„Das E-Rezept wird langsam ein altes Thema“
Interview mit Nour Al Hamwi, Inhaber der Apotheke Nour Al Hamwi e. K.
Wirtschaftsforum: Herr Al Hamwi, zum 1. Juli haben Sie die Sonnen-Apotheke in Bergkamen übernommen, die bereits auf eine über 50 Jahre lange Geschichte zurückblickt. Was hat Sie zu dieser Entscheidung bewogen?
Nour Al Hamwi: Ich hatte schon zuvor mehrere leitende Positionen in Apotheken innegehabt – die Selbstständigkeit und die damit einhergehende Führung eines eigenen Hauses waren dabei immer mein Ziel gewesen. Natürlich habe ich mich intensiv darauf vorbereitet und über die Jahre viele Ideen gesammelt, mit denen ich mich dann im Markt engagieren wollte. Als die Sonnen-Apotheke in Bergkamen zum Verkauf stand, war dann nicht nur für mich persönlich die Zeit reif für diesen Schritt, sondern auch eine gute Gelegenheit vorhanden.
Wirtschaftsforum: Warum haben Sie sich gerade für dieses Haus entschieden?
Nour Al Hamwi: Die Sonnen-Apotheke besteht an diesem Standort seit über 50 Jahren und ist in der gesamten Umgebung für ihr umfangreiches Sortiment sowie ihre kompetenten Beratungsleistungen bekannt. Zudem befinden sich im selben Gebäude zahlreiche Arztpraxen, wodurch die Patienten im Idealfall nahtlos mit Heil- und Hilfsmitteln versorgt werden können. Natürlich hat mich in besonderer Weise auch das Konzept sowie der langjährige Erfolg des vorherigen Inhabers überzeugt: Manche Mitarbeiter engagieren sich inzwischen seit 30 Jahren in unserem Haus – das ist ein enormer Vertrauensbeweis, dem natürlich auch ich gerecht werden möchte.
Wirtschaftsforum: Wie haben Sie sich dabei auf unternehmerischer Ebene auf Ihre neue Tätigkeit als Inhaber einer Apotheke vorbereitet?
Nour Al Hamwi: Im Pharmaziestudium lernt man ausschließlich die fachlichen Hintergründe der Herstellung und Zusammensetzung von Arzneimitteln kennen, aber erfährt keine relevante unternehmerische Ausbildung. Deshalb habe ich mich schon in den letzten Jahren umfangreich zu Managementthemen weitergebildet und dabei auch entsprechende Zertifikate erworben, um mir gerade im HR- und Prozessmanagementbereich wichtiges Know-how anzueignen – ein Schritt, den ich auch anderen selbstständigen Kollegen empfehlen würde: Denn gerade aus der Reflexion der eigenen Unternehmerpersönlichkeit können sich wichtige Impulse für den Geschäftsalltag ergeben.
Wirtschaftsforum: Darauf erhalten stationäre Apotheken oftmals die Antwort, sie müssten eben selbst digitaler werden – zum Beispiel mit dem E-Rezept.
Nour Al Hamwi: Dabei ist das E-Rezept schon wieder ein altes Thema. Der bundesweite Roll-out ist bereits im Sommer dieses Jahres erfolgt – und pro Tag bearbeiten wir gerade mal ein halbes Dutzend davon, wenn überhaupt.
Wirtschaftsforum: Woran hakt es?
Nour Al Hamwi: Ich wende mich gar nicht gegen die dahinterstehende Idee – die ist wirklich sehr gut und beseitigt auch einige Probleme, die Apothekerinnen und Patienten im Alltag bisweilen erleben. Ist von drei auf einem regulären Papierrezept verschriebenen Arzneimitteln beispielsweise nur eines unmittelbar in der Apotheke erhältlich, kann der Patient sein Rezept trotzdem nur ganz oder teilweise einlösen und nicht an Ort und Stelle eines der Präparate erwerben und die anderen beiden eben von einem anderen Anbieter beziehen. Beim E-Rezept ist das hingegen problemlos möglich. Auch die Kommunikation zwischen Ärztin, Apotheker und Patient läuft auf digitalem Wege natürlich einfacher, schneller und auch zuverlässiger ab. Doch anstatt ein kohärentes bundesweites System zur Ausstellung, Einlösung und Abrechnung von E-Rezepten zu implementieren, haben verschiedene Anbieter unterschiedliche Apps gelauncht, sodass die Kunden oftmals gar nicht wissen, welches System sie bei welcher Apotheke nutzen können. Das hat ganz unnötig Verwirrung gestiftet und die Akzeptanz des E-Rezepts in der breiten Bevölkerung entschieden beeinträchtigt. Mittlerweile wird die Idee verfolgt, die Ausstellung und Einlösung des E-Rezepts perspektivisch über die Krankenversicherungskarte vorzunehmen und zu dokumentieren – prinzipiell eine sehr elegante Lösung, weil der Patient seine Chipkarte in der Arztpraxis ohnehin dabei hat Doch das setzt nun wieder die Entwicklung einer neuen Software-Lösung und ihre bundesweite Implementierung in allen Arztpraxen und Apotheken voraus – eine Mammutaufgabe.
Apotheker Nour Al Hamwi e. K.
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