„Intelligente Lösungen statt Papier und Excel-Tabellen“
Interview mit Veronika Schweighart, COO der Climedo Health GmbH
Am Anfang stand eine gemeinsame Idee: Als sich die drei Gründer von Climedo zusammenschlossen, war ihr Anspruch, ihr Wissen im Bereich der digitalen Technologie sinnvoll einzusetzen. Sie wollten eine Software entwickeln, um das Gesundheitswesen besser zu durchleuchten. Alle Drei hatten am Center for Digital Technology and Management und an der TU München studiert und sind mit Startups in den Beruf gestartet. Veronika Schweighart, Mitgründerin und COO von Climedo, erzählt: „Gemeinsam mit Sascha Ritz und Dragan Mileski habe ich das Unternehmen 2017 ins Leben gerufen. Wir waren zunächst damit beschäftigt, ein Konzept für die strukturierte, nutzerfreundliche und datenschutzkonforme Datenerfassung zu definieren. Erst danach haben wir mit der Softwareentwicklung begonnen.“
Auf diesem Weg haben die Unternehmer deutschlandweit zahlreiche Ärzte interviewt und mit ihnen gemeinsam die größten Probleme definiert. Schnell landeten sie in der klinischen Forschung. Veronika Schweighart berichtet: „So haben wir als unsere Nische den Bereich entdeckt, in dem neu zugelassene Medikamente auf dem Markt hinsichtlich ihrer breiten Wirksamkeit und Sicherheit beobachtet werden. Im Praxisalltag haben wir festgestellt, dass hier noch viel mit Papier und Excel-Tabellen gearbeitet wird. Dadurch entstehen Silos, es fehlt die Verbindung zwischen alltäglicher Behandlung und medizinisch-wissenschaftlicher Evidenz.“
Diese bietet Climedo jetzt, mit mit ansprechenden Visualisierungen zur Beobachtung des Therapie-Effekts in Echtzeit. 2020 stellte das junge Unternehmen das offizielle Symptomtagebuch des Bundesgesundheitsministeriums und konnte sich damit auch im Bereich Datenschutz beweisen.
Intelligente Software zum Wohl der Patienten
Knapp 50 Mitarbeiter sind im Unternehmen beschäftigt. 170 Projekte wurden bereits durchgeführt. Mit 1,7 Millionen eingeschriebenen Patienten ist Climedo heute einer der führenden Partner für Pharma, Medizintechnik, CROs und akademische Institute. Auch gegenüber Konzernen konnte man sich gut behaupten.
„Wir wollen unser Produkt immer weiterentwickeln, auf dem Grundprinzip einer sehr einfachen und übersichtlichen Datenerhebung mit schöner Visualisierung. Unsere Mission ist, Patientinnen und Patienten mithilfe von intelligenten Softwarelösungen die bestmögliche medizinische Behandlung zu bieten“, erklärt Veronika Schweighart. Bisher ist Climedo in der DACH-Region tätig. Im nächsten Schritt ist geplant, im europäischen Raum weiter zu expandieren und in zwei bis drei Jahren auch darüber hinaus.
Erfolgreich sein, bescheiden bleiben
Über das Studium verfügt das Gründerteam über ein großes Netzwerk, das bei der Rekrutierung von Mitarbeitern hilfreich war, wie Veronika Schweighart berichtet: „Die ersten Mitarbeiter haben wir über persönliche Kontakte gewonnen. Über sie konnten wir weitere für uns gewinnen.“ Wichtig sind den drei Gründern ihre gemeinsamen Werte – so wichtig, dass sie diese definiert haben, noch bevor das Produkt entwickelt wurde.
Veronika Schweighart beschreibt die Unternehmenskultur: „Bei uns herrscht eine Vertrauenskultur. Wir wollen uns aktiv unterstützen, auch über das Arbeitsumfeld hinaus, und die unternehmerische Denkweise fördern. Erfolge sollen gefeiert werden, dabei bleiben wir aber bescheiden und auf dem Boden. Außerdem wollen wir visionär und optimistisch denken – unbändiger Wille verbindet sich mit Optimismus.“ Als ‘Climedo Champion’ wird regelmäßig ein Mitarbeiter ausgezeichnet, der diese Werte in besonderer Weise gelebt hat.
Experimentierfreude und unternehmerisches Denken gefragt
Mit Blick auf die Zukunft sagt Veronika Schweighart: „Unser Ziel ist, Europas führender Anbieter für patientenzentrierte Studiensoftware zu werden. Die Diversität der Studienteilnehmer wollen wir erhöhen. Im Hinblick auf die Patienten ist das Ziel eine KPI von zehn Millionen Patienten. Unseren gesellschaftlichen Impact messen wir über die Anzahl an Patienten, die von unserem System profitiert haben. Der Zielwert liegt bei 10 Mio. in den nächsten 3 Jahren. “
Um diese Pläne zu verwirklichen, setzen sie und ihre Geschäftspartner auf strategische Partnerschaften. Dafür suchen sie derzeit passende Partner. Veronika Schweighart ist überzeugte Unternehmerin. Sie sagt: „In einer Gesellschaft braucht es unternehmerisches Denken, um Probleme zu lösen. Es wäre noch mehr Experimentierfreude nötig, um zunächst in einem geschützten Rahmen Dinge auszuprobieren. Wenn das funktioniert, kann man den Rahmen erweitern.“
Sie plädiert dafür, eingefahrene Wege auch einmal zu verlassen und ist überzeugt: „Auch in einem Konzern oder lang etablierten Unternehmen kann und sollte man offen für Neues sein, denn daraus kann schnell etwas Großes entstehen.“ Veronika Schweighart weiß aus eigener Erfahrung, dass der Weg zum Erfolg nicht immer gradlinig verläuft und Fehler nicht nur menschlich, sondern unter Umständen auch nützlich sind: „Vor allem aus Fehlern lernt man, und Krisen sind immer auch Chancen“, betont sie. Sie verrät auch ihr Lebensmotto: „Man muss sein Glück selbst in die Hand nehmen. Dann kann scheinbar Unmögliches plötzlich möglich werden.“
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