäude realisieren, die auch künftigen gesellschaftlichen Entwicklungen dienen und aus sozialer Sicht eine Zukunft haben.“

Digitale Tools sind für IB ein Hilfsmittel zur Arbeitserleichterung; wie 3-D-Visualisierungen und digitale Zwillinge. Auftraggebende profitieren von realistischen Darstellungen geplanter Gebäude, anhand deren sich Projekte optimieren lassen. „Wir wollen hochwertige Architektur, die den Zweck der Bauherrschaft und der Nutzenden erfüllt“, unterstreicht Christoph Arpagaus. „Nicht zuletzt müssen Projekte im Zeit- und Kostenrahmen bleiben; dafür sind wir bekannt und dem sind wir verpflichtet. Kontinuität ist uns wichtig. Wir möchten weiter gesund wachsen, Chancen nutzen und in der ganzen Schweiz zuverlässig unsere Leistungen anbieten.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Aktuellste news

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Einstieg in den Edelmetallhandel: Vertrauen, Bewertung und Substanz

Die klassischen Anlageformen stehen heute immer stärker unter Druck. Vor diesem Hintergrund gewinnt der Handel mit Edelmetallen zunehmend an Bedeutung. Gold gilt seit jeher als krisenresistenter Wertträger, der nicht nur…

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Interview mit Dr. Artem Goldmann, Geschäftsführer und Inhaber der EOS Medical Care GmbH

Zurück zur Wirtschaftlichkeit

Die Produkte der EOS Medical Care GmbH mit Sitz in Neunkirchen – Verbrauchsmaterialien für Dialysegeräte – sind zwar für viele Menschen lebenswichtig, aber an sich nicht außergewöhnlich. Außergewöhnlich sind die…

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Embodied Interface, wenn unser Körper selbst zum Interface wird

Was wäre, wenn Gesten, Blicke und Körpersprache nicht nur interpretiert, sondern als Eingabe genutzt werden? Mit Tools wie TouchDesigner und MediaPipe entsteht eine neue Form intuitiver, körperbasierter Interaktion.…

Aktuellste Interviews

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Interview mit Merlin Röttger, Geschäftsführer der GeisslerWista GmbH

Grüner Stahl – Hightech für den Klimaschutz

Stahl ist einer der wichtigsten Werkstoffe der modernen Welt – und seine Herstellung für rund neun Prozent der CO2-Emissionen weltweit verantwortlich. Die GeisslerWista GmbH aus Witten ist Teil dieses für…

Präzision unter Wasser

Interview mit Gerald Glaninger, Geschäftsführer der AQUACONSULT Anlagenbau GmbH

Präzision unter Wasser

Sauberes Wasser ist lebenswichtig und seine Aufbereitung eine technische Meisterleistung. Moderne Kläranlagen müssen zuverlässig, energieeffizient und nachhaltig arbeiten. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Belüftung, denn sie verbraucht oft den…

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Interview mit Agnieszka Mierzejewska, COO der aap Implantate AG

Silber gegen Biofilm: die Zukunft der Implantattechnik?

Trotz der Multikrise aus hohen Energiepreisen und Rohstoffknappheit konnte der Berliner Medizinproduktehersteller aap Implantate bei seinem zentralen Entwicklungsprojekt wichtige Fortschritte erzielen: Seine innovativen, antibakteriell oberflächenbehandelten Implantate sollen das Infektionsrisiko deutlich…

TOP